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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wagen, hatte man sie noch nie zuvor überfallen.
    »Und was ist mit dem Mädchen?«, hörte sie den einen nach einer Weile fragen.
    Alix schauderte. Was hatten sie mit ihr vor? Vielleicht war es besser, wenn sie sie umbrachten. Sie hielt den Atem an. Der Brechreiz hatte sie bei Bewusstsein gehalten.
    »Die sollen wir betäuben und mitnehmen - sonst nichts.«
    »Ich hätte da eine bessere Idee.«
    Er kicherte und spuckte wohl auf den Boden, weil sie hörte, wie er laut hochzog und sofort darauf zischte. Hoffentlich ließ man sie nicht mit diesem Mann allein. Wie es schien, wollte er sie bestimmt vergewaltigen, ausrauben und anschließend umbringen. Sein Kompagnon wollte sich dagegen wohl an die Abmachungen halten.
    Gütiger Himmel! War das etwa der Beginn einer Privatfehde, zu der sie selbst die Glut geschürt hatte? War der Erzbischof womöglich der Auftraggeber? Hatte Mortagne mit ihm Kontakt aufgenommen? Hielt sich Van Thiegen etwa irgendwo versteckt? Und La Tournelle! Hatte er die Menschenjagd angefangen? Mussten Jacques Cassex und seine Frau aus dem Weg geräumt werden? Alix hockte zusammengekauert auf dem Boden und schluchzte leise. Sie war zu schwach, um sich weitere Fragen zu stellen, und ihr Magen tat immer schlimmer weh.
    Ihr wurde wieder übel, und sie musste sich erneut erbrechen.
Ein zweiter Fußtritt in den Magen ließ sie vor Schmerz aufheulen. Diesmal war sie schlaff und wie leblos und leistete keine Gegenwehr, als man sie auf den Rücken eines Pferdes hievte.
    Das hässliche Geräusch von dem Schlag, den Juan auf den Kopf bekam, konnte sie nicht mehr hören.
    »Der hat vielleicht einen harten Schädel«, meinte der eine. »Bestimmt erholt er sich wieder!«
    »Verdammter Dummkopf!«, schimpfte der andere. »Wenn du ihn umgebracht hast, kriegen wir die Belohnung nicht.«
    »Ich sag’ dir doch, der Knüppel hat ihn nur gestreichelt.«
    Dann beugte er sich über den Kutscher und begann seine Taschen zu durchwühlen. Aber der andere kam sofort dazu und verpasste ihm einen Schlag in die Rippen.
    »Hände weg, Dummkopf! Wir sind keine Diebe, sondern Leibgarden.«
    »Was ist da schon für ein Unterschied?«, grummelte der andere.
     
    Die beiden Männer bestiegen wieder ihre Pferde und ritten im Galopp den Weg zurück, den sie gekommen waren. Einer hatte Alix vor sich aufs Pferd gebunden. Als sie etwa fünfzehn Meilen geritten waren, tauchte in der Ferne die Silhouette einer Gestalt auf, die auf einem Esel hockte. Gemächlich holperten die beiden über die Straße, die im gleißenden Sonnenlicht ganz weiß aussah. Allmählich war es ziemlich heiß geworden.
    Als sie näher kamen, sahen sie, dass es sich um einen Mönch handelte, der ihnen von weitem zuwinkte. Als sie ihn dann eingeholt hatten, hielt der Prälat sein Reittier an. Weil er das Gesicht in der Kapuze seiner Kutte vergraben hatte, konnte man nur seine runde, platte Nase sehen.
    »Na du, dir ist wohl kalt, was?«, machte sich einer der beiden Reiter über ihn lustig.

    Aber der kleine Prälat überhörte den Scherz einfach und sprach die Reiter an, ohne sich über ihren Spott zu ärgern.
    »Habt Ihr vielleicht eine Kutsche mit einer Frau und einem Kutscher gesehen?«
    Wieder lachten die beiden Männer aus vollem Hals los. Dann deutete einer auf Alix.
    »Die Frau ist hier.«
    Dann streckte er den Arm aus und deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Der andere ist da hinten geblieben. Ich fürchte, er ist noch nicht wieder zu sich gekommen.«
    »Oh, das ist aber eine sehr unangenehme Geschichte«, jammerte der Mönch. »Was hat die Frau denn getan, dass Ihr sie wie eine Diebin aufs Pferd gebunden habt?«
    »Schöner hättet Ihr es auch nicht sagen können, wenn Ihr sie wie eine Prinzessin in ihrem Wagen gesehen hättet, Abbé.«
    »Was hat sie denn verbrochen?«, wiederholte der Mönch seine Frage.
    »Monseigneur de Reims sagt, sie hat eine kleine goldene Statue aus dem Pfarrhaus der Kathedrale gestohlen.«
    »Aus dem Pfarrhaus? Das ist aber nun auch wirklich nicht der geeignete Ort, um goldene Statuen aufzustellen.«
    »Monseigneur sagt, sie stand dort nur, weil sie repariert werden sollte. Eine Hand der heiligen Jungfrau war beschädigt.«
    Auf einmal sah der Mann den kleinen Mönch misstrauisch an, der sich ganz in seine Kutte gemummelt hatte. Er runzelte die Stirn und kratzte sich an seinem stoppeligen Kinn. Dieser kleine Abbé war nicht so dumm, sich bei der Hitze ohne Grund im eigenen Saft schmoren zu

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