Die seltsame Welt des Mr. Jones
Wahl«, sagte Jones, der plötzlich streng und nachdenklich geworden war. »Ich nicht, Sie nicht – niemand. Wir sind wie angekettetes Vieh. Wie Sklaven.«
Langsam, wie betäubt, ließ Hyndshaw den Jungen los.
»Warum?« protestierte er.
»Ich weiß es nicht. Das kann ich Ihnen nicht sagen – noch nicht.« Jones trank ruhig sein Bier aus und warf die Flasche in das trockene Unkraut am Straßenrand. Im vergangenen Jahr war es zwei Meter hoch gewachsen. »Fahren wir – ich möchte in das Freudenhaus. Für mich ist es das erstemal.«
Der Kurier trat in die hygienische Polizeistelle. Er grüßte die Wachen und übergab seine Papiere.
»In Ordnung«, sagte einer der Bewacher und nickte Jones zu. »Kommen Sie mit.«
Das Warten war vorbei; er konnte sich auf den Weg machen. Triumphierend folgte Jones der klirrenden, uniformierten Gestalt. Der Bewacher führte ihn einen langen, gelblich erleuchteten Korridor hinunter, zu einer Reihe magnetversiegelter Türen. Die Türen rollten zur Seite, und dahinter verlor sich eine Auframpe in den kalten Schatten der Nacht. Ein dunkler Wind fegte die Rampe entlang und zerrte an Jones’ Ärmeln. Am Himmel leuchteten vereinzelt kalte Sterne.
Er stand vor dem Polizeigebäude.
Am Haltepunkt der Rampe erstreckte sich eine Betonstraße. Wenige Meter daneben stand ein schwerer Wagen, der feucht und metallisch glänzte. Der Bewacher führte ihn hin, öffnete die Tür und stieg hinter ihm ein. Der Fahrer schaltete die Scheinwerfer ein, und der Wagen rollte auf die Straße hinaus.
Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Als vor ihnen die Lichter einer kleinen Stadt aufleuchteten, fuhr der massive Wagen von der zerfurchten, unebenen Straße auf das Bankett. Zwischen Schutt und Unkraut wurde die Tür geöffnet, und man ließ Jones aussteigen. Der Bewacher stieg wortlos wieder ein, schlug die Tür zu, und der Wagen brauste davon. Jones war ganz allein.
Er ging auf die Lichter der Stadt zu. Nach einiger Zeit tauchte eine halbzerfallene Tankstelle auf. Dann kam eine Raststätte, eine Bar, ein geschlossener Lebensmittelladen und ein Drugstore. Schließlich ein gigantisches, verfallenes Hotel.
In der Hotelhalle lungerten ein paar Männer herum, die meisten schon alt, mit leeren Augen, ohne Hoffnung; sie rauchten und warteten. Jones schritt zwischen ihnen hindurch zur Telefonzelle neben dem Empfang. Er zog eine Zwei-DollarMünze aus der Tasche und wählte hastig.
»Ich bin in einer Stadt namens Laurel Heights«, erklärte er der Person, die sich meldete. »Holt mich ab.«
Danach schlenderte er ruhelos durch die Halle und starrte durch das mit toten Fliegen übersäte Fenster auf die Straße hinaus.
Sie würden alle warten, und er konnte es vor Ungeduld kaum noch aushalten. Zuerst kam seine Rede, danach die Fragen, aber für ihn war das eine Formalität; die widerwillige, zögernde Annahme seiner Bedingungen hatte er schon vor langer Zeit vorausgesehen. Man würde protestieren, am Ende aber doch nachgeben. Zuerst der Verleger, dann General Patzech und schließlich Mrs. Winestock, deren Besitz in Montana als Treffpunkt diente und deren Geld die Organisation finanzieren würde.
Der Name gefiel ihm. Sie würden sich ›Vereinigte Patrioten‹ nennen. Tillman, der Industrielle, würde den Vorschlag machen. Die gesetzlichen Maßnahmen waren schon von David Sullivan, dem Ratsmitglied aus New York, veranlaßt. Alles war vorbereitet, und es würde wie geplant verlaufen.
Vor dem Hotel tauchte ein schlankes Projektil mit Nadelspitzenbug auf. Vorsichtig kam es am Randstein zum Stehen; es wurde verankert, und der Rumpf öffnete sich. Jones eilte hinaus in die kalte Nacht. Er erreichte das Projektil und tastete in der Dunkelheit nach der Öffnung.
»Es wird aber auch Zeit«, sagte er zu den undeutlich sichtbaren Insassen. »Sind sie alle da?«
»Ausnahmslos«, kam die Antwort. »Alle versammelt und bereit zuzuhören. Sind Sie angeschnallt?«
Er war es. Der Rumpf schloß sich, die Verankerung wurde gelöst. Einen Augenblick später raste das Projektil in den Himmel hinauf. Es flog nach Westen, Richtung Montana und BitterrootGebirge. Jones war auf dem Weg.
VII
An der Mitteilungstafel des Postamts hing zwischen den Fahndungsblättern und Mitteilungen über Raketenpost ein großes, weißes Blatt hinter Glas.
Warnung an die Öffentlichkeit! Wandernden Protozoen darf nichts getan werden.
Der Öffentlichkeit wird mitgeteilt, daß bestimmte interplanetarische Protozoen,
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