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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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schlagen Sie vor? Wie sollen wir mit dieser heiklen Kiste fertig werden?»
    «Am besten mache ich mich gleich auf den Weg.»
    «Wohin?»
    «Nach München natürlich. Wenn sie schon so großes Interesse zeigen, dann sollten wir ihnen unsere Aufwartung machen. Sonst denken die ja noch, wir würden ihr Interesse nicht würdigen.»
    Genau das schien der Polizeidirektor hören zu wollen. «Sie haben absolut recht, Kilian. In heiklen Sachen ist der persönliche Kontakt immer das Beste. Wann können Sie reisen?»
    Von Kilians angegriffener Gesundheit war nun nicht mehr die Rede.
    «In einer Stunde bin ich am Bahnhof.»
    «Abgemacht», beschied Klein und erhob sich. «Ich wünschte, ich hätte mehr Männer von Ihrer Sorte.»
    Bislang war alles gutgegangen. Doch mit wem sollte er sich treffen und warum?
    «Sollten wir vorher nicht noch einen Abgleich der bisherigen Erkenntnisse vornehmen? Ich meine, es wäre fatal, wenn ich auf Ihre wertvollen Informationen verzichten müsste.»
    «Natürlich», erwiderte Klein.
    «Da ich mit den Kollegen in München sprechen werde, wäre es von Vorteil, wenn ich meine Informationen mit den Ihrigen ergänzen könnte.»
    Klein war irritiert. «Was wollen Sie bei den Münchner Kollegen?»
    «Ich meine, ich muss mit den Kollegen natürlich Kontakt aufnehmen, allein der guten Ordnung halber. Wir mögen es ja auch nicht, wenn die Münchner unangemeldet in unserem Revier herumschnüffeln.»
    Klein stimmte zu. «Danach begeben Sie sich in die Staatskanzlei.Sie treffen dort einen Markus Landauer. Ich werde Sie ankündigen. Mit ihm können Sie die weitere Vorgehensweise besprechen.»
    Staatskanzlei? Markus Landauer?
    Das schmeckte Kilian gar nicht. Was hatte ein Politiker über seine Ermittlungen zu bestimmen? Und überhaupt, was hatte Petra Bauer damit zu tun? Er schluckte seine Verärgerung hinunter. «Sind die Angehörigen schon verständigt?», fragte er stattdessen.
    «Das werde ich übernehmen.» Er seufzte. «Ich weiß gar nicht, wie ich das der Susanne beibringen soll. Armes Ding.»
    «Susanne?»
    «Die Mutter von Petra Bauer. Es ist noch keine vier Wochen her, als wir gemeinsam unseren Bundestagsabgeordneten in Berlin besucht haben. Petra war so lebhaft und aufgeweckt, ja, fast schon euphorisch. Berlin und die Politik   … das war ihr großer Traum. Sie hätte es weit gebracht.»
    Es war nicht die erste politische Karriere, die mit dem Tod endete, dachte Kilian. Und wenn die in München und Berlin so weitermachten, würde es auch nicht die letzte sein.
    «Lassen Sie sich von meiner Sekretärin alles zusammenstellen, was wir über Petra Bauer haben», ordnete Klein an.
    «War sie denn aktenkundig?», fragte Kilian.
    «Nein, das nicht, aber ich habe über jeden, der mir interessant oder auffällig erscheint, eine Akte anlegen lassen.»
    «Ist das denn legal?»
    «Wenn es im Sinne der öffentlichen Ordnung ist, warum nicht? Außerdem ist das Teil meines persönlichen Archivs. Das taucht nirgendwo sonst auf.»
    Kilian fragte sich, was wohl in seiner Akte stand. Oder war er vielleicht nicht wichtig genug?

7
    Die von Klein zusammengestellte Akte über Petra Bauer war für eine Zwanzigjährige erstaunlich umfangreich.
    Sie begann mit einem Foto der Achtjährigen als Siegerin eines Lesewettbewerbs, zeigte sie bei der Preisverleihung für die beste Schülerzeitungsreportage und endete mit einer Aufnahme vom Brandenburger Tor in Berlin, wo sie im Kreis der unterfränkischen Bundestagsabgeordneten als Nesthäkchen posierte. Dazwischen machte sie durch Bürgeraktionen, Unterschriftensammlungen und erste Erfolge in der Nachwuchsorganisation der Partei auf sich aufmerksam.
    Kurzum: Petra Bauer war eine ehrgeizige junge Frau, die im Begriff war, Karriere in der Politik zu machen.
    Wie, um alles in der Welt, kam sie dann in diese gottverlassene Waldhütte? Wer hatte diese talentierte und hoffnungsvolle Nachwuchspolitikerin getötet?
    Und vor allem: warum?
    Kilian versuchte das mulmige Gefühl loszuwerden, das ihn seit seiner Abreise aus Würzburg plagte. Nur ungern hatte er Pia alleingelassen, und ebenso widerstrebend betrat er nun die Staatskanzlei in München. Politik war das Letzte, womit er zu tun haben wollte.
    «Zu Herrn Landauer, bitte», sagte er zum Mann am Empfang.
    Der griff zum Telefon. «Wen kann ich melden?»
    «Kriminalhauptkommissar Kilian aus Würzburg.»
    Der Mann nickte.
    «Kommen Sie mit», sagte eine Stimme an seiner Seite, «wir haben den gleichen Weg.»
    Kilian blickte sich um. Da

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