Die Sextherapie: Roman (German Edition)
zu nehmen, sodass sich die Ausbuchtung in der Khakihose des Arztes auf Shelleys Augenhöhe befand. Wie um alles in der Welt sollte man sich von sexuellen Gedanken ablenken, wenn einem ein attraktiver Arzt sein Gemächt ins Gesicht hielt?
»Danke, dass Sie gekommen sind, Ms. Carter«, begann Galloway.
»Nennen Sie mich bitte Shelley«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen. Das tat sie stets in förmlichen Situationen, wie sie es an der Universität gelernt hatte. Zweck der Übung war, die Situation zu entspannen und das Gegenüber dazu zu bringen, offener zu reden. Shelley hoffte, von dem Arzt Dinge zu erfahren, die sie in ihrem heutigen Artikel verwenden konnte.
»Gut, dann müssen Sie mich Mick nennen«, meinte er mit einem leichten Zwinkern und veränderte seine Sitzposition ein wenig. Shelley blickte starr nach oben, um nicht auf seinen Schritt starren zu müssen.
»Zuerst möchte ich Ihnen einige Fragen zu Ihrer Krankengeschichte stellen«, fuhr Mick fort. »Nur um mich zu vergewissern, dass Ihre Sucht keine körperlichen Ursachen hat. Verstehen Sie?« Shelley nickte beklommen. Als Krankenschwester erwartete er sicher von ihr, dass sie mit Fachbegriffen vertraut war, die die anderen Kursteilnehmer nicht kannten.
»Sie sind also vor kurzem aus Australien zurückgekehrt«, sprach Dr. Galloway weiter und studierte dabei das Blatt Papier in seiner Hand.
»Ja, richtig«, entgegnete Shelley. »Ich habe in einigen kleinen Krankenhäusern gearbeitet. Hauptsächlich auf der Kinderstation. Das ist mein Spezialgebiet. Ich war auch in einem großen Krankenhaus in Cairns beschäftigt, dem Royal Adelaide.«
»Das ist ja wunderbar«, meinte Dr. Galloway, ohne von seinem Papier aufzublicken, eine ärgerliche Angewohnheit von Ärzten, die beim Patienten den Verdacht weckt, sie hätten ihm gar nicht richtig zugehört und seien im Begriff, ihm das falsche Medikament zu verordnen.
»Sind Sie dort von irgendeinem Tier gebissen worden. Von einer Spinne oder von einer Katze?«
Katze ? »Nein«, sagte sie. »Keine Tierbisse, nur von Menschen, ha, ha.«
Er ging nicht auf den Scherz ein.
»Sind in Ihrer Familie psychische Erkrankungen aufgetreten?«, erkundigte er sich aus heiterem Himmel. Angesichts dieser Unterstellung zog Shelley empört die Nase hoch. »Nein«, gab sie kühl zurück, wobei sie sich überlegte, ob sie ihm von ihrer Mutter erzählen sollte, die an Weihnachten zu Tobsuchtsanfällen geneigt und ihren Vater einmal mit dem elektrischen Tranchiermesser angegriffen hatte. Aber taten das nicht alle Mütter?
»Irgendwelche sexuell übertragbaren Krankheiten?«, fragte er.
Shelley erstarrte.
»Ich muss doch sehr bitten!«, entrüstete sie sich, bis ihr wieder einfiel, welche Rolle sie hier verkörperte. Galloway musterte sie erstaunt. »Das heißt, nein«, fuhr sie fort und versuchte, ihren Lapsus hinter Verärgerung zu tarnen. »Hätten Sie diese Informationen nicht von meinem Hausarzt bekommen sollen?«, sprach sie weiter. »Wozu stecken wir Steuerzahler so viel Geld in ein neues Computersystem für den staatlichen Gesundheitsdienst, wenn die Computer nicht miteinander kommunizieren?«
»Das hier ist eine Privatklinik«, wandte Galloway ein.
»Aber Sie verdienen doch recht ordentlich an den Überweisungen durch den staatlichen Gesundheitsdienst, richtig?«, hakte sie nach. Jetzt hatte ihr journalistischer Instinkt die Oberhand gewonnen.
»Nun... ja, aber der staatliche Gesundheitsdienst gewährt uns keinen Zugriff auf seine Computer.«
»Telefone haben Sie aber schon, oder?«
»Ich bin mir nicht sicher, worauf Sie mit diesen Fragen hinauswollen«, entgegnete Dr. Galloway.
»Ich war nur neugierig, ob Sie wissen, wovon Sie reden«, versetzte Shelley, der das Streitgespräch ausgesprochen Spaß machte. Schließlich war Angriff die beste Verteidigung. »Mein Bruder bezahlt für meinen Aufenthalt hier viel Geld, und sollte ich den Eindruck bekommen, dass er es vergeudet, spaziere ich durch diese Tür hinaus und fordere eine volle Kostenerstattung.«
»Ms. Carter«, erwiderte Dr. Galloway mit Nachdruck. »Ich verspreche Ihnen, dass das Geld Ihres Bruders gut angelegt ist. Und jetzt beruhigen Sie sich bitte. Am besten fahren wir mit dieser Sitzung später fort, wenn wir beide Zeit zum Nachdenken hatten.«
Shelley holte tief Luft und stand auf. Als sie die Tür erreicht hatte, ergriff Galloway noch einmal das Wort. »An eines möchte ich Sie noch erinnern, Ms. Carter. Bei Ihrer Ankunft in der Klinik haben
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