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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sie ein Hintergrund, wie man ihn auf der Venus findet?«
     »Richtig.« Rafferty setzte sich in Bewegung. »Wir können hinaufgehen, wenn Sie wollen. Sie laufen dauernd auf ihren Bergen herum.«
     Während die beiden Männer von Fels zu Fels schritten, setzte Rafferty seine Erläuterungen fort.
    »Dieser Tank dient auch als Schule. Er soll sie formen und mit einem nicht-irdischen Milieu vertraut machen. Wenn sie zur Venus fliegen, werden sie vorbereitet sein – wenigstens soweit wir das erreichen können. Wahrscheinlich werden ein paar von ihnen sterben; es ist möglich, daß sie der Wechsel schädigt. Schließlich sind wir nicht unfehlbar. Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, die Bedingungen hier nachzuahmen, aber vollkommen ist das nicht.«
     »Warten Sie«, unterbrach ihn Cussick. »Und sie selbst – sind sie nicht venusischen humanoiden Lebensformen nachgebildet?«
     »Nein«, sagte Rafferty. »Sie sind Neuschöpfungen, keine Imitationen. Die Embryos wurden nach dem Phänotyp-Prinzip verändert. Wir unterwarfen sie nicht-irdischen Bedingungen – also einer Skala von Belastungen, die denen auf der Venus entsprechen. Die Einflüsse waren vielfältig; wir hatten viele Mißerfolge. Sobald die veränderten Kinder geboren waren, legte man sie in Brutkästen vom Venus-Typ. Mit anderen Worten, wir haben jeden Embryo verändert und auch nach der Geburt die Belastungsproben fortgesetzt. Sie wissen, daß menschliche Kolonisten auf der Venus nicht überleben würden. Das hat man schon versucht, und das Ergebnis steht fest. Wenn aber ein paar spezifische physische Veränderungen erreicht worden sind, könnte es möglich sein, eine Kolonie am Leben zu erhalten. Wir müßten schrittweise vorgehen können, Zwischenstufen schaffen, Schleusen, durch die sie gehen – wir wollten Akklimatisierung, Adaption haben wir bis jetzt erreicht. Wir wußten, daß die Nachkommenschaft als Antwort auf die Einflüsse von außen mutieren würde. Die folgenden Generationen würden stufenweise umgeformt werden, um überleben zu können. Viele würden sterben, einige sich aber durchbeißen. Schließlich kämen wir zu einer quasi-menschlichen Gattung, die uns körperlich nicht ähneln würde, aber doch aus menschlichen Wesen bestünde. Veränderte Menschen, die auf der Venus leben können.«
     »Verstehe«, sagte Cussick. »Das ist die Lösung, wie sie der Regierung vorschwebt.«
    »Genau. Dieselben Bedingungen wie auf der Erde werden wir nie finden – zwei identische Planeten wird es nicht geben. Guter Gott, wir können von Glück sagen, daß wir die Venus haben, einen Planeten von unserer Dichte, mit Schwerkraft, Feuchtigkeit und Wärme. Für Sie und mich wäre das natürlich buchstäblich die Hölle. Aber es gehört nicht viel dazu, den Himmel in eine Hölle zu verwandeln – ein Temperaturanstieg von einigen Grad, eine Steigerung der Feuchtigkeit um ein Prozent.« Rafferty stieß mit dem Fuß gegen eine blauschwarze Flechte am Gestein und fuhr fort: »Wir hätten tausend Jahre warten und den langen Weg wählen können: menschliche Siedler einschleusen, eine Ladung nach der anderen, zahllose Raumschiffe, eine Kolonie. Die Leute wären wie die Fliegen gestorben. Sie hätten sich gequält. Die Natur kann sich das leisten, wir nicht. Unsere Leute wären dagegen gewesen.«
    »Ja«, gab Cussick zu, »das hat sich bereits gezeigt.«
     »Das Ergebnis wäre schließlich dasselbe gewesen. Aber wären wir bereit gewesen, die Verluste auf uns zu nehmen? Ich glaube, wir hätten aufgegeben. Wir können nicht Tausende von Jahren und Millionen Leben aufwenden. Wir hätten Schluß gemacht und unsere Kolonien zurückgezogen. Denn, wenn man es genau nimmt, wollen wir uns nicht anderen Planeten anpassen. Wir wollen, daß sie sich uns anpassen. Selbst wenn wir eine zweite Erde fänden, wäre das nicht genug. Hier, mit diesem Projekt, haben wir den Samen für eine viel größere Zukunft. Wenn das funktioniert, wenn die Venus-Mutanten überleben, können wir weitermachen und unsere Techniken vervollkommnen. Mutantenkolonien für verschiedene andere Planeten, für krassere Umwelten entwickeln. Schließlich können wir das Universum bevölkern – überall überleben. Wenn es uns gelingt, haben wir einen totalen Sieg errungen. Die Gattung Mensch wird unzerstörbar sein. Dieser Tank, diese geschlossene Enklave und meine Arbeit – all das sieht künstlich aus. Was ich aber getan habe, war nichts als der Versuch, die Evolution zu beschleunigen. Ich

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