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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Rat folgend,
     hatten Nola und Memo Jiménez das Manuskript auf einer privaten
     Auktion versteigert, für eine ungenannte Summe, die für wilde
     Spekulationen sorgte - enttäuschende zehn Millionen Dollar? Oder war
     es doch eine Fälschung, die für eine halbe Milliarde den
     Besitzer wechselte? Wie gewöhnlich lag die Wahrheit irgendwo in der
     Mitte. Das Manuskript landete in der gemeinsamen Obhut der British Library
     und der Folger-Bibliothek und wurde, wie Persephone, Jahr für Jahr
     vom einen Haus zum anderen geschickt.
    Die gestohlenen Ausgaben der
     First Folio Edition fand man in Sir Henrys Bibliothek und gab sie an das
     Globe und an Harvard zurück. In der Harvard-Ausgabe fehlte eine Seite
     aus ›Titus Andronicus‹. Es war die Seite, die ich bei mir
     trug, und ich gab sie zurück. Währenddessen zerbrach sich der
     Rektor des Royal College in Valladolid den Kopf darüber, was er mit
     der Folio tun sollte, die Derby an William Shelton geschickt hatte.
    Die aufregenden Ereignisse
     hatten auch ihre Schattenseiten. Der Tod von Sir Henry Lee und Professor
     Matthew Morris, so kurz nach dem von Ros, erschütterte die
     Shakespeare-Gemeinde. Die offizielle Stellungnahme zu den Morden, die
     Sinclair auf einer weltweit übertragenen Pressekonferenz abgab, ließ
     den Aufschrei zu einem wahren Wutgeheul anschwellen. Sir Henry und Matthew
     hatten gemeinsam fünf Morde geplant, dann hatte Sir Henry Matthew
     umgebracht. Nur Sir Henrys Tod war - darauf beharrte Sinclair - ein Unfall
     gewesen.
    Zum ersten Mal seit
     Menschengedenken war die Shakespeare-Professur in Harvard unbesetzt. Das
     Rascheln der eingesandten Lebensläufe hörte sich an, als hätten
     sich alle Wälder in England und Nordamerika auf den Weg gemacht.
     Einst hatte ich mich glücklich geschätzt, mit Sir Henry arbeiten
     zu können, doch nun kamen heimliche Anfragen, wen ich für seine
     Rolle im ›Hamlet‹ in Betracht zog, von Stars auf der ganzen
     Welt. Anscheinend wurde die Rolle von Hamlets Vater allgemein als
     Vorsprechen für Shakespeares Quixote erachtet.
    Wie geht es dir, Kate? Wo
     sollte ich anfangen?
    »Gut«, sagte ich.
     »Es geht mir gut. Danke.«
    Ben lächelte. »Ein
     bisschen knapp, aber trotzdem schön, das zu hören.«
    »Und du? Wie geht es
     dir?«
    Nachdenklich betrachtete er
     das Sprudeln in seinem Glas. »Ich habe etwas entdeckt, Kate.«
    Ich schluckte. Ros’
     Worte. »Das ist nicht komisch.«
    »Es sollte nicht
     komisch sein.« Er sah mir in die Augen. »Ich meine es ernst.«
    Ich sah ihn an. Während
     der ganzen Zeit im Krankenhaus und später in der Reha hatte er keinen
     Besuch empfangen. Wir hatten nur ein paar Mal telefoniert. Die Briefe aus
     der Houghton-Bibliothek und Wilton House - Jems Brief an Professor Child
     und Wills Brief an den süßen Schwan - fanden in wenigen Tagen
     zu ihren Besitzern zurück, ohne dass Fragen gestellt wurden.
     Zumindest bis ich fragte. Aber ich erfuhr nur, dass Ben inmitten des Chaos
     in Helsingor Sir Henry den Chambers-Band abgenommen und ihn mitsamt den
     Briefen irgendwo im Haus versteckt hatte. Wie er sie zurückbekam,
     sagte er mir nicht. Dafür bat er mich um die Brosche mit der
     versteckten Miniatur und beharrte so vehement darauf, dass ich schließlich
     einwilligte. Also kehrte auch die Brosche nach Hause zurück und
     landete mit Ophelias Brief an Mrs Folger in der Folger-Bibliothek.
    Unser letztes Telefongespräch
     hatte kurz vor Probenbeginn stattgefunden, ungefähr vor sechs Wochen.
     Ich hatte eine Verbindung zwischen den Howards und dem Grafen von Derby
     entdeckt und rief ihn aufgeregt an.
    Er klang müde, doch dann
     wurde er neugierig. »Was für eine Verbindung?«
    »Die älteste
     Verbindung der Welt. Eine Hochzeit. Derbys Tochter heiratete einen Cousin
     von Robert Carr, dem Grafen von Somerset, der inzwischen mit Frances
     Howard verheiratet war.«
    »Du machst Witze.«
    »Er hatte sogar den
     gleichen Namen, doch er bevorzugte die schottische Schreibweise - Robert
     Kerr. Das war 1621, ein Jahr, bevor Frances aus dem Tower entlassen wurde.
     Zwei Jahre, bevor die First Folio erschien.«
    Nun, da sie beynahe zur
     Familie gehörtstand in dem Brief aus Wilton House.
    »Das ist es, wonach du
     gesucht hast, oder? Die Verbindung zwischen Derby und den Stücken.«
    Ich war nicht ganz
     einverstanden. »Die Hochzeit erklärt nur, dass er mit den
     Howards verwandt war. Von der Folio in Valladolid wissen wir, dass er
     William Shelton kannte.

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