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Die Shopping-Prinzessinnen

Die Shopping-Prinzessinnen

Titel: Die Shopping-Prinzessinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Barham
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im Flur war mit Kartons vollgestopft.
    »Ich glaube, die Spitze ist in der Schachtel im obersten Fach«, sagte Evie. »Unter den Stoffballen.«
    Ich streckte mich, so gut ich konnte, und zog behutsam an einem der in braunes Packpapier eingeschlagenen Stoffballen, auf die Evie zeigte. Nachdem ich eine Weile vergeblich daran gezupft hatte, verkrampften sich erst meine Hände und dann meine Waden, also zerrte ich etwas heftiger. Was dann passierte, war nicht ganz eine Lawine (ich habe zum Glück auch noch keine echte Lawine erlebt), aber auf einmal polterte alles von oben herunter. Ich stolperte rückwärts und fiel auf den Hintern.
    Als wir uns wieder erholt hatten, rief Evie: »Oh mein Gott! Schau mal!«
    Ein großer Karton war heruntergefallen, und der Deckel war aufgegangen. Dutzende von juwelenbesetzten Handtaschen lagen um uns herum auf dem Parkettboden. Gold, Platin, bunte Edelsteine und Diamanten glitzerten in schimmernder Pracht. Manche Taschen hatten die Form von Kuscheltieren
und Käfern, andere erinnerten an die Ostereier von Fabergé.
    »Wow«, meinte Evie und griff nach einer Tasche in Form eines Schmetterlings. »Das ist der hübscheste Modeschmuck, den ich seit langem gesehen habe.«

    Ich hob eine Tasche auf, die mich an Toy erinnerte. »Schau, das ist eine Bulldogge.«
    »Die sind ja zum Sterben schön!«
    Ich drehte den Deckel um und entdeckte in großen roten Buchstaben die Aufschrift: PACOJET.
    »Mein Gott! Evie! Das ist die Kiste …«
    »Was für eine Kiste?«
    »Die Kiste, die Leslie in diesem Lagerhaus abgeholt hat. An dem Tag, als ich hier angekommen bin. Erinnerst du dich? Ich habe dir davon erzählt.«
    »Ja, und?«
    »Diese Taschen sind bestimmt Fälschungen!«, flüsterte ich voller Entsetzen. »Weißt du? Wie in der Zeitung.«
    »Leslie?!«
    »Natürlich Leslie, wer sonst? Er muss einer dieser Fälscher sein. Wozu hätte er sonst eine ganze Kiste davon?«

    »Ich weiß nicht«, sagte Evie. »Vielleicht kauft er sie en gros ?«
    » Costcos gibt es in Frankreich nicht, Evie! Er verkauft sie wahrscheinlich.«
    »Prima! Dann kriegen wir sie vielleicht mit Discount …«
    »Evie!«
    »Girlie, das geht mir alles zu schnell. Du weißt ja gar nicht, ob sie tatsächlich gefälscht sind.«
    »Wenn sie nicht gefälscht sind, hat er sie gestohlen. Wahrscheinlich ist er überhaupt nicht im Le Cordon Bleu angestellt. Wahrscheinlich ist das nur Tarnung!«
    »Na schön, und was sollen wir jetzt machen? Die Polizei rufen?«
    Ich war vollkommen ratlos.
    »Um ganz ehrlich zu sein«, meinte Evie mit einem klitzekleinen teuflischen Lächeln. »Zu den Abendkleidern würden sie erstklassig passen.«
    »Ist Strass nicht ziemlich passé ?«, hielt ich dagegen. Die Richtung, die ihre Gedanken nahmen, gefiel mir überhaupt nicht.
    »Strass kommt gerade wieder in Mode!«
    Da hatte sie leider nicht unrecht. In der Mode kommt früher oder später alles wieder zurück.
    »Also, was ist?«, sagte Evie. »Nehmen wir sie mit runter?«
    Es war sehr verlockend. Wenn ich meinen Verdacht, dass es sich um Fälschungen handelte, eine Weile zurückstellte, konnte ich mir durchaus vorstellen, dass die Kollektion noch aufregender aussehen
würde, wenn die Mädchen die kleinen Abendtaschen dazu tragen würden. Meine innere Stimme – Sie wissen schon, diese Stimme, die einen immer überreden will, Dinge zu tun, die man später bereut – flüsterte mir etwas zu.
    »Wir brauchen sie ja nur auszuleihen. Für das Shooting«, erklärte Evie. »Wir bringen sie später wieder zurück. Genau wie die Kleider. Es braucht ja niemand zu wissen.« Sie fing an, die Taschen zusammenzusammeln.
    Habe ich schon gesagt, dass meine innere Stimme denselben Akzent hat wie die von Evie?
     
    A m Abend gingen wir dann zu Mercies Party. Die Night of a Thousand Bubbles war schon im vollen Gange. Evie hatte sich deutlich mehr herausgeputzt als sonst. Seit Gerard in ihr Leben getreten war, hatte sich ihr Stil ganz offensichtlich verändert. Normalerweise wäre sie an so einem Abend als Goth aufgetaucht. Aber neuerdings erforschte sie ihre romantische weibliche Seite. Sie sah richtig schön aus mit ihrem mitternachtsblauen Cocktailkleid – eine kleine Nummer, die noch aus ihrer Rita-Hayworth-Serie stammte. Evie ist die Queen des Näh-es-dir-selbst. Und zum ersten Mal seit Jahren war ihr Haar sogar richtig frisiert – im Gegensatz zu den medusenmäßigen Strähnen, die sie noch bis vor kurzem geschätzt hatte. Und die kleine Tiara war absolut schnuckelig.

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