Die seltsame Welt des Mr. Jones
Sicherheitsdienstes. Max Kaminski befahl dem Taxi, am dunklen Startplatz zu halten; er sprang heraus und schritt auf das Gebäude zu. Nach einer kurzen Pause kam er mit einer kleinen, ernsthaft wirkenden Gestalt zurück. Inzwischen hatte er auch ihren Namen erfahren.
»Tyler«, murmelte er und half ihr ins Taxi, »das sind Doug und Nina Cussick.« Er wies auf das Mädchen. »Tyler Fleming.«
»Guten Abend«, sagte Tyler heiser, warf den Kopf zurück und lächelte schüchtern. Sie hatte große, dunkle Augen und kurzgeschnittenes, pechschwarzes Haar. Ihre Haut war glatt und ein wenig gebräunt. Sie war schlank, beinahe mager. Ihre Körper unter dem einfachen Abendkleid wirkte sehr jung und noch ungeformt.
Nina betrachtete sie kritisch und sagte: »Ich habe Sie schon gesehen. Sind Sie nicht beim Sicherheitsdienst angestellt?«
»Ich bin in der Forschungsabteilung«, antwortete Tyler beinahe unhörbar. »Bei der Sicherheit arbeite ich erst ein paar Monate.«
»Sie schaffen es schon«, sagte Nina und gab dem Taxi das Signal zum Aufsteigen. Kurz danach waren sie unterwegs. Gereizt drückte Nina auf die Schnelltaste an ihrer Armlehne. »Es ist fast ein Uhr«, sagte sie. »Wenn wir uns nicht beeilen, sehen wir gar nichts.«
»Sehen?« wiederholte Cussick besorgt.
Auf Ninas Anweisung setzte sie das Flugtaxi im NorthbeachViertel von San Francisco ab. Cussick stellte den Roboterzähler mit neunzig Dollar Kleingeld zufrieden, und das Taxi schoß davon. Rechts von ihnen lag die Columbus Avenue mit den berüchtigten Bars, Kneipen, Nachtlokalen und SchwarzmarktRestaurants. Viele Menschen schlenderten durch die Straßen, am Himmel stauten sich die Intercity-Taxis zur Landung und Start. Vielfarbige Neonschriften flackerten, auf allen Seiten blinkte es grell.
Cussick spürte Unbehagen, als er sah, wohin Nina sie gebracht hatte. Er wußte, daß sie nach San Francisco unterwegs gewesen waren; Polizeiberichte hatten ihr Auftauchen im Überwachungsgebiet Northbeach mitgeteilt. Er hatte jedoch angenommen, daß sie das heimlich machte, als versteckten Protest, und nicht vermutet, daß sie ihn mitnehmen würde. Nina ging bereits entschlossen auf die nach unten führende Treppe einer unterirdischen Bar zur; sie schien genau zu wissen, wohin sie wollte.
Er holte sie ein und fragte: »Bist du sicher, daß du das tun willst?«
Nina blieb stehen. »Was tun?«
»Das ist eine Gegend, die ich gern verwüstet gesehen hätte. Schade, daß die Bomben hier nicht ein für allemal aufgeräumt haben.«
»Keine Sorge«, sagte sie knapp. »Ich kenne die Leute hier.«
»Mein Gott«, sagte Kaminski betroffen, der zum erstenmal erkannte, wo sie waren. »Wir sind ganz in ihrer Nähe!«
»Bei wem?« fragte Cussick erstaunt.
Kaminskis Miene wurde maskenhaft. Er sagte nichts mehr, sondern legte Tyler die Hand auf die Schulter und führte sie zur Treppe. Nina ging bereits hinunter; widerstrebend folgte ihr Cussick. Kaminski kam als letzter; er befand sich in einer eigenen, dunklen Welt; er dachte über esoterische Dinge nach, die er nur im nagenden Zweifel seines eigenen Bewußtseins kannte. Tyler war ernsthaft und ruhig; sie stieg bereitwillig, ohne widerstand, hinunter. Sie wirkte trotz ihrer Jugend völlig selbstsicher.
Die unterirdische Etage war mit Menschen vollgestopft, mit einer zusammengepferchten Masse, die sich regte und wogte wie ein einziger Organismus. Ohrenbetäubender, blecherner Lärm hämmerte pausenlos; die Luft war rauchgeschwängert. Es roch nach Schweiß. Die Menschen schrien durcheinander. Roboterkellner, die man an der Decke befestigt hatte, rollten hin und her, brachten Getränke und sammelten Gläser ein.
»Hier«, rief Nina, die vorausging. Cussick und Kaminski wechselten Blicke. Diese Lokale waren zwar nicht streng verboten, aber die Sicherheitspolizei hätte sie gerne geschlossen. Das Northbeach-Viertel von San Francisco war den Sittendezernaten ein Dorn im Auge, das letzte Überbleibsel der Vorkriegs-Lasterhöhlen. Nina setzte sich an einen winzigen, an die Wand gestellten Holztisch. Über ihr flackerte die Nachbildung einer Kerze. Cussick zog eine Kiste heran und setzte sich; Kaminski besorgte für Tyler und sich Stühle. Er bückte sich und legte das Paket auf den Boden, an eines der Tischbeine. Die vier Personen saßen eng aneinandergepreßt, berührten sich mit Ellbogen und Füßen, sahen einander über die überschwemmte Tischplatte hinweg an.
»So«, sagte Nina fröhlich, »da wären
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