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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Vatikan! Dort wo Kardinal Jean de Villiers, der Onkel meines Mannes mütterlicherseits, seit beinahe fünfzehn Jahren zuhause ist.«

    »Eure Unverschämtheit kostet Euch den Kopf!«
    »Und wenn schon, Monsieur, ich habe Euch jedenfalls gesagt, was ich zu sagen habe. Ihr mögt die Frauen nicht, meinetwegen. Aber zum Glück bin ich eine von ihnen, die mutig genug ist, Euch die Stirn zu bieten.«
    »Euer Mut wird Euch bald gründlich schaden, mein Kind!«, höhnte er. »Jetzt kann ich mich wieder an Meister Jacques Cassex und seine Frau erinnern, die sich während seiner Abwesenheit einige Freiheiten genommen hat. Ihr seid das also, Ihr böses Weib! Wir werden Euch zertreten!«
    Alix machte einen Schritt zurück, und ihr Gesicht war abwechselnd hochrot und weiß vor Zorn.
    »Was soll das heißen - wir?«
    »Ja, wir! Wollt Ihr Namen hören? Zwei kann ich Euch gleich sagen: Mortagne und Van Thiegen. Wenn Ihr noch meinen und den von de La Tournelle hinzufügt, sind es schon vier.«
    Außer sich ging Alix auf den Erzbischof zu, bis ihr zornrotes Gesicht ganz nah an seinem war, dem man nichts anmerkte.
    »Ich glaube, Ihr hasst mich. Stehe zu Diensten, Monseigneur de Lenoncourt. Bildet Euch nur ja nicht ein, Euer Gott billigt das. Eines Tages werdet Ihr die Rückseite der Medaille kennen lernen, die Ihr so stolz auf Eurer Brust tragt. Gott weiß nämlich immer, wer die wahren Gerechten sind.«
    Sie dachte, er würde sie ohrfeigen, aber er tat nichts dergleichen und ballte nur die Fäuste.
    »Zertreten werde ich Euch, Ihr übles Weib!«
    »Und ich werde Euch in meinen Gebeten verfluchen. Und der Gott, dem Ihr dient, wird Euch nicht mehr erhören. Er wird nur noch mich erhören.«
    Da kam plötzlich doch die Ohrfeige, und sie war so heftig, dass Alix taumelte. Sie befürchtete noch mehr davon und machte
einen Schritt zurück. Die Augen des Erzbischofs funkelten teuflisch, und sein Mund war zu einem höhnischen Grinsen verzerrt. Dann ließ er sie einfach stehen, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Alix war wie benommen und konnte sich nicht von der Stelle rühren. Wie angewurzelt starrte sie auf die verschlossene Tür, bis sie sich öffnete und zwei Priester hereinkamen, sie grob in die Mitte nahmen und unsanft vor die Tür setzten.
     
    Alix lag mit offenen Augen auf ihrem Bett und rührte sich nicht. Das Treffen mit dem Erzbischof war nun einmal so gelaufen - daran ließ sich nichts mehr ändern. Aber sie sann nicht auf Rache, sondern überlegte, wie sie sich aus den Klauen dieses Clans befreien könnte, der sie von Tag zu Tag mehr bedrohte.
    Reims gefiel ihr jedenfalls nicht mehr, und weil ihr dort nichts mehr zu tun blieb, wollte sie so schnell wie möglich abreisen. Außerdem ärgerte sie nun einfach alles an dieser Stadt. Sogar die Kathedrale verfolgte sie mit ihren Glockenschlägen, die sie auf einmal aufreizend und unangenehm fand.
    Dass sie so klar gescheitert war, konnte Alix nicht ertragen. Noch am selben Abend hatte sie versucht, in der »Fetten Henne« auf andere Gedanken zu kommen. Doch weder Juan, der sie in ein Gespräch verwickelte, noch dem Gastwirt, der ihr schmeichelte, um seinen Gast aufzuheitern, gelang das Wunder.
    »Schmeckt Euch mein Speckomelette nicht?«, fragte er, als er sah, dass sie nur in dem Essen stocherte, während ihr Kutscher mit sichtlichem Appetit aß.
    »Oh doch, Meister Gerbert, Eure Omelette ist köstlich. Aber Ihr müsst entschuldigen - ein wichtiger Auftrag ist mir durch die Lappen gegangen und steckt mir jetzt im Hals. Deshalb ist mir der Magen wie zugeschnürt.«

    »Dann kostet doch wenigstens einmal von meinem wunderbaren frisch gesalzenen Schweinefleisch mit Linsen und meiner feinen Entenpastete in Gelee.«
    »Nein, danke, wirklich nicht, Meister Gerbert. Ich bringe keinen Bissen herunter.«
    Als sie aber die enttäuschte Miene des Gastwirts sah, fügte sie hinzu:
    »Morgen früh geht es mir bestimmt wieder besser, mein Lieber. Dann werde ich das Omelette mit großem Appetit verspeisen. Spann die Pferde morgen zeitig an, Juan. Wir werden im Morgengrauen aufbrechen.«
    Aber als sie dann so behaglich unter der warmen Bettdecke lag, konnte Alix dennoch kein Auge zutun. Die ganze Nacht sah sie die zynischen Blicke des Erzbischofs und sein gemeines Grinsen vor sich.
    Nein, Reims hatte für sie wirklich allen Reiz verloren! Natürlich hatte sie hier eigentlich mehrere Tage zubringen wollen, um die Kirche zu bewundern, in der sich ein Dauphin von Frankreich von einem mutigen

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