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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Durst.«
    Sofort war er zur Stelle. Er setzte sich neben sie, lehnte ihren Kopf an seine Schulter, nahm das Glas und hielt es mit gekonntem Griff an ihre Lippen. »Warum haben Sie mich nicht gerufen? So weit weg war ich nicht, keine fünf Meter.«
    Selig schloß sie die Augen. Das Wasser schmeckte göttlich. Douglas flößte es ihr in nur winzigen Schlucken ein, aber das war ihr ganz recht. Schlucken war eine große Anstrengung.
    Als sie das Glas beinahe zur Hälfte ausgetrunken hatte, stellte er es wieder hin, hielt sie aber noch aufgestützt. Wieder fragte er: »Warum haben Sie mich nicht gerufen? So groß ist Toms Hütte wiederum auch nicht. Ich hätte Sie gehört.« »Daran habe ich nicht gedacht.«
    »Und warum nicht? Sie haben sich ja nicht selber pflegen müssen. Ich war derjenige, der Sie gepflegt hat, und nicht einmal so übel. Können Sie sich wenigstens daran erinnern?«
    »Was für ein Tag ist es?«
    Er sah sie gereizt an. »Es ist Mittwoch, früher Nachmittag. Sie waren nur eineinhalb Tage krank. Bei meiner guten Krankenpflege sollten Sie jetzt wohlauf sein.«
    »Wie geht es Ihrem Kopf?«
    »Mein Kopf ist wieder mit wichtigeren Dingen beschäftigt.«
    »Sind wir immer noch in Tom O’Malleys Hütte?«
    »Ja, sagte ich doch schon. Sie hätten mich rufen sollen, wenn Sie etwas gebraucht hätten. Finkle ist nach Northcliffe Hall zurückgekehrt, um eine Kutsche zu holen. Bald werden Sie in Ihrem eigenen Bett liegen.«
    »Ich habe keine Kleider an.«
    »Ist mir bekannt.«
    »Aber mir nicht recht. Sie sind bekleidet und ich nicht.«
    »Soll ich Ihnen beim Waschen und Ankleiden behilflich sein? Es sind zwar die alten Kleider, die Sie schon getragen haben, aber sie sind wenigstens trocken.«
    »Das kann ich selber.«
    »Trotz fördert nicht gerade Ihre Genesung.« Er hob die Hand. »Aber bitte, dann spielt eben die Eigensinnige. Ich hätte es wissen müssen. Sie sind selbstverständlich niemals aufsässig, woher denn. Nein, bloß keine Streiterei. Sie sind nicht einmal starrköpfig, es ist nur mädchenhaftes Feingefühl, das jedes Ihrer Worte beflügelt. Ich denke, ich sollte Sie einfach in Decken packen und so den ganzen Weg zurück nach Northcliffe Hall bringen.«
    Zwei Stunden später hielt die kronenverzierte Kutsche wieder vor Northcliffe Hall. Die zwei Graufalben schniebten und schnauften in der warmen Nachmittagssonne. Der Graf entstieg der Kutsche, seine Gräfin im Arm.
    Douglas erstarrte mitten im Gehen, als lauter Jubel von seiner Dienerschaft erscholl. Seine Blicke durchbohrten Hollis.
    Der schlaue alte Fuchs grinste bloß. Douglas hegte keinerlei Zweifel, daß er hinter diesem ganzen Theater stand. Ob Hollis wohl die Domestiken für diesen merkwürdigen Willkommensjubel bezahlt hatte, fragte er sich. Er würde ihm noch ein, zwei Dinge unter die Nase reiben, gleich nachdem er Alexandra zu Bett gebracht hatte.
    Sie gab keinen Ton von sich. Er registrierte, wie sie mit geschlossenen Augen und schlapp in seinen Armen hing.
    Flüsternd beugte er sich vor: »Schon gut. Es ist ganz normal, daß Sie sich schwach fühlen. Noch ein paar Augenblicke, und ich stecke Sie ins Bett.«
    »Warum jubeln alle Ihre Dienstboten?«
    Weil Hollis sie bestochen und außerdem dazu angestiftet hat. »Sie sind froh, daß wir gesund und munter wieder zurück sind«, sagte er laut.
    Wieder verfiel sie in Schweigen. Sein Blick fiel auf Melissande oben auf der Treppe. Betörend sah sie aus. Er mußte heftig schlucken. Ihr liebliches Gesicht war blaß, und sie rang mit den Händen. Ihre himmlischen Augen standen voll Tränen des Mitleids, doch näherte sie sich ihrer Schwester keinen Schritt.
    »Alex? Geht es dir gut? Ja?«
    Alexandra regte sich und erhob ihren Kopf von Douglas’ Schulter. »Ja, Melissande, ich bin wieder auf dem Damm.«
    »Gut«, bemerkte Tony und trat neben seine Frau. »Finkle erzählte uns, Douglas hätte dich hingebungsvoll gepflegt. Er soll keinen Augenblick von deiner Seite gewichen sein.«
    Mit tönender Stimme erklärte Melissande: »Ich hätte dich eigentlich pflegen sollen, Alex, aber Tony hat es nicht zugelassen. Er wollte mich keiner Gefahr aussetzen, obwohl ich fest entschlossen war, ganz ehrlich. Ich habe ja so für dich gebetet.«
    »Stimmt«, bestätigte Tony. »Jede Nacht rutschte sie auf den Knien.«
    »Ich danke dir«, hauchte Alexandra und bettete ihr Gesicht auf Douglas’ Schulter.
    »Du bist doch nicht mehr ansteckend?« »Nein, Mellie, sie ist nicht mehr ansteckend. Du wirst keine Flecken

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