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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lassen.
    »Was wolltet Ihr eigentlich von den beiden?«, fragte er ihn plötzlich argwöhnisch.

    Anstelle einer Antwort kramte der Mönch in seinem weiten Ärmel und holte ein rundes, flaches Fläschchen hervor. Er entkorkte es, führte es an den Mund und nahm einen kleinen Schluck. Dann verschloss er es wieder sorgfältig, suchte weiter in den Falten seiner Kutte und brachte noch ein zweites Fläschchen zum Vorschein.
    »Aha, Herr Pfarrer! Dafür braucht Ihr also Eure Kutte! Die Ärmel als Versteck für den Wein und die Kapuze, damit man Eure Säufernase nicht sieht.«
    »Nein, nein«, entgegnete der Abbé gekränkt. »Da täuscht Ihr euch. Ich muss dies Fläschchen dem jungen Mann bringen, der es mir im Voraus bezahlt hat.«
    »Was ist denn da drin?«, fragte der Reiter neugierig geworden und sprang von seinem Pferd.
    »Siehst du nicht, dass der Abbé sich ganz allein einen anzwitschern will! Mir kommt es so vor, als würde er gar nicht an seine Freunde denken. Zeigt mal her, was Ihr da habt! Ich will es probieren.«
    »Aber das geht nicht«, protestierte der Mönch. »Das ist ein sehr kostbarer und sehr starker Wein, den mir der junge Mann bereits bezahlt hat. Diese Fläschchen sind überaus teuer. Eine gehört zwar mir, aber die andere ihm.«
    »Ich sagte, zeigt mal her, Pfarrer, ich will probieren.«
    Er sah seinen Gefährten an, lachte laut und klopfte sich die Schenkel. Dann zeigte er mit dem Finger auf den Mönch.
    »Dich schickt der liebe Gott. Ach, mein kleiner Drückeberger! Du willst uns doch nicht etwa um dies Vergnügen bringen? Ein bisschen Spaß muss schon sein.«
    Er nahm dem Mönch das Fläschchen aus der Hand und entkorkte es mit den Zähnen. Wenige Sekunden später hatte er es ausgetrunken.

    »Das hättet Ihr nicht tun dürfen«, schimpfte der Mönch vermeintlich ärgerlich. »Der Wein war nicht für Euch bestimmt.«
    Als sie sahen, wie betrübt der kleine Mönch war, lachten die beiden Männer wieder laut los.
    »Aha! Du wolltest dich wohl ganz allein betrinken? Los, her mit dem anderen!«
    Und der Reiter, der Alix vor sich auf seinem Pferd liegen hatte, stieg auch ab und schnappte sich das andere Fläschchen im Vorbeigehen.
    Hätten sie in diesem Moment das Lächeln gesehen, das das Gesicht von Abbé Mirepoix überzog, hätten sie vermutlich nicht gelacht, sondern geflucht.
    Als sie etwas später wieder aufs Pferd steigen wollten, fielen sie um und blieben auf der Straße liegen. Sie schliefen wie tot und sollten so schnell nicht wieder aufwachen.
     
    Der erste Teil des Plans von Abbé Mirepoix aus Reims war also gelungen; nun musste er sich beeilen, um den zweiten Teil zu erledigen.
    Vorsichtig befreite er die junge Frau und hob sie auf seinen Esel und machte sich dann eilends auf die Suche nach ihrem Kutscher und Wagen.
    Vorher hatte er noch die Pferde der beiden Banditen losgelassen, damit sie ohne ihre Herren nach Hause liefen - so mussten die beiden, wenn sie erst einmal wieder wach waren, die Beine unter die Arme nehmen und sich zu Fuß auf den Rückweg machen.
    Die Kutsche von Alix entdeckte er einige Meilen weiter. Juan lag noch immer bewusstlos auf der Straße. Die Handlanger des Erzbischofs hatten hart zugeschlagen. Auch Alix war noch immer ohnmächtig, und nur mit größter Mühe gelang es dem Abbé, die
beiden in die Kutsche zu schleppen, damit er sie dort ungestört verarzten konnte.
    Abbé Mirepoix war schließlich nicht umsonst Apotheker! In weiser Voraussicht hatte er alles dabei, was er zur Versorgung der Verletzten brauchte.
    Den Wein für die Männer des Erzbischofs, die er kannte, weshalb er sich hinter seiner Kapuze verstecken musste, hatte er mit einem starken Schlafmittel versetzt. Die Dosis war genau so bemessen, dass sie auf der Stelle einschlafen und erst wieder aufwachen würden, wenn er sich längst aus dem Staub gemacht hatte.
    Er rieb Alix eine starke Ammoniaklösung unter die Nase, um ihre Lebensgeister zu wecken. Bei Juan half das nichts, weil er zu schwer verletzt war. Abbé Mirepoix flößte ihm einen Trank ein und massierte seinen Schädel mit einer Salbe, woraufhin die Gesichtszüge des jungen Spaniers nicht mehr ganz so schmerzverzerrt wirkten.
    Jetzt musste er sich nur noch um seinen Esel kümmern, den er hinten an die Kutsche band. Dann nahm er selbst die Zügel in die Hand und fuhr los.
    Kurz hinter Chartres kam Alix zu sich und blinzelte schwach. Wie durch einen Nebelschleier erkannte sie Juan, der bewusstlos neben ihr lag, machte aber keinen Mucks aus

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