Die seltsame Welt des Mr. Jones
an. »Melden Sie sich bei Ihrer Einheit.«
Der Polizist zwängte sich nach hinten durch und sprang hinunter.
Der Reporter machte sich ein paar Notizen und steckte seinen Block wieder ein. Er betrachtete neugierig Pratts Waffe.
»Was haben Sie denn da?« fragte er.
Pratt sagte nichts. Es ging ihm von Minute zu Minute schlechter. Die Sonne stach gnadenlos herab. Sein Mund war ausgetrocknet. Die alte Malaria machte sich bemerkbar, wie immer vor einem Attentat.
»Sieht ja gefährlich aus, das Ding«, meinte der Journalist. »Wollen Sie einem den Schädel wegschießen damit?«
»Hauen Sie ab, bevor er Ihnen den Hintern damit wegreißt«, fuhr ihn der hagere Polizist an.
»Mein Gott, ihr seid aber empfindlich«, sagte der Reporter. Er wich zurück. »Ihr seid so schlimm wie die da unten.«
Pratt wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und stemmte die Waffe höher. Das Metall glänzte grell in der Sonne. Seine Augen brannten, die Beine schienen ihn nicht mehr tragen zu wollen. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sich der Zug in Bewegung setzte. Wahrscheinlich nicht lange.
»Leihen Sie mir Ihr Glas«, sagte er zu McHaffie.
»Aber nicht fallen lassen.« McHaffie gab ihm den Feldstecher. Seine Hände zitterten. »Mich macht das fertig. Wenn etwas schiefgeht, sitze ich mit im Arbeitslager.«
Pratt schaute durch das Fernglas auf das graue Rad, hinter dem sich die dichte, folgsame Menge drängte. Jones war eingetroffen. Er stand an der Spitze und sprach mit den Funktionären. Die Demonstranten wurden in Gruppen zu je zehn Mann eingeteilt; es bildete sich eine lange Schlange, deren grauer Kopf sich am Straßenrand befand, während sich der Leib in die Ruinen erstreckte. Die Wartenden schoben sich durcheinander. Pratt konnte den Lärm hören. Sie schrien und brüllten, so laut sie konnten.
»Hören Sie das?« sagte er zu McHaffie.
»Geben Sie mir mein Glas wieder. Ich glaube, es geht los.«
»Nein.« Pratt stellte die Schärfe ein. Da war seine Beute: der kleine, magere, bekannte Mann mit seiner Nickelbrille, der wenig beeindruckend, vielmehr bedeutungslos aussah. Das war Jones. »Los!« schrie McHaffie. »Her damit!«
Pratt gab ihm das Glas. McHaffie hob es an die Augen und drehte an der Schraube.
»Mein Gott«, flüsterte er. »Da kommen sie. Es geht los.«
Die grauen Marschsäulen erreichten die Straße. Die schreiende, tobende Menge drängte hinterher. Hunde bellten wild, Kinder liefen aufgeregt hin und her. Auf den Lastwagen bewegten sich die Waffen-Polizisten unruhig und hoben die Gewehre.
Jones marschierte mit ruckhaften, ungleichmäßigen Schritten an der Spitze des Zuges, genau auf der Mitte der Straße, wie eine aufgezogene Puppe. Ohne das Fernglas konnte Pratt sein Gesicht nicht erkennen; Jones war noch weit weg. Er legte den Sicherungshebel seiner Waffe um und hob sie hoch. Alle anderen taten dasselbe.
»Nicht schießen, verstanden«, sagte McHaffie. »Laßt sie vorbei an der Barrikade. Dann geht es los.«
Auf einem der Laster schwankte ein Polizist und fiel herunter. Er raffte sich auf und suchte hinter der Absperrung Zuflucht.
»Die erste Lastwagen«, befahl McHaffie in sein Telefon.
Die Marschsäulen zogen an der Barrikade vorbei. Manche Leute sahen ängstlich zu den abgestellten Fahrzeugen und den Polizisten hinüber.
»Los«, schrie McHaffie. »Motoren anlassen, ihr Trottel!«
Die ersten Männer marschierten an der Barrikade vorbei. Aus Frankfurt näherten sich die ersten Polizeipanzer; die Falle schnappte zu. Die Menschen würden die Stadt nie erreichen. Mit ohrenbetäubendem Lärm sprangen die Motoren der Lastwagen an. Sie fuhren hinter dem Zug herum, erreichten die Straße, schnitten ihm den Weg ab. Schlagartig kam der Zug zum Stehen. Man hörte erschrockene Ausrufe. Die Marschsäulen lösten sich auf. Die lange, graue Schlange zerfiel. Die Menschen dahinter zögerten. Die an der Spitze drängten durcheinander.
»Sie sitzen in der Falle«, sagte McHaffie. »Sie sind eingesperrt.«
Die Menschen bewegten sich nicht vorwärts. Jones war stehengeblieben und schaute sich um. Wie eine kleine Ratte, dachte Pratt. Eine dreckige, kleine Ratte mit gelben Zähnen. Er hob die Waffe und zielte.
Jetzt war die ganze Masse in Bewegung. Die Menge strömte auseinander, versuchte durch die Absperrung fort von der Straße zu kommen. Polizeiautos fuhren an den Ruinen entlang und trieben sie zurück. Chaos breitete sich aus. Pratt achtete nicht darauf; er
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