Die Shakespeare-Morde
dann fiel klirrend das Messer zu Boden, während Matthew von mir
gerissen wurde. Er wollte sich wehren, doch er wurde niedergeschlagen. Ich
rollte mich zur Seite und kam keuchend auf die Füße.
Ein Stück weiter lag
mein einsamer Helm am Boden; die Lampe tauchte die Höhle in ein
unheimliches Licht. Matthew lag auf dem Rücken. Er trug noch immer
den Helm, doch sein Lampe war aus. Über ihm stand Ben, die Pistole
auf seine Brust gerichtet.
»Was machst du hier?«,
rief ich.
Ben antwortete, ohne Matthew
aus den Augen zu lassen: »Ich rette dich.«
»Aber -«
Er schnitt mir das Wort ab.
»Ich bin deiner Spur gefolgt. Geht es dir gut?«
Ich berührte meine
Wange. Ich blutete, doch es schien nur ein Kratzer zu sein. »Ja. Ich
dachte, er wäre du - der Mörder, meine ich.«
»Ich weiß«,
sagte Ben.
»Aber du bist es nicht.«
»Nein, ich bin es
nicht.«
»Ihr macht ja einen
hochintelligenten Eindruck«, knurrte Matthew.
Ich funkelte ihn an, und eine
Welle der Abscheu stieg in mir auf. Alle Liebenswürdigkeiten, mit
denen er mich in letzter Zeit überschüttet hatte, waren eine Lüge
gewesen, seine Anmache - und das Versprechen, mich zu beschützen.
»Die ganze Zeit bist du es gewesen - du und Athenaide?«
»Vero nihil verius«,
sagte er mit müdem Spott. »Wahrer als die Wahrheit.«
Ich runzelte die Stirn.
»Aber Sir Henry -«
Er lachte. »Was für
eine Überraschung, nicht wahr? Wahrscheinlich dachte er, du hast die
alte Schachtel vergiftet. Oder er dachte, du wärst ich. Wer weiß?
Jedenfalls hast du mir einen großen Gefallen getan. Einer weniger,
um den ich mich kümmern musste. Der Rest war hauptsächlich ich
allein. Unten am Fluss, in deiner Wohnung-«
»Du warst dort? Du
warst der Mann im Schatten? In der Bibliothek, am Kapitol…«
»Bravo, Schätzchen.
Anscheinend fällt langsam der Groschen. Wenn auch nicht ohne maßgebliche
Hilfe.«
»Mindestens zweimal hat
sie Sie geschlagen«, sagte Ben. »Ich würde den Mund nicht
so voll nehmen, wenn ich Sie wäre.«
Matthew knurrte.
»Und Wesley North bist
du auch?«, fragte ich.
Er lachte. »Das wäre
zu viel der Ehre, Katie. Cäsar am Kapitol, das war mein Werk. Aber
nicht ich bin der heiß geliebte Professor North. Das war Ros.«
Ros!
»North, Wes T.«,
sagte er. »Wie in: ›Ich bin nur toll bei Nordnord-west‹.«
Mir schwirrte der Kopf.
»Ros war für Oxford?«
»Lieber Gott, nein.
Aber sie brauchte das Geld. Und Athenaide hat ihr eine Menge geboten.«
O nein, dachte ich. Selbst
wenn es stimmte, hatte er nur teilweise recht - doch mehr als das Geld
hatte Ros wahrscheinlich die Herausforderung gelockt, das Spiel von Für
und Wider und die Maskerade.
»Eigentlich wollte ich
sie nur als die Betrügerin bloßstellen, die sie war«,
sagte Matthew. »Doch dann habe ich herausgefunden, dass sie tatsächlich
etwas entdeckt hatte. Ich gab ihr mehr als genug Chancen, mit mir zu
teilen, aber sie wollte einfach nicht. Verdammt, ich habe jahrelang den
Groupie für sie gemimt, die starke Schulter, an der sie sich
ausweinen konnte, nachdem du weg warst, Kate. Aber als sie es mir hätte
zurückzahlen können, schloss sie mich aus und lief zu dir.«
»Nachdem sie mich
fortgeekelt hatte.«
Seine Augen glitzerten böse.
»Und dein Können in den Dreck gezogen? Das war ich, Kate. Ros
hat dich immer für brillant gehalten. »Zweifelhafte
wissenschaftliche Arbeit‹ … Dieser niedliche Kritikpunkt
stammt von mir. Ich habe das Gerücht verbreitet, dass er von Ros kam.
Kinderleicht im tratschsüchtigen Universitätsbetrieb.«
Ich machte einen Schritt auf
ihn zu. »Warum?«
»Ich hatte es satt,
dass sie mich immer einen oder zwei Ränge unter sich hielt. Das
Letzte, was ich wollte, war, noch weiter abzusteigen, um dir den Platz
freizuräumen. Ros ist lange genug die Autorität gewesen, was
Shakespeare anging. Es war an der Zeit, dass sie abtrat und ich ihr
Nachfolger wurde. Die feste Stelle in Harvard hatte ich schließlich
schon, verdammt noch mal. Aber sie wollte mich ausbooten und dich
stattdessen zurückholen.«
»Du redest hier vom
Ruf, Matthew. Ruf ist nicht übertragbar, genauso wenig wie Integrität.
Die hätte sie weder dir noch mir, noch sonst jemandem vererben können.«
»Vielleicht nicht. Aber
ich habe die Bühne frei gemacht. Und keiner ist besser für die
Hauptrolle geeignet als ich.«
»Im Moment
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