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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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ist der
     einzig respektable Weg, das Bankwesen, Jura und Medizin zu vermeiden, das
     Militär.« Er zuckte die Achseln. »Und man kommt in die
     Welt hinaus.«
    »Und das respektable
     Gegenmittel zum Militär?« 
    »Wenn es eins gibt,
     habe ich es noch nicht gefunden.« Er trank seinen Kaffee aus, nahm
     meinen Pass aus der Brusttasche und gab ihn mir zurück. »Beweisstück
     A.«
    Ich wollte ihn gerade
     einstecken, doch Ben sagte: »Ich würde lieber erst reinsehen.«
    Wieder war es ein anderer
     Pass. Nur das Foto war das gleiche. Jetzt hieß ich nicht mehr
     William Johnson, sondern William Turner, und auch die Landesstempel waren
     andere. Es waren mehr. Anscheinend war Turner den ganzen Sommer durch
     Europa gereist. Der deutsche Stempel zeigte, dass ich schon seit mehr als
     einer Woche hier war.
    »Für den Fall,
     dass die Routen von Washington nach London überwacht werden«,
     sagte er.   
    »Wie viele von den
     Dingern hast du?«
    »Hoffen wir, der hier
     bringt dich ans Ziel.«
    Falls die Strecke von
     Washington nach London überwacht wurde, die Strecke von Frankfurt
     nach London wurde es nicht, zumindest suchte niemand nach einem William
     Turner. Gegen drei Uhr nachmittags landeten wir in Heathrow. Ben
     verschwand in der Schlange »U. K. und europäische Staatsbürger«.
     Nachdem ich mich ungeduldig durch die Schlange für »Andere«
     geschoben hatte, wurde ich von einem gut gelaunten Sikh mit Turban
     durchgewinkt - ich war in England. Ben hatte bereits das Gepäck
     geholt. Keiner beachtete uns, als wir durch den Zoll gingen. Draußen
     erwartete uns Sir Henrys Bentley.       
    »Halleluja«, rief
     Sir Henry, als ich mich neben ihn in den Fond setzte. »Du gibst
     einen hübschen Jungen ab, Kate.«
    »William«, sagte
     ich hochnäsig. »William Turner.«
    »Und wohin geht es, Mr
     Turner?«
    »Westminster Abbey«,
     erklärte Ben, der sich neben mich setzte. Auf dem Fahrersitz nickte
     Barnes.
    »Und Sie müssen
     Mister Nützlich sein«, sagte Sir Henry. »Ich schätze,
     Kate hat fleißig nachgeforscht, wozu genau Sie nützlich sind.«
    Der Wagen fuhr los. Mit
     finsterem Gesicht stellte ich Ben und Sir Henry einander vor. Sir Henry
     ließ per Knopfdruck die Scheibe zwischen dem Fahrer und dem Fond
     hoch. Dann sah er mich an. »Ich habe herausgefunden, womit Ros
     vergiftet wurde.«
    Mir wurde kalt.
    »Kalium. So weit zum
     mysteriösen ›Saft verfluchten Bilsenkrauts im Fläschchem.
     Nicht mehr als eine simple Kaliumlösung, in den Hals injiziert.
     Leicht zu finden, leicht zu benutzen, schnell und tödlich und so gut
     wie nicht nachweisbar.«
    »Wie konnten Sie es
     dann nachweisen?«, fragte Ben.
    »Nicht ich«,
     sagte Sir Henry. »Inspector Grimmiger hat es herausgefunden.
     Anscheinend ist er genauso schlau wie grimmig, doch er hält so dicht,
     dass er vermutlich nur einmal im Jahr pinkeln geht. Glücklicherweise
     sind seine Mitarbeiter menschlicher. Ich habe Folgendes erfahren: Die
     Zellen setzen nach dem Tod Kalium frei, in einer Leiche findet man also
     immer eine Menge Kalium. Doch Kalium ist nicht nur Folge, sondern kann
     auch Ursache des Todes sein. Das gesunde Herz macht eine Gratwanderung: zu
     wenig Kalium - Herzstillstand. Zu viel Kalium - ebenfalls Herzstillstand.
     Deswegen wirkt die Injektion einer Kaliumlösung in die Drosselvene
     genau wie Hamlets Bilsenkraut.« Er senkte die Stimme. »Das
     schwärende Getränk, des Wirkung so mit des Menschen Blut in
     Feindschaft steht, daß es hurtig wie Quecksilber durch die natürlichen
     Kanäle des Körpers läuft; und wie ein saures Lab, in Milch
     getropft, mit plötzlicher Gewalt gerinnen macht das leichte, reine
     Blut.«
    Es passte alles zusammen.
     Auch Maxine und Dr. Sanderson waren schnell gestorben - ohne den Kampf,
     den man erwarten würde, wenn eine Frau ertränkt oder ein Mann an
     einem öffentlichen Ort erstochen wird. Was logisch wäre, wenn
     sie bereits tot waren, als sie für ihre Rollen … was war das
     passende Wort? Besetzt wurden? Verkleidet wurden? In Szene gesetzt wurden?
     Jähe Wut erfasste mich. »Der Mörder hat bei Ros nicht
     aufgehört.«
    »So viel habe ich
     mitbekommen«, sagte Sir Henry. »Es tut mir leid. Wenn es dir
     nichts ausmacht, würde ich gern hören, was du weißt.«
    Während die Stadt um uns
     herum dichter wurde, brachte ich Sir Henry auf den neuesten Stand, Brief für
     Brief, Tod für Tod, bis ich bei Dr. Sanderson war.
    »Cäsar«,
     sagte er

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