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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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das Messer steckt. Ich gehe davon aus, dass Ben eine Taschenlampe
     dabeihat. Such sie.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich erschießen
     muss, wenn du dich weigerst, und das wollen wir beide nicht.«
    Ich kletterte zu Ben hinauf,
     der mir eine kleine Taschenlampe gab. 
    »Wirf sie her«,
     verlangte Sir Henry, dann fing er die Lampe auf und steckte sie ein. Er
     sah Ben an und schüttelte den Kopf. »Zu schade, dass Matthew
     und Sie sich nicht gegenseitig umgebracht haben, bevor ich kam. Dann hätte
     ich alles auf Sie beide geschoben und Kate gerettet.« Er sah zu mir.
     »Eigentlich solltest du nie eine Rolle in diesem Stück spielen,
     mein Kind. Es tut mir leid. Du hast keine Ahnung, wie sehr. Aber jetzt
     bleibt mir keine Wahl.
    Du kennst die Szene, dich ich
     für dich vorbereitet habe. Gift und ein Messer - das Ganze in einer
     Gruft. Kaum einem Sterblichen ist ein Tod von solcher Schönheit vergönnt.
     Wenigstens diese Gnade kann ich dir erweisen.«
    Er knipste das Licht aus. Ich
     hörte Schritte und rutschende Steine. Dann war ich mit Ben allein.

 
    45
    Ben versuchte sich zu rühren,
     doch er war unter den Felsen eingeklemmt. »Wo ist er?«
    Ich kauerte mich zu ihm.
     »Ich weiß es nicht.«
    »Der alte Ausgang ist
     verschüttet, aber der Erdrutsch muss einen anderen freigelegt haben.
     Schau, ob du einen Weg finden kannst.« Ein schwaches Licht flackerte
     in der Dunkelheit auf. Ben hielt eine kleine Taschenlampe in der Hand.
    »Wie hast du -«
    »Reserve«, sagte
     er grimmig.
    Die Lampe war so schwach,
     dass sie die Dunkelheit vor mir kaum aufzuhellen vermochte. So schnell ich
     konnte, arbeitete ich mich zu der Stelle vor, wo ich Sir Henry zuletzt
     gesehen hatte. Ich tastete die Wand ab, doch da war nichts als Stein und
     noch mehr Stein. Dann spürte ich etwas. Einen leichten Luftzug.
    »Hier ist ein Luftzug«,
     rief ich.
    Sir Henry musste ihn sofort
     bemerkt haben.
    »Geh in die Richtung,
     wo er herkommt.«
    »Und dich soll ich
     hierlassen?« Der Gedanke löste Panik in mir aus. Ich kletterte
     zurück zu Ben.
    Ich hörte, wie er sich
     bewegte. »Hast du die Brosche noch? Ophelias Brosche?«
    »Ja.«
    »Du musst irgendwie an
     die Oberfläche kommen. An der Rückseite ist ein Peilsender.«
    »Was?«
    »So bin ich dir
     gefolgt. Ich habe einen Chip in die Brosche eingesetzt. Das Signal reicht
     nicht durch die Felsen, aber wenn du nah genug an der Oberfläche
     bist, sendet es wieder.«
    »Aber wer empfängt
     es?«
    Er machte eine Grimasse und
     bewegte sich wieder. »Ich habe Sinclair die Frequenz gegeben. Die
     Polizei sucht nach dem Signal. Sie suchen nach dir.«
    Ich betastete die Brosche an
     der Kette und achtete nicht auf die Tränen, die mir über das
     Gesicht liefen.
    »Das schaffst du schon«,
     sagte er.
    Ich kniete mich neben ihn.
     »Nein.«
    »Kate. Ich sitze fest.
     Ich schätze, dass mein Bein kaputt ist, vielleicht sogar die Hüfte
     gebrochen. Selbst wenn wir es schaffen würden, die Steine wegzuräumen,
     komme ich nicht allein hier raus. Wenn du bleibst, sterben wir beide. Und
     Nola und Memo Jiménez. Und Athenaide.«
    »Athenaide ist schon
     tot.«
    »Sie wäre tot,
     wenn sie noch lange ohne Hilfe dagelegen hätte. Wieder Kalium.
     Diesmal war es im Wein.«
    Ich dachte an den Kelch.
     »Sie war Gertrude. Die vergiftete Königin.«
    »Nur dass der Regisseur
     diesmal dem Notarzt Zeit gab, sie zu retten. Deswegen habe ich so lange
     gebraucht, bis ich hier war.« Er nahm meine Hand. »Aber wenn
     Sir Henry hier rauskommt, bleibt sie wahrscheinlich nicht lange am Leben.
     Willst du das, Kate?«
    »Nein.« Aber ich
     wollte auch nicht allein durch das Labyrinth irren, das sich zufällig
     in der Finsternis aufgetan hatte. Was, wenn es noch tiefer in die Erde führte?
     Dann säße ich in der Sackgasse, allein mit Sir Henry.
    »Das schaffst du schon,
     Kate.« Bens Stimme linderte meine Panik, und seine Klarheit half
     mir, vernünftig zu denken. Beim Klettern würde ich die Lampe nur
     sporadisch einsetzen können, und falls ich in Sir Henrys Nähe
     kam, musste ich sie ganz ausschalten, wenn ich keine wandelnde Zielscheibe
     sein wollte. Doch es gab Vorkehrungen, die ich treffen konnte, wenn ich im
     Dunkeln durch die Höhle wollte.
    Als er fertig war, musste ich
     ans andere Ende der Höhle, um die Spritze zu holen, und dann zu
     Matthew, dem ich das Messer aus dem Rücken zog.
    »Du nimmst das Messer«,
     sagte Ben.
    Ich schob das Messer in
     meinen Gürtel und legte

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