Die Shakespeare-Morde
würde
ich das anfechten«, sagte Ben. »Warum haben Sie Athenaide
umgebracht? Ihre Partnerin?«
Matthew kniff die Augen
zusammen. »Ros wollte ihren Schatz nicht teilen. Ich meinen auch
nicht.« Er sah mich anzüglich an, und sein Blick blieb an
meinem immer noch offenen Reißverschluss hängen. Dann sah er
zurück zu Ben. »Genauso wenig wie Sie Ihren.«
Bens Griff um die Pistole
wurde fester. Ohne Matthew aus den Augen zu lassen, sprach er zu mir.
»Kate. Pack zusammen, weswegen du hergekommen bist. Es wäre
gut, wenn du irgendwas findest, womit wir den Dreckskerl hier fesseln können.«
Ich rutschte vom Vorsprung
und ließ mich ins Dämmerlicht der Höhle hinunter. Die
Satteltasche lag in der Nähe der Feuerstelle. Eine der Klappen war
fast ganz abgerissen. Der ›Quixote‹-Band lag ein Stück
entfernt, das Manuskript war herausgefallen. So schnell ich konnte,
sammelte ich die Seiten ein und suchte in der Umgebung, ob mir irgendeine
entkommen war.
Dann schob ich alles in die
Tasche und sah mich nach etwas um, das als Seil taugte. Über mir auf
dem Vorsprung hielt Ben Matthew in Schach.
Hinter ihnen bewegte sich ein
Schatten. Ich erstarrte. Lautlos trat Sir Henry aus der Dunkelheit.
Das war unmöglich. Ich
hatte ihn umgebracht.
Doch dort stand er, und er
hielt etwas Glänzendes in der Hand. Eine Nadel. Eine Nadel an einer
Spritze.
Ros war mit einer Spritze getötet
worden mit einer Kalium-Injektion.
Er hob den Arm, und ich
schrie.
Ben wirbelte herum und schlug
Sir Henrys Arm weg. Die Spritze fiel aus seiner Hand ins Geröll. Im
gleichen Moment sprang Matthew auf und stürzte sich auf Ben. Ich hörte,
wie Ben einen Schlag kassierte. Er ließ die Pistole fallen.
Sir Henry bückte sich,
doch Ben gab der Pistole einen Tritt, und sie schlitterte kreiselnd aus
dem Lichtkegel. Matthew nutzte den Sekundenbruchteil zu einem weiteren
Schlag.
Dann holte er wieder aus,
aber diesmal duckte sich Ben. Als er sich aufrichtete, hielt er das Messer
in der Hand. Sir Henry und Matthew wichen ein Stück zurück, dann
jedoch begannen sie, Ben einzukesseln.
Schritt für Schritt drängten
sie Ben zurück. Ben verteidigte sich, in dem er abwechselnd mit dem
Messer nach ihnen hieb, doch jedes Mal, wenn der eine auswich, machte der
andere einen Schritt auf ihn zu. Stück für Stück musste Ben
zurückweichen.
Ich zögerte, nach der
Pistole zu suchen. Ich begriff, was Ben vor hatte; er lockte Matthew und
Sir Henry vom Höhleneingang weg. Mit jedem Messerhieb lenkte er ihre
Aufmerksamkeit von mir ab. Gleichzeitig bewegte er sich auf seine Waffe
zu, die irgendwo hinter ihm am Boden lag. So weit ich sah, waren es nur
noch ein paar Schritte.
Wenn ich versuchte, die
Pistole selbst in die Finger zu bekommen, wäre seine Mühe
umsonst.
Also begann ich stattdessen,
mich im Schatten des Vorsprungs zu der Geröllhalde zu schleichen, die
bis zum Ausgang der Höhle führte. Am Fuß des Abhangs
begann ich zu klettern. Dann hörte ich ein Pfeifen und drehte mich
um. Matthew hatte am Fuß eines der Gräber eine Holz- oder
Metallstange gefunden und schwang sie wie eine Keule. Ben hatte seinen
Vorteil verloren.
Als er Matthew wieder mit dem
Messer attackierte, stieß dieser einen Schrei aus und ließ den
Knüppel schwer auf Bens Schultern krachen. Ben taumelte, doch er fing
sich wieder.
Ich konzentrierte mich auf
den Hang. Ich hatte die Hälfte der Halde erreicht und befand mich
immer noch ein gutes Stück unter dem Vorsprung, als ich auf einen
losen Stein trat und eine Kieslawine auslöste. Sir Henry drehte sich
um und zeigte auf mich, und Matthew spurtete den Vorsprung hinauf, um mir
den Weg zum Ausgang abzuschneiden.
Ich kletterte schneller.
Matthew rannte, dann sprang er ein Stück über mir ins Geröll.
Ich hörte ein Pfeifen
und duckte mich. Plötzlich begann Matthew zu torkeln. Bens Messer
steckte zwischen seinen Schulterblättern. Wütend warf er sich
gegen einen Felsbrocken.
»Nein!«, schrie
Ben.
Doch Matthew stemmte sich
fester gegen den Felsen. Einen Augenblick lang sahen wir wie in Zeitlupe
zu, wie der Fels ins Wanken geriet. Dann stürzte er abwärts, und
die Steine um ihn herum kamen ins Rollen. Die ganze Steinwand rutschte ab.
Ben sprang herunter und zerrte mich auf die andere Seite der Höhle.
Irgendwo schrie ein Mann. Die Erde bebte und grollte, und dann wurde es
wieder still.
Im
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