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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Doktor Manion her.«
     Dr. Manion war ein kahlköpfiger, stämmiger Mann in blendendweißer Uniform, mit manikürten Fingernägeln und dicken, feuchten Lippen. Er trug eine schwere Metallkassette, die er vorsichtig auf den Tisch stellte.
    »Doktor Manion«, sagte Jones, »das ist Mr. Pearson.«
     Die beiden Männer tauschten einen Händedruck. Pearson blieb starr aufgerichtet stehen, als Manion die Ärmel hochrollte, Jones ansah und dann die Kassette öffnete.
    »Ich habe es hier«, vertraute er ihm an. »Es ist in idealer Verfassung, hat den Flug sehr gut überstanden.« Stolz fügte er hinzu: »Es ist das schönste Exemplar, das wir bisher hatten.« »Doktor Manion ist Parasitologe«, erklärte Jones.
     »Ja«, sagte Manion sofort. »Sie verstehen, Mr. – Pearson? Ja, Mr. Pearson, wie Sie vermutlich wissen, war eines unserer größten Probleme, zurückkehrende Schiffe so zu prüfen, daß wir die Sicherheit hatten, nicht irgendwelche Schmarotzerorganismen außerirdischen Ursprungs mitgeliefert zu bekommen. Wir wollten keine neuen Formen pathogener« – er klappte die Kassette auf – »Organismen hereinlassen.«
     In der Kassette lag ein zusammengerolltes Stück aus schwammig-grauem organischem Material. Die Rolle aus lebendem Gewebe war von einer durchsichtigen Gelatinekapsel umgeben. Das Wesen bewegte sich kaum merklich, seine blinde, augenlose Spitze tastete herum, preßte sich mit dem feuchten Sauger an die Fläche. Die Glieder schwänzelten wellenartig.
     »Es hat Hunger«, erklärte Manion. »Das ist nun nicht ein direkter Parasit; er vernichtet seinen Wirt nicht. Bis er seine Eier gelegt hat, besteht eine Symbiose. Dann benützen die Larven den Wirt als Nahrung.« Beinahe zärtlich fuhr er fort: »Er gleicht einigen unserer Wespen. Der ganze Ablauf von Wachstum und Eierablage nimmt etwa vier Monate in Anspruch. Unser Problem sieht nun so aus: Wir wissen, wie das Wesen auf seiner eigenen Welt lebt – es stammt übrigens vom fünften Planeten um Alpha Centauri. Wir haben es in seinem gewohnten Wirt beobachtet, und wir konnten es in große irdische Säugetiere wie Kühe und Pferde mit unterschiedlichen Ergebnissen einbringen.«
     »Manion will herausfinden, ob dieser Parasit in einem menschlichen Körper am Leben bleibt«, warf Jones ein.
     »Das Wachstum geht langsam vor sich«, erläuterte Manion eifrig. »Wir brauchen es nur einmal wöchentlich zu verfolgen. Bis die Eier gelegt sind, werden wir wissen, ob es sich einem Menschen anpassen kann. Bis jetzt haben wir aber noch keinen Freiwilligen finden können.«
    Es wurde still.
     »Haben Sie Lust, sich freiwillig zu melden?« erkundigte sich Jones bei Pearson. »Sie haben die Wahl – den einen Job oder den anderen. An Ihrer Stelle würde ich den nehmen, den ich gewöhnt bin. Sie sind ein ausgezeichneter Polizist gewesen.«
    »Wie können Sie so etwas tun?« fragte Pearson flüsternd.
     »Ich muß«, gab Jones zurück. »Ich brauche die Polizei wieder. Der Geheimdienst muß neu geschaffen werden, von Leuten, die Experten sind.«
     »Nein«, sagte Pearson heiser. »Kein Interesse. Ich will nichts damit zu tun haben.«
     Dr. Manion war hoch erfreut. Er versuchte sich zu beherrschen und beschäftigte sich mit der Gelatinekapsel.
     »Dann können wir also anfangen?« Pearson vertraute er an: »Wir können die chirurgischen Labors hier im Haus benützen. Ich hatte Gelegenheit, sie mir anzusehen. Sie sind großartig. Ich möchte den Organismus unbedingt verpflanzen, bevor das arme Ding verhungert.«
     »Das wäre schade«, bestätigte Jones. »Den weiten Weg von Alpha Centauri, ganz umsonst.« Er spielte mit seinem Ärmel, während er nachdachte. Pearson und Manion starrten ihn an. Plötzlich sagte Jones zum Arzt: »Haben Sie ein Feuerzeug?«
     Ohne zu verstehen, zog Manion ein goldenes Feuerzeug heraus und reichte es ihm. Jones entfernte den Stöpsel und ließ Flüssigkeit aus der Gelatinekapsel rinnen. Manions Gesicht verzerrte sich.
    »Guter Gott – « sagte er entsetzt. »Was zum Teufel – «
     Jones entzündete die Flüssigkeit. Betäubt und hilflos mußte Manionn zusehen, wie Flüssigkeit, Kapsel und das Wesen darin in orangeroten Flammen verglühten. Langsam kühlte der Inhalt zu schwarzem, brodelndem Schleim ab.
    »Warum?« protestierte Manion schwach und fassungslos.
    »Fremde, unbekannte Dinge machen mich krank«, erwiderte Jones.
    »Aber – «
    Er gab Manion das Feuerzeug zurück.
     »Sie machen mich noch kränker. Nehmen Sie Ihre

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