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Die seltene Gabe

Die seltene Gabe

Titel: Die seltene Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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ohne diese Taschen von hier fort.« Der Hagere musterte mich unwillig. »Was für Taschen?« »Umhängetaschen. Die eine ist blau, die andere braun. Es sind eine Menge Sachen darin, die mir gehören.« Es schien ihn allerhand Nachdenken zu kosten, ehe er sich zu einer Entscheidung durchrang. »Gut. Man wird sie Ihnen holen.« Er sagte wahrhaftig ’olen . Mit einer knappen Geste winkte er einen seiner Männer heran, entfernte sich ein paar Schritte mit ihm und hatte ihm allerhand zu erklären, ehe der sich in Richtung auf das Gartenhaus in Bewegung setzte. »Sie bekommen Ihre Taschen«, sagte der Hagere, als er zurückkam. »Und nun steigen Sie ein.« Also gut, kletterte ich eben in den Wagen. Armand warf mir nur einen kurzen, ausdruckslosen Blick zu, als ich mich neben ihn setzte. Er war blass. Ein Geschlagener. Ein Verlierer. Ich war froh, dass ich nicht wusste, was für Gedanken ihm jetzt im Kopf herumgingen. Es musste gerade trostlos in ihm aussehen. »Es tut mir Leid«, sagte ich leise. »Mir auch«, erwiderte er tonlos. Der Mann, der bis jetzt tatenlos hinter dem Steuer gesessen und an einem Zahnstocher gekaut hatte, nahm das Holzstück aus dem Mund und wandte sich um. »Keine Unterhaltungen mehr«, verfügte er barsch. Ich hätte ihm die Augen auskratzen können. Ein zum Glück eher magerer Mann zwängte sich auch noch neben mich. Er hatte einen affig aussehenden Oberlippenbart und wild wuchernde Augenbrauen und stank derart nach Zigarettenrauch, dass mir fast schlecht wurde. Das konnte ja was werden! Der Hagere schwang sich auf den Beifahrersitz und griff nach dem Mikrofon des Funksprechgeräts. Eine Weile sprach er in raschem, mir unverständlichem Französisch mit jemandem, dann drehte er an einem Schalter und fuhr auf Deutsch fort. Ich verstand trotzdem nicht, worum es ging, denn sie wechselten lauter Sätze wie etwa: »Meldung an Pfeil, wir sind bereit nach fünfzehn. Route neun-vier nach Lift-off Alpha südost, mit sechs Wagen. Restkommando Mikado sichert Fundort. Adler zurück, Falke bleibt, over.« Als er fertig war, drehte er sich zu uns um. »Wir haben eine längere Fahrt vor uns. Wenn Sie etwas essen möchten, können wir Ihnen Sandwiches und Kaffee anbieten. Wir sind schließlich keine Unmenschen.« Ich verzog das Gesicht. Der Mann wurde mir mit jeder Minute unsympathischer. Der Wachposten neben Armand, ein stämmiger, kuhäugiger Kerl mit Spuren eines Sonnenbrands um die Augen, den er sich zweifellos kurz zuvor beim Skifahren im Hochgebirge zugezogen haben musste, beugte sich vor und öffnete einen kleinen Kasten an der Rückseite des Beifahrersitzes, in dem sich vielleicht einmal eine kleine Bar befunden haben mochte. Er holte eine Tüte heraus, aus der er uns großzügig geschnittene Stücke belegter Baguettes reichte, dann griff er nach einer Thermoskanne und goss uns Kaffee in Plastikbecher. Kaffee gehört sowieso nicht zu meinen Lieblingsgetränken, und diesen musste zudem jemand gemacht haben, der die Mengenangaben für Kaffeepulver und Wasser schlimm durcheinander gebracht hatte, so stark war er. Außerdem war das Gebräu nur noch lauwarm, was es umso grässlicher schmecken ließ. Das Sandwich hingegen war okay, aber ich konnte trotzdem nur appetitlos daran herumkauen. Was hatten diese Leute mit uns vor? Armand schien sie zu kennen; vielleicht waren es Wachmannschaften des Instituts. Mich wunderte, dass sie hier so einfach machen durften, was sie wollten. Man brachte unsere Taschen. Immerhin, ich durfte einen Blick darauf werfen und bestätigend nicken, dass sie es seien, ehe sie im Fußraum vor dem Beifahrersitz verstaut wurden. Dann wandte sich der Hagere mir zu und fragte unvermittelt: »Haben Sie mit ihm geschlafen?« Ich war so perplex über diese dreiste Frage, dass ich erst mal überhaupt nichts zu sagen wusste. Ich starrte ihn nur an und konnte nicht glauben, dass er mich das tatsächlich gefragt hatte. »Was?«, brachte ich schließlich heraus.
    »Ich habe Sie gefragt, ob Sie mit Armand geschlafen haben.« Tatsächlich. Er wollte es tatsächlich wissen. Ich holte tief Luft und sagte im ätzendsten Tonfall, der mir zu Gebote stand: »Das geht Sie einen verdammten Scheißdreck an.« Er lächelte nur milde. »Im Falle einer Schwangerschaft wollen wir ein Wort mitreden, das werden Sie sicher einsehen«, erklärte er so ungerührt, als redeten wir hier gemütlich über das Wetter. »Wir halten es nämlich für möglich, dass Armands telekinetisches Talent eine vererbbare Eigenschaft

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