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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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zu müssen. Ein Ziegelstein nach dem anderen.«
    »Steigen die Kurven immer noch?« fragte Cussick.
     »Steil. Jedes Gebiet, jede Schicht. Er erreicht alle – einen Querschnitt. Wie zum Teufel sollen wir so etwas isolieren können? An jeder Straßenecke auf der Welt brennt Benzin.«
     »Überrascht Sie das?« sagte Nina nachdenklich. »Es ist verboten«, erwiderte Kaminski mit kindlicher Wut. »Sie haben kein Recht, diese Wesen umzubringen.«
    Die dünnen, nachgezogenen Brauen Ninas stiegen hoch.
    »Bedeuten Ihnen diese – Klumpen wirklich etwas?«
     »Nein«, gab Kaminski zu. »Natürlich nicht. Mir wäre es am liebsten, wenn sie alle in die Sonne stürzten und verbrennten. Ihm bedeuten sie auch nichts. Niemand schert sich im Grunde um die ›Drifter‹, so oder so.«
     »Wie merkwürdig«, sagte Nina. »Millionen Menschen sind empört und bereit, deshalb gegen das Gesetz zu verstoßen, und Sie sagen, es sei allen gleichgültig.«
    »Niemand kümmert es, der zählt«, sagte Kaminski. »Nur die Trottel, die Dummköpfe. Jones weiß es, und wir wissen es – die ›Drifter‹ sind ein Mittel zum Zweck, nicht der Endzweck selbst. Sie sind ein Sammelpunkt, ein Vorwand. Wir spielen ein Spiel ein großes, kompliziertes Spiel.« Müde murmelte er: »Wie ich das hasse.«
    »Dann hören Sie doch auf damit«, sagte Nina.
    Kaminski dachte eine Weile nach.
     »Vielleicht haben Sie recht. Manchmal denke ich das auch, wenn ich wie ein Irrer arbeite, begraben unter Diagrammen und Berichten. Es ist eine Idee.«
     »Laßt sie die ›Drifter‹ verbrennen«, sagte Cussick, »und was dann? Ist damit Schluß?«
     »Nein.« Kaminski nickte widerwillig. »Natürlich nicht. Dann geht es erst los. Denn die ›Drifter‹ sind gar nicht hier; nur ein paar von ihnen sind in unserem System. Sie kommen von irgendwo, sie haben einen Ursprung.«
    »Hinter der liegenden Acht«, sagte Nina rätselhaft.
     Kaminski erwachte aus seiner Lethargie, richtete sich auf und starrte Nina prüfend an. Er betrachtete sie immer noch vo ller Argwohn, als das Taxi herabsank. Nina zog ihre Geldbörse heraus und entnahm ihr einen Fünfzig-Dollar-Schein.
     »Da wären wir«, sagte sie knapp. »Sie können hereinkommen, wenn Sie wollen. Oder Sie können hier warten – es dauert nur einen Augenblick.«
     »Ich komme mit«, sagte Kaminski, der offensichtlich nicht allein gelassen werden wollte. »Ich möchte euer Kind sehen – ich habe den Jungen noch nie gesehen.« Als er nach der Tür tastete, murmelte er unsicher: »Nicht wahr?«
     »Nein«, antwortete Cussick, der tief betroffen war vom Verfall seines alternden Ausbilders. Er griff an Kaminski vorbei und öffnete die Taxitür. »Kommen Sie mit rein und wärmen Sie sich.«
    Das Wohnzimmer des Appartements wurde hell, als Nina die Eingangstür auf stieß. Aus dem Schlafzimmer drang ein gurgelndes, klagendes Wimmern; Jackie war wach und gereizt. »Fehlt ihm etwas?« fragte Cussick besorgt. »Funktioniert das Ding nicht?«
     »Wahrscheinlich hat er Hunger«, meinte Nina, zog den Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl. »Ich mache seine Flasche warm.« Der Rock schwang um ihre Knöchel, als sie zur Küche eilte. »Setzen Sie sich«, sagte Cussick. Kaminski nahm dankbar platz. Er legte sein Paket neben sich auf das Sofa.
    »Hübsch haben Sie’s hier. Sauber, frisch, alles neu.«
    »Wir haben die Wohnung beim Einzug renoviert.«
    Kaminski schaute sich unsicher um.
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
     »Behilflich?« Cussick lachte. »Nein, außer Sie wären Fachmann für das Füttern von Babys.«
     »Bin ich nicht.« Kaminski zupfte an seinem Ärmel. »Damit habe ich nie etwas zu tun gehabt.« Er schaute sich im Wohnzimmer um und hatte dabei einen sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen. »Wissen Sie, ich beneide Sie wirklich.«
     »Deshalb?« Das Wohnzimmer war gut eingerichtet und aufgeräumt. Eine kleine, gepflegte Wohnung, die in Einrichtung und Anordnung den Geschmack einer Frau verriet. »Vielleicht«, gab Cussick zu. »Nina hält Ordnung. Aber es sind nur vier Zimmer.« Trocken fügte er hinzu: »Wie mir Nina gelegentlich ins Gedächtnis ruft.«
     »Ihre Frau ist mir gegenüber sehr feindselig eingestellt«, meinte Kaminski mürrisch. »Das tut mir leid – es stört mich. Warum empfindet sie so?«
    »Polizei.«
    »Sie hat etwas gegen uns?« Kaminski nickte. »Das habe ich mir schon gedacht. Wir sind nicht gerade beliebt. Es wird sogar immer schlimmer. Je höher Jones steigt, desto tiefer

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