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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gesagt?»
    «Damit geht man ja kaum hausieren, und außerdem: Er wusste es wohl nicht einmal selbst. Der Arzt sagt, das spielt sich auf einer unbewussten Ebene ab. Irgendwann bricht es durch, und der Betroffene ist selbst am meisten überrascht.»
    «Armer Schorsch. Kann ich ihn besuchen?»
    «Warte noch ein paar Tage. Er braucht jetzt absolute Ruhe. Nur die Familie darf ihn sehen.»
    «Was machen wir so lange mit dem Chef? Er wird wissen wollen, wo sein Erster Kommissar steckt?»
    «Darum werde ich mich kümmern. Für alle anderen ist der Kriminalhauptkommissar Heinlein bis auf weiteres mit auswärtigen Terminen beschäftigt.»
    Sabine nickte. Für ein paar Tage würde die Ausrede reichen, danach musste etwas anderes her. Kilian versprach ihr, bald eine Lösung zu finden.
    «Dann werde ich mich jetzt mal um den Alten kümmern. Ist er in seinem Büro?»
    «Darauf kannst du wetten. Er telefoniert seit Stunden mit München.»
    «Warum das?»
    «Das wüsste ich auch gern.»
    Wenn München an dem Todesfall interessiert war, dann musste es sich um politischen Sprengstoff handeln. Fragte sich nur, in welcher Form.
    Wie Sabine angekündigt hatte, fand Kilian seinen Chef Klein telefonierend vor. Überrascht wies er ihm einen Platz zu.
    «Kilian», sagte Klein, als er den Hörer aufgelegt hatte, «schön, Sie zu sehen. Was macht die Gesundheit?»
    «Ich fühl mich prächtig. Eigentlich ganz der Alte.»
    Klein stutzte. «Sind Sie nicht noch zwei Monate krankgeschrieben?»
    «Zwei Monate sind wirklich reichlich bemessen. Es geht mir ausgezeichnet.»
    «Freut mich zu hören. Nun denn, was führt Sie zu mir?»
    «Ich hörte, das Skelett aus der Waldhütte ist als eine gewisse Petra Bauer identifiziert worden.»
    «Richtig. Aber was interessiert Sie das?»
    «Ich hörte es vom Kollegen Heinlein.»
    Klein horchte auf. «Sie haben ihn gesprochen?»
    «Sicher. Wieso nicht?»
    «Weil ich schon den ganzen Vormittag nach ihm suchen lasse. Wo steckt er denn?»
    «Er ist auf einem auswärtigen Termin.»
    «Was für ein auswärtiger Termin?»
    «Es geht um diese mehr als seltsame Todesart beziehungsweise Beseitigung der Leiche. Sie wissen schon, das Waschmittel.»
    «Sie sind erstaunlich gut informiert.»
    «Ich bin stets an den Ermittlungen des Kommissariats interessiert.»
    «Das freut mich zu hören, lieber Kilian.» Er überlegte. «Den noch frage ich mich, was Sie zu mir führt.»
    Die Schauspielerei war nie Kilians Stärke gewesen, aber wenn er sie zu seinem Vorteil – in diesem Fall zum Schutze Heinleins – einsetzen musste, gelang sie ihm erstaunlich gut.
    «Ich habe eine Bitte. Der Krankenstand ist wirklich nicht meine Sache. Ich brauche die Herausforderung, die Beschäftigungmit kniffligen Fällen. Daher wollte ich Sie bitten, ob Sie mich nicht an den Ermittlungen teilhaben lassen wollen, die Kollege Heinlein in Sachen Petra Bauer führt.»
    Zweifelnd dachte Klein über die Bitte nach.
    «Ich fürchte, dieser Fall kommt ein paar Wochen zu früh für Sie. Sosehr ich Ihre professionelle Einstellung auch schätze, aber Sie sind noch nicht einsatzfähig. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. In zwei Monaten freue ich mich, Sie gesund wiederzusehen.»
    Er lächelte und wartete darauf, dass Kilian sich erhob und ging. So leicht, wie es sich Kilian gedacht hatte, machte es ihm Klein offensichtlich nicht.
    Womit würde er ihn ködern können? München fiel ihm ein. Ja, wenn sich München einschaltete, dann hatte der Fall höchste Priorität. Das war der Köder.
    «Ich hörte, München interessiert sich für den Fall.»
    Klein mochte ein guter Polizist sein, aber er war ein schlechter Schauspieler. «Woher wissen Sie das schon wieder?»
    «Ich habe lange Jahre für das Landeskriminalamt gearbeitet. Meine Quellen sind nach wie vor aktiv. Da entgeht mir so schnell nichts.»
    «Dann wissen Sie auch, wie brisant dieser Fall ist?»
    «Sicher», log Kilian. «Deshalb habe ich auch mein Krankenlager verlassen. Ich kann Sie und das Kommissariat in dieser heiklen Situation nicht alleinlassen.»
    Klein seufzte. «Sie haben recht, Kilian. Diese Petra-Bauer-Sache ist mehr als unangenehm. Wir müssen damit sehr, sehr vorsichtig umgehen. Was sagen denn Ihre Quellen aus dem LKA dazu?»
    Dieses Katz-und-Maus-Spiel wurde allmählich eng. Was sollte er antworten, um den Schein zu wahren?
    «Wie immer. München will die Sache schnell und ohne viel Aufsehen vom Tisch haben.»
    Klein nickte. «Exakt. Das haben mir auch meine Quellen mitgeteilt. Was

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