Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Titel: Die Sextherapie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Stevens
Vom Netzwerk:
unbedingt ändern will. Ich muss diesen Anteil in mir finden, der mich zum Jäger macht. Ich habe festgestellt, dass er bei anderen Männern nicht so stark ausgeprägt ist wie bei mir. Ich will ihm unbedingt auf die Spur kommen und ihn loswerden, damit ich so sein kann wie sie. Und ich muss mit dem Jagen aufhören, denn ich habe die richtige Frau schon gefunden.
    Das ist das Ende meiner Geschichte. Es gibt nichts hinzuzufügen. Es tut mir leid.
     
    »Gut gemacht, Will«, brach Verity das Schweigen. Will nahm wieder Platz und schlug die Hände vors Gesicht. Shelley verstand gut, dass er so nervös gewesen war. Niemand gibt gerne zu, dass er ein Betrüger ist. Die anderen Kursteilnehmer machten nur sich selbst etwas vor, doch Will zerstörte mit seiner Sucht seine Familie.
    »Jetzt haben Sie es sich von der Seele geredet«, meinte Cheryl.
    »Das war sehr mutig von Ihnen«, ergänzte Cliff.
    Im nächsten Moment stand Will auf und verließ mit gesenktem Kopf den Raum. Shelley glaubte, auf seiner Wange eine Träne bemerkt zu haben. Die anderen sprachen kein Wort, sondern waren in ihre Gedanken versunken. Shelley hörte den Aprilwind in den Lorbeerbäumen im Garten rauschen.
    »Es gibt den richtigen Zeitpunkt und Ort für Scherze und Spaß«, sagte Verity nach einer Weile. »Aber wir sollten uns vor Augen halten, warum wir hier sind. Sexsucht ist keine Erfindung der Boulevardpresse, sondern eine echte Krankheit, die Leben zerstören kann. Deshalb müssen wir Will unterstützen und dürfen ihn nicht verurteilen. Wir treffen uns in einer halben Stunde zu unserer nächsten Sitzung.«

11
     
    Shelley wusste nicht recht, was sie von Will und seiner Beichte halten sollte. Einerseits fühlte sie sich von seiner Frauenfeindlichkeit und Arroganz abgestoßen. Offenbar glaubte er wirklich, dass sein Verhalten biologische Gründe hatte und dass ihm die Untreue in den Genen lag. Der Umkehrschluss, der sich daraus ziehen ließ, lautete, dass Männer, die keine Affären hatten, Waschlappen waren. Will betrachtete sich nicht nur im Schlafzimmer als Alphamännchen, sondern auch im Konferenzraum. Die genüsslichen Schilderungen seiner Eroberungen in allen saftigen Details wiesen darauf hin, dass er stolz darauf war. Er war nicht nur offen gewesen, nein, er hatte geprahlt.
    Andererseits war Will ein vielschichtigerer Mensch, als Shelley anfangs gedacht hatte. Jeder hatte seine guten Seiten, und Shelley war überrascht, dass Will so viele davon aufwies. Es war, als ginge man rasch zum Discounter, um billige Küchenrollen zu kaufen, und stellte fest, dass es auch eine ausgezeichnete Auswahl an Ziegenkäse gab.
    Er war zwar unreif, liebte seine Frau und sein Kind jedoch offenbar sehr und wollte sich unbedingt ändern, um seine Familie zu retten. Die Geschichte, wie Will und Amanda zusammengekommen waren, war tragisch, aber wunderschön. Der Mann hatte auch etwas Zärtliches und Mitfühlendes an sich.
    Will bat um Hilfe, und es war sehr mutig von ihm gewesen, überhaupt hierherzukommen. Als sie zum Mittagessen in den Speisesaal gingen, dachte Shelley darüber nach, dass das Verhalten eines Menschen, so abstoßend es anderen auch erscheinen mochte, immer Hintergründe und Ursachen hatte. Will hatte seine Seitensprünge vor sich selbst gerechtfertigt, aber gleichzeitig erkannt, dass sie nicht nur für seine Frau, sondern für die Gesellschaft an sich unannehmbar waren. Daher auch seine Bemühungen, seine Affären selbst vor seinen Kollegen geheim zu halten.
    Während die meisten in den Toiletten verschwanden oder sich zuerst einen Kaffee holten, schlenderte Shelley allein zum Speisesaal. Sie brauchte Zeit für sich, um zu verarbeiten, was sie gerade gehört hatte. Außerdem wollte sie ehrlich und Will gegenüber fair sein, wenn sie später in der Nacht ihren Artikel schrieb. Doch als sie sich mit einem Muffin und einer Tasse Tee an einem Tisch niederließ, kam jemand auf sie zu. Sie blickte auf und stellte fest, dass es Will war.
    »Hallo«, meinte er. Er sah verändert aus. Nervös und ein wenig besorgt.
    Shelley lächelte. Wie sie vermutet hatte, fragte er sich, ob er wohl den Eindruck eines Schweinehunds hinterlassen hatte und ob die anderen über seine Tränen gelacht hatten. Einem Mann mit einem ausgeprägten Ego wie Will lag sicher sehr viel an seiner Außenwirkung. »Sie haben sich wacker geschlagen, Will«, meinte sie deshalb. »Sie waren offen und sehr... detailgetreu.«
    Er lächelte. »Spitze!«, meinte er und nahm Platz. Shelley

Weitere Kostenlose Bücher