Die Sherbrooke Braut
es sei denn hie und da mit Ihrer unflätigen Sprache.«
»Vielleicht empfinden Sie meinen Körper als abstoßend. Ich bin dunkel, sehr behaart Und groß. Ich habe schon gehört, daß junge Damen aus gutem Hause vom männlichen Körper angewidert sind.«
»Aber nein.«
»Dies ist in der Tat ein seltsames Gespräch«, bemerkte er und starrte düster in den Kamin. »Lassen Sie es uns beenden. Sollten wir nicht die Ehe vollziehen, Alexandra?«
»Ich weiß nur wenig darüber Bescheid. Ich habe Melissande gefragt, aber...« Sie hielt inne, als Douglas plötzlich tief Luft holte. Ein quälender Schmerz hatte sie übermannt. Er dachte wohl an Melissande und Tony, wie sie sich liebten, und das bedrückte ihn. Aber was hatte sie anderes erwartet?
»Was hat sie Ihnen erzählt?«
Er versuchte, sein Gefühl zu überspielen, das mußte sie ihm zugestehen. »Eigentlich hat sie nicht viel erzählt. Sie meinte, es sei unschicklich, dann wurde sie puterrot und hat zu stottern angefangen. Ich konnte mir meinen Teil denken.«
Douglas zupfte einen losen Goldfaden aus seinem Ärmel heraus. »Es ist allgemein bekannt, daß Tony ein guter Liebhaber ist.«
»Bei wem?«
»Zuerst einmal bei den Damen. Die unterhalten sich dann mit anderen Liebhabern und Ehemännern. So erfahren die Herren, wer von ihnen Erfolg bei den Damen hat.«
»Je besser also der Liebhaber, um so mehr Frauen kann er genießen? Gleichgültig, ob er verheiratet ist oder nicht? Oder ob sie verheiratet ist oder nicht?«
Douglas verzog das Gesicht. So waren die Dinge nun einmal, aber er konnte sich nicht recht dazu bringen, ihr dies zu sagen. »So wird es wohl sein.«
»Was ist denn ein guter Liebhaber? Ein gütiger Mann? Ein sanfter Mann? Ein Mann, der zu küssen versteht?«
»All dies und noch viel mehr.«
»Mir scheint, all dies und noch viel mehr erfordert recht viel Übung und eine Menge Erfahrung.«
»So ist es. Tony hat Jahre davon hinter sich.«
»Und Sie?«
»Ich auch.«
»Und Ryder?«
Douglas lachte auf. »Ah, mein jüngerer Bruder ist wohl schon als guter Liebhaber auf die Welt gekommen. Er braucht sich nur zu zeigen, und die Damen, auch solche, die keine sind, schmelzen dahin, flirten und säuseln. Doch neigt er dazu, über sein eigenes Vergnügen alles andere zu vergessen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Das tut nichts zur Sache. Später. Vielleicht wenn Sie mehr als jetzt darüber Bescheid wissen.«
»Ist es allgemein bekannt, daß Sie ein guter Liebhaber sind?«
»Ich denke schon. Nie habe ich mich wie ein rücksichtsloser Kerl aufgeführt. Ich war immer darauf bedacht, der Frau ihre Erfüllung zu geben.«
»Sie klingen nicht gerade, als ob es für Sie ein Vergnügen wäre, wenn Sie auf so viel achten müßten.«
»Die Natur hat es so vorgesehen, daß die geschlechtliche Vereinigung für den Mann immer sehr lustvoll ist, egal unter welchen Umständen. Die Lust ist nicht notwendigerweise für die Frau vorgesehen, da sie nur die Empfängerin des männlichen Samens ist und somit keine aktive Rolle zu spielen braucht. Sie ist von der Natur aus benachteiligt. Das ist schade, doch wenn ein Mann ein guter Liebhaber ist, überwindet er dieses Manko der Natur. Ich überwinde es mit Vergnügen.«
»Auch wenn Ihnen Frauen nicht allzuviel bedeuten?«
»Im allgemeinen schlafe ich nicht mit Frauen, die mir gleichgültig sind. Nur in Ausnahmefällen.«
Nun, sie hatte ihn gefragt, und er hatte ihr wahrheitsgetreu geantwortet, nicht ganz umfassend, doch immerhin wahrheitsgetreu.
»Ja«, fuhr er fort, »eine Frau erfordert mehr Aufmerksamkeit, wenn sie...« Er brach ab, fügte aber dann hinzu: »Ich sehe gerne, wenn eine Frau ihren Höhepunkt hat.« Dann hielt er inne, als er ihren tiefverletzten Blick sah, verletzt und gekränkt. Was, zum Teufel, hatte er jetzt bloß wieder gesagt? Vielleicht war es nur die Angst des jungen Mädchens. Sie verstand nichts, aber ehe diese Nacht vorbei war, würde sie es tun.
Dann schloß sie die Augen. »Dann werde ich wohl mein Leben lang mit diesen schönen Frauen verglichen werden, die Sie besessen und denen Sie beim Höhepunkt zugesehen haben. Und weil ich unwissend bin und kein kostbarer Diamant, werde ich wohl nie herausfinden, was es mit diesem Höhepunkt auf sich hat. Sie werden nicht zufrieden mit mir sein. Immer werde ich mich als die Verliererin sehen. Stets werden Sie es bereuen, mich geheiratet zu haben.«
»Noch eben haben Sie mir durch ein Zitat zu verstehen gegeben, daß Sie anmutig sind, mit einer
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