Die Sherbrooke Braut
kroch zu ihr ins Bett und zog sie an sich. Sie vergrub sich beinahe unter ihm, als wollte sie sich verkriechen. Ihre Beine drückten gegen seine, sie preßte ihr Gesicht unter seinen rechten Arm. Leise lächelnd, versuchte er ihren Körper der Länge nach auszustrecken. Bald war er selber schweißnaß, schob sie aber nicht von sich, sondern zog sie näher heran, um jeden Millimeter ihres Körpers zu bedecken. Seltsam, sie fühlte sich so heiß an und fror doch zugleich. Wirklich, sehr seltsam, dachte er, während er seine Wange auf ihren Scheitel legte. Wenigstens waren ihre Haare jetzt trocken. Nun trug er die Verantwortung für sie. Dabei war es ihm völlig klar, daß seine Hände soeben ihren Rücken streichelten.
Gottverdammich!
Leise stöhnend, preßte sie ihre Nase gegen seine Rippen, ganz nahe am Herzen. Ein ungewohntes und ihm höchst unwillkommenes Gefühl überkam ihn, als ihr warmer Atem sanft über seine Haut streifte.
Er erwachte bei Tagesanbruch. Es war ein trüber, grauer Morgen. Immer noch goß es in Strömen, vielleicht eine Spur weniger als gestern. Unter diesen Umständen konnte er sie auf gar keinen Fall ins Schloß zurückbringen. Bis vor Toms Haustür konnte keine Kutsche Vorfahren. Er konnte und durfte es nicht riskieren, sie bis zur Straße zu tragen. Dafür war sie viel zu krank.
Douglas begann wieder, sie mit dem nassen Lappen zu benetzen. Ihr Fieber stieg und fiel in regelmäßigen Abständen in einer schier unendlichen Folge, die ihn halbtot ängstigte.
Ja, seine Angst war so groß, daß er zu beten begann.
Eigentlich hatte er erwartet, daß Tom Mrs. Peacham holen würde, die, soweit seine Erinnerung zurückreichte, stets alle Sherbrookes gesundgepflegt hatte. Doch diesmal kam sie nicht. Nur Finkle, sein ehemaliger Offiziersbursche und Kammerdiener, kehrte mit Tom zurück. Finkle, gesund, kräftig, eben vierzig geworden und beinahe so kleingewachsen wie Alexandra, erklärte ohne Umschweife: »Der Trottel von einem Doktor hat sich das Bein gebrochen. Jetzt werde ich Ihnen helfen, Mylord. Ich habe alle möglichen Arzneien dabei. Ihre Ladyschaft wird im Handumdrehen wieder gesund.«
Douglas übernahm ihre Pflege; abwechselnd zwang er sie, Tee oder Toms dicken Haferschleim zu sich zu nehmen. Danach wusch er sie wieder ab. Nach einem für Douglas wohl längsten Tag in seinem Leben, wußte er - das Schlimmste hatte sie hinter sich. Da war kein Gedanke mehr an seine eigenen Kopfschmerzen. Erstaunt registrierte er lediglich eine Beule über seinem linken Ohr, die er sich zugezogen hatte bei seinem Fall gegen den Stein.
Er stand am Bett und blickte zu ihr herab. Er wußte nun, das Fieber war besiegt. Doch ihm war klar, nur wenn sie jetzt kämpfte, konnte sie wieder ganz gesund werden.
»Geben Sie bloß nicht auf«, drohte er ihr. »Ich verpasse Ihnen eine ordentliche Tracht Prügel, wenn Sie es wagen, aufzugeben.«
Leise stöhnend, versuchte sie, sich seitlich zu legen. Er half ihr dabei, dann hüllte er sie in die Decken ein.
»Sie schafft es«, rief Finkle in sachlichem Ton durch die Tür. »Sie hat die Kraft einer Sherbrooke.«
Douglas schritt zur Tür und schloß sie wortlos hinter sich. Dann wandte er sich an seinen Offiziersburschen. »Verschon mich mit deiner Impertinenz. Sie ist nur zeitweilig eine Sherbrooke, und das nur aufgrund von Intrige und Betrug. Allein weil sie krank ist und vielleicht sterben wird, macht sie das noch lange nicht zu meiner Frau.«
Finkle, seit elf Jahren im Dienste Seiner Lordschaft, meinte daraufhin: »Ihre Gedanken sind verwirrt, Mylord. Sie wird leben, dank dem gütigen Wesen über uns, und Sie haben sie gerettet. Wenn man einmal das Leben eines Menschen gerettet hat, soll man ihn nicht einfach wie ein altes Boot ausrangieren.«
»Ich kann mit diesem verdammt hinterhältigen Fratz tun und lassen, was ich will. Hast du denn so schnell vergessen, was sie, ihr Vater und mein ach so lieber Cousin Tony angezettelt haben?«
»Ihre Schwester, Lady Melissande, meint, Ihre Ladyschaft, die zur Zeit angeblich hier darniederliegt, sei niemals krank gewesen. Sie meint, es sei wohl eher eine Hinterlist, um Ihre Zuneigung zu ködern. Sie hätte jedoch die Verpflichtung, meinte sie, herzukommen, um sich selbst ein Bild davon zu machen.«
»O Gott«, rief Douglas und eilte auf die Haustür zu, als würde Melissande jeden Augenblick auftauchen.
»Sie kommt nicht, Mylord.«
»Wie hast du sie zurückgehalten?«
»Ich sagte, sollte Ihre Ladyschaft die Krankheit
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