Die Shopping-Prinzessinnen
Nasenspitze hinabgleiten. »Du siehst absolut fabelhaft aus, Schätzchen. Paris scheint dir gut zu bekommen. Und ich kann gar nicht glauben, was du in der kurzen Zeit alles geschafft hast!«
Das Hausboot näherte sich der Vollendung. Dax hatte es nicht nur geschafft, das »Gerippe«, also die Böden, Decken und Wände zu restaurieren, sondern auch die Innendekoration schon fast abgeschlossen. Die vorherrschenden Töne im Hauptraum waren Gold, Weiß und Kristall, die Nebenräume waren hellblau, fliederfarben und taubengrau. Die Türfüllungen waren mit allegorischen Bildern der Künste und Wissenschaften, der Musik und (ihr habt es erraten) der Mode geschmückt.
»Oi«, murmelte Malcolm, »man könnte kotzen vor lauter Gold.«
Paula Zee, eine frühere Modelkollegin von Spring, die jetzt als Raumgestalterin arbeitete, war instruiert worden, Versailles auf jeden Fall im Blattgoldverbrauch zu übertreffen, und hatte sich – wie ich zugeben muss – weitestgehend daran gehalten.
Während das Hausboot unter seiner Goldlast zusammenbrach, ächzte ich unter einer ganz anderen Belastung. Ich fragte mich ständig, was wohl passieren würde, wenn das Kartenhaus einstürzte, das
ich hier aufgebaut hatte. Und gegenwärtig wusste ich nicht, wie ich das verhindern sollte.
Mick sah sich in der Kajüte um und sagte: »Wahrscheinlich haben Sie der Goldspekulation sehr auf die Beine geholfen.«
»Ja, aber es fehlt noch was«, meinte Spring. »Vielleicht so eine Art Leitmotiv, was meinst du, Mick?«
»Wie wäre es mit einem heroischen Thema?«, schlug Malcolm vor. »Ihr wisst schon: Blumentöpfe mit Zypressen, Adonis-Statuen und so etwas …«
»Adonis ist passé«, erklärte Spring. »Sogar Versace hat inzwischen was anderes.«
»Warum denken wir nicht alle in Ruhe darüber nach«, schlug Mick vor.
»Ja, gut!«, antwortete Spring. »Aber wir müssen uns bald entscheiden. Für die Modenschau muss alles fertig sein. Apropos fertig sein …« Spring drückte ihre Zigarette aus und wandte sich mir zu. »Wo ist eigentlich Dax?«
Dax schlich sich inzwischen bei jeder Gelegenheit in meine Gedanken. Und das schon vor dem heutigen Überraschungskuss. Ich dachte an sein süßes Lächeln. Oder daran, wie knuffig er aussah, wenn er bei der Arbeit war und nicht merkte, dass ich ihn beobachtete. Aus irgendwelchen Gründen musste ich immer lächeln, wenn ich an ihn dachte. Vielleicht war ich ja noch von der Motorradfahrt etwas durcheinander …
»Schätzchen, ist alles in Ordnung?« Spring, Mick und Malcolm starrten mich besorgt und erschrocken
an – wobei Mick ein bisschen so aussah, als wollte er gleich zu lachen anfangen.
»Meint ihr mich? Mir geht’s gut!«, stammelte ich. »Warum fragt ihr?«
»Weil du gerade drei Minuten unkontrolliert gekichert hast, Schätzchen. Hast du genug geschlafen in letzter Zeit?«
»Geschlafen? Ja, ich schlafe sehr gut«, behauptete ich ein wenig zu laut.
»Na dann.« Spring räusperte sich. »Ich hatte gerade nach Dax gefragt. Du erinnerst dich? Groß, blond, Franzose …«
»Tatsächlich?« Malcolm merkte abrupt auf.
»Zu seiner bisherigen Arbeit kann ich ihm nur gratulieren«, sagte Spring und zog sich die nächste Zigarette aus ihrem antiken goldemaillierten Etui. Dann trank sie einen großen Schluck Rotwein – durch einen Strohhalm, damit ihre Schönheitsschicht keinen Schaden nahm, und sagte: »So, jetzt kommen wir mal zur Sache. Dank Imogene kommt unser neuer Geschäftszweig allmählich zum Tragen. Es ist genau, wie mein Astrologe gesagt hat: Die Sonne und mein Jupiter treffen sich im dritten Haus, meiner Arbeit. Der ideale Hintergrund für eine neue Geschäftsverbindung! Es wurde auch höchste Zeit, dass wir diversifizieren. Das Lizenzgeschäft, meine Lieben, damit wird jetzt richtig Geld gemacht! Ihr wisst ja, alle Leute machen heutzutage Geschäfte mit Modeschöpfern. Und ich persönlich liebe es, einen jungen neuen Designer zu fördern. Je jünger,
desto besser! Er ist doch jung, Schätzchen?«, fragte sie plötzlich ängstlich.
Ich rutschte nervös auf meinem Sessel herum. Mein Magen drehte sich um. Ich war noch nie eine gute Lügnerin.
»Ach, ja«, meinte Spring, »ich möchte, dass er so bald wie möglich unseren Vertrag unterschreibt.« Sie lächelte mich über ihre Brille hinweg an. »Wann haben wir denn Gelegenheit, unser neues Nadelund-Faden-Genie kennenzulernen?«
»Ich bin gerade dabei, alles vorzubereiten.« Ich schluckte.
Irgendwie hatte ich Spring wohl den Eindruck
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