Die Sherbrooke Braut
Sie bei Tisch vermißt.«
»Ich wüßte nicht, warum.«
»Ehrlich gesagt, weil es etwas langweilig war. Da Sie - die Zielscheibe ihres Spottes - nicht mehr unter ihrer Mitte weiltet, stopfte meine Verwandtschaft mehr als sie sollte in sich hinein und machte Konversation über das Wetter. Wenigstens habe ich dann in Tante Mildred eine Partnerin für eine Partie Whist gefunden. Können Sie Whist spielen?«
»Ja.«
»Dann sind Sie das nächste Mal meine Partnerin. Sie können sich nicht weiter hier versteckt halten, das müssen Sie einsehen. Spielen Sie so gut wie Ihre Schwester?«
»Ja.«
Douglas machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich glaube aber nicht, daß ihr Spiel sehr geschickt ist. Es muß an ihrer Schönheit liegen, daß man die eigenen Karten und die Strategie, die man sich ausgedacht hat, nicht mehr im Kopf hat.«
»Bei mir können Sie Ihre Strategien ausführen.«
»Schon möglich. Trotzdem muß ich darauf bestehen, Alexandra; als Herrin von Northcliffe Hall ist es Ihre Pflicht, sich um meine Familie und meine Gäste zu kümmern.«
Sie sah zu ihm hoch mit undurchdringlicher Miene. »>Ich bin klug, hübsch und anmutig; meine Taille ist schmal, meine Zähne stark und weiß<.«
Douglas lachte. »Das ist eine Zeile von einem mir sehr wohl-bekannten Stück. Doch brauchen Sie diese Vorzüge nicht erst hervorzuheben, meine Liebe, sie sind nicht zu übersehen. Sollen wir nicht Molière wieder zurück ins Regal stellen? Gut.« Er wandte sich um und blickte wieder in den Kamin. »Haben Sie mich heute nacht nicht erwartet?«
»Kann ich nicht genau sagen.«
»War es Ihr Wunsch, daß ich komme?«
In diesem Augenblick blickte sie so erfreut, als hieße sie die Pest in ihrem Haus willkommen. »Ich weiß nicht. Ich mache mir ziemliches Kopfzerbrechen.«
»Über was denn? Über das, was ich Ihnen beibringen werde?«
»Ja.«
»Eigenartig. Ich habe nicht das geringste Kopfzerbrechen von einer Frau erwartet, die vor nicht allzulanger Zeit in mein Schlafzimmer trat, sich das Nachthemd vom Leib riß und zwischen meinen Beinen stand. In der Tat, ich habe mich schnurstracks hierher aufgemacht, weil ich dachte, Sie können vielleicht Ihren Auftritt wiederholen. Eigentlich besucht ja der Ehemann seine Braut in der Hochzeitsnacht, nicht umgekehrt. Und dies ist jetzt unsere Hochzeitsnacht. Offen gestanden, Alexandra, ich dachte, Sie hätten kein Fädchen Anstand am Leib. Kopfzerbrechen? Fürchten Sie, ich könnte Sie schlagen?«
»Nein, ich fürchtete nur, Sie würden mich wieder ansehen und verschmähen.«
Douglas’ Mund klappte zu. Gütiger Himmel, wenn sie doch nur nicht so direkt wäre. Ihre Ehrlichkeit war erschreckend. Er wünschte sich, sie würde damit zurückhaltender umgehen. »Nun, ich bin Ihr Ehemann. Ich sage es jetzt zum letzten Mal, daß ich diese Ehe annehme. Und nun muß sie auch vollzogen werden, wenn es denn eine richtige werden soll.«
Ein Schauer ängstlicher Erregung durchfuhr sie. Er klang nicht gerade sonderlich begeistert, in ihrem Schlafzimmer zu sein. Eher klang es wie eine Pflichterfüllung.
»Ich weiß nie, was Sie als nächstes tun werden. Sie sind unberechenbar. Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie tatsächlich mit mir zusammen sein wollen.«
Er winkte ab. »Ich bin durchaus in der Lage, mich mit Ihnen zu amüsieren. Ab dieser Nacht wird, was das Bett betrifft, nichts mehr unberechenbar sein. Sie sehen doch ein, daß ich hier sein muß? Begreifen Sie, was eine Ehe vollziehen bedeutet, Alexandra? Sie wissen doch, was wir tun werden?«
Immer noch stand er neben ihr, groß und breitschultrig, und blickte von seiner imposanten Höhe auf sie hinab. »Verstehen Sie das?«
»Ich weiß, Sie bewundern meinen Busen. Das haben Sie mir gesagt. Ich nehme an, das war nicht gelogen.«
»>Busen<, so sagen die Frauen. Was Sie haben, Alexandra, sind Brüste. Volle, weiße Brüste, groß genug, daß sie in der Hand eines Mannes überquellen. Ja, ich mag Ihre Brüste. Sie sind überaus beeindruckend. Sie werden üppig genug sein, meinen Sohn zu säugen. Doch bis mein Sohn auf der Welt ist, werde ich an Ihrer Brust saugen.«
»An der Brust saugen? Sie sind doch kein Neugeborenes.«
Sein Mund verzog sich. »Ich werde es Ihnen zeigen müssen. Nun, wissen Sie, was geschehen wird? Ich frage Sie, Alexandra, denn Sie sind noch Jungfrau. Ich habe keineswegs die Absicht, Sie zu schockieren oder abzustoßen.«
»Warum sollten Sie auch? Das macht mich zornig, Douglas, denn nie haben Sie mich abgestoßen,
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