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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nutzlose Geste war schon geschehen. Er hatte schon bewiesen, was er beweisen, was er wissen wollte.
     Jones konnte nicht getötet werden. Es war nutzlos. Die Regierung hatte ausgespielt. Am besten warf er das Handtuch.
    Tatsächlich wartete er zwei Wochen, so lange, bis die genauen Zahlen über das Plebiszit einliefen. Er zauderte immer noch, bis es im ganzen Haus nach brennendem Papier stank: Die Unterlagen des Sicherheitsdienstes gingen in Rauch auf. Als der Höchste Rat zurücktrat, stand Pearson noch immer stumm in seinem Detroiter Büro.
     Ein paar Stunden, bevor sich die blasse, geschwächte Gestalt von Jones aus dem Lazarettbett erhob, einen Dienstwagen bestieg und nach Detroit fuhr, rief Pearson Cussick an.
     »Ich komme zu Ihnen«, sagte er. »Wir unterhalten uns in Ihrer Wohnung. Wir sprengen dieses Gebäude. Wir wollen nichts zurücklassen.«
     Das erste, was ihm beim Betreten von Cussicks Wohnung auffiel war die Unordnung. Das war ihm neu. Er stand einen Augenblick etwas verwirrt und bestürzt unter der Tür.
    »Richtig«, sagte er. »Ihre Frau ist fort. Sie sind allein hier.«
    Cussick schloß die Wohnungstür.
    »Wollen Sie etwas trinken?«
    »Und ob«, sagte Pearson dankbar. »Eine ganze Menge.«
     »Ich habe eine Flasche guten Scotch«, sagte Cussick. Er füllte die Gläser, und sie setzten sich.
    »Wir sind erledigt«, sagte Pearson.
    »Ich weiß.«
     »Es war ein Fehler. Natürlich konnte er nicht getötet werden. Aber ich mußte es versuchen. Die Chance war minimal. Ich wollte ihn prüfen. Pragmatisch, wissen Sie?«
     »Was kommt jetzt?« fragte Cussick. »Gibt es etwas, das wir nicht getan haben?«
    In Pearsons Gesicht zuckte es.
     »Um genau zu sein, sind wir – technisch gesprochen – noch zwei Stunden im Besitz der Autorität. So lange dauert es, bis Jones legal die Regierung übernimmt. Im Augenblick bin ich noch für Raffertys Projekt verantwortlich.«
     »Wissen Sie, worum es dabei geht? Ich dachte, Sie hätten keine Ahnung.«
    Pearson starrte zur Decke.
     »Zwei Raumschiffe stehen bereit, richtige Raumschiffe. Sie verstehen, was ich meine. Interplan werden sie genannt. Sie stehen irgendwo startbereit, Tag und Nacht startklar, immer bereit, immer gewartet und aufgetankt. Es sollen die besten sein, die es gibt. Irgend jemand, ich weiß nicht mehr, wer, erzählte mir einmal, daß sie von einer Lenkstation auf der Venus gesteuert werden, sobald sie die Erde verlassen. Automatischer Leitstrahl. Vielleicht auch nicht auf der Venus, sondern auf dem Mars.«
    »Venus«, bestätigte Cussick.
    Pearson nickte und trank.
     »Es ist Ihnen natürlich klar, daß es sich da um ein kompliziertes kleines Spiel handelt. Ich weiß selbstverständlich, worum es bei dem Projekt geht. Ich habe mich am ersten Tag informiert. Aber offiziell spreche ich nur von den beiden Raumschiffen. Sie – Sie wissen, wen ich meine – werden in zwei Gruppen geteilt, zu je vier Personen. Wenn ein Raumschiff nicht ankommt, dann das zweite.«
     »Gibt es auf der Venus Vorräte?« fragte Cussick. »Irgendwelche Einrichtungen?«
     »Berge von Vorräten. Alle möglichen Anlagen. Wir brauchen nichts anderes zu tun, als die acht hinaufzuschaffen.«
    Cussick stand auf.
    »Ich verständige Rafferty.«
    Pearson erhob sich ebenfalls.
     »Mein Wagen steht vor dem Haus. Ich fahre Sie zum Flugplatz. Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich mitkomme.«
    Eine halbe Stunde später landeten sie in San Francisco. Rafferty schlief. Cussick weckte ihn und überbrachte die Nachricht. Man verständigte den Startplatz. Der Transportwagen wurde in Betrieb genommen, und man brachte die acht Venusier hinein: sieben Erwachsene und ein Kind im Brutkasten. Verängstigt und verwirrt saßen die Mutanten beieinander; sie unterhielten sich flüsternd.
    »Viel Glück«, sagte Rafferty.
     Pearson und Cussick fuhren im Wagen mit zum Startplatz. Sie überwachten das Beladen der Raumschiffe; vier Mutanten kamen in jedes. Die Sicherheitsverschlüsse wurden eingeschmolzen, die Schiffe aufgerichtet. Cussick, Pearson und Rafferty schauten im Schatten am Rand des Startplatzes zu, wie die beiden Raumschiffe gleichzeitig gestartet wurden. Das Ganze dauerte eineinhalb Stunden. Jones mußte noch dreißig Minuten warten.
    »Lust auf was Trinkbares?« fragte Cussick die beiden anderen.
     Sie betranken sich gründlich. In ihrer grimmigen Betäubung verloren Raum und Zeit ihren Sinn. Die Welt verschwamm zu einem chaotischen Wirbel flirrender Phantome,

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