Die Sherbrooke Braut
aber sind aus härterem Stoff gemacht. Man kann nicht damit rechnen, daß Sie Ihre ganze Zeit mit Kleidung oder Partyplänen verplempern. Nein, Sie würden wahrscheinlich die Haushaltsführung gerne selber in die Hand nehmen.« Er hielt inne, entsetzt und überrascht zugleich über das, was er da gesagt hatte.
Sie sah, wie erschrocken er über sich selbst war. »Achtung, Mylord, ich könnte das als Kompliment auffassen, ungeachtet Ihrer eigentlichen Absichten.«
»Ich habe es nicht so gemeint«, sagte er. »Selbstverständlich wäre Melissande imstande, ihren Pflichten nachzukommen.«
Alexandra hätte ihm erzählen können, daß Melissande angesichts eines Lakens mit einem Riß völlig hilflos war.
Statt dessen antwortete sie: »Melissande liebt auch das Aquarellieren. Sie hat wirklich Talent dazu. Während ich sehr gut Laken stopfen kann, überläßt sie solch profane Aufgaben jenen, die nicht ihre Begabung besitzen.«
Douglas wußte nicht, was er darauf antworten sollte.
»Und ich kann singen. Ich bin zwar keine Madame Belle Orzinski, aber man sagt mir, meine Stimme klinge recht hübsch. Mit Pflanzen und Blumen kann ich gut umgehen. Übri-gens sind die Northcliffe-Gärten in einem miserablen Zustand.«
Er erwiderte ihr beinahe im Flüsterton, seine Augen glitzerten gefährlich. »Versuchen Sie mich davon zu überzeugen, was für eine gute Ehefrau Sie für mich wären? Gehen Sie mit Ihren guten Eigenschaften hausieren?« Daß sie daraufhin erblaßte, erfüllte ihn mit Schadenfreude. Offensichtlich wußte sie gar nicht, was sie da sagte, bis er sie darauf hinwies.
»Nein«, erklärte sie. »Ich will nicht mehr Ihre Frau sein. Ich will nach Hause. Sie können mich nicht zwingen, hier zu bleiben, Mylord.«
»Ich kann Sie sehr wohl dazu zwingen, zu tun, was mir beliebt. Es stünde Ihnen gut an, dies nicht zu vergessen.«
Statt ihn mit Beschimpfungen zu bombardieren, atmete Alexandra tief durch, um Fassung zu bewahren. Ihr Verhalten war angemessen, ihr Denken vernünftig. Sie hatte sich im Griff, sie war von sanftmütigem Wesen. Dies würde sie jetzt sich selbst und ihm beweisen. Sie würde ihn nicht angreifen. »Sie sagten, Sie wünschen mich zu sprechen? Um was geht’s?«
Das war gekonnt, dachte er zufrieden. »Unter Ihrem rechten Arm ist ein Riß im Kleid. Entweder ist er entstanden, als Sie das Abstelltischchen nach mir geschleudert haben oder als Sinjun auf Ihnen saß und Ihre Arme über den Kopf niedergedrückt hat.«
»Wenn ich schön bitte, bitte sage, kaufen Sie mir dann ein neues Kleid?«
»Wahrscheinlich.«
»Ich will aber nichts von Ihnen! Immer wenn ich Ihr Mißfallen errege, also alle zwei Minuten, würden Sie mir das unter die Nase reiben.«
»Schade, denn Sie haben mich und alle meine schlechten Eigenschaften durchschaut. Auch meine gesamte verflixte Verwandtschaft, die über die Feinfühligkeit von Büffeln verfügt, sowie zwei dutzend meiner aufdringlichen Dienerschaft. Nein, bitte werfen Sie mir keine Beleidigungen mehr an den Kopf. Ihr Gleichmut ist erfrischend, wenn auch ungewöhnlich. Nun, ich sagte Ihnen schon, ich werde die Ehe nicht annullieren. Ich sagte Ihnen auch schon, daß ich Sie als meine Frau akzeptiere. Und ich habe meine Meinung nicht geändert. Also, haben Sie irgend etwas dazu zu sagen?«
»Sie sind abartig.«
»Nicht mehr als Sie.«
In gewisser Weise hatte er recht. Sie setzte sich, lehnte sich mit nach hinten ausgestreckten Armen aufs Sofa. Die Beine gekreuzt, wippte sie mit einem Fuß. Sie machte ein belustigtes Gesicht. »Ach, jetzt begreife ich Sie. Sie tun dies, um einen Skandal zu vermeiden.«
»Nein, aber wie Sie richtig bemerken, es käme zu einem Skandal, wahrscheinlich einem höchst unangenehmen dazu. Aber das ist nicht der Grund. Ich denke, wenn Sie wieder Ihre innere Gelassenheit gefunden haben, kämen wir recht gut miteinander aus.«
Nun kam er mit dem Angebot, nach dem sie sich seit drei Jahren gesehnt hatte, so heftig gesehnt, daß sie sogar versucht hatte, ihn zu verführen. Splitternackt hatte sie vor ihm gestanden, sich ihm dargeboten. Doch er hatte sie von sich gestoßen und sie beleidigt. Nun trug sie ein Kleid mit einem Riß unter dem Arm, und er machte ihr das Angebot, sie nicht fortzujagen. Sie konnte es nicht so recht begreifen. Andererseits, was blieb ihr für eine andere Wahl? War dies nicht genau das, was sie sich innigst gewünscht hatte?
Sie blickte zu ihm auf und sagte: »In Ordnung.«
Douglas lächelte. Etwas in seinem Inneren
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