Die Shopping-Prinzessinnen
vermittelt, dass ein Treffen mit Monsieur X bald bevorstand. Und dass er einen Exklusivvertrag auf allen Ebenen mit ihr abschließen würde. Sie war sehr stolz darauf, dass sie eine der ganz, ganz wenigen sein würde, die seine wahre Identität erfahren würden.
»Er muss allmählich anfangen, über die Accessoires nachzudenken. Handtaschen, Schuhe, ihr wisst schon. Damit kann man erst so richtig Geld machen. Die sind kommerziell interessant. Ach übrigens, Bergdorf’s, Bloomie’s und Barneys haben gefragt, ob sie nicht Anschluss-Shows in ihren Häusern durchführen können. Sie haben schon die ganze Kollektion blind gekauft – sight unseen! Nordstrom und Jeffrey würden am liebsten die Türen einreißen, damit er zu ihnen kommt, und ich kann gar nicht sagen, wie viele andere Konfektionshäuser Schlange stehen nach ihm. Du hast dir echt einen Riesenbonus
verdient, Imogene. Denk nicht, dass ich dein Engagement nicht zu würdigen wüsste!«
Mir wurde ganz schlecht, als Spring immer weitere Geschäftsideen, Lizenzvereinbarungen und sogar Fernsehpläne für eine Reality-Show aufzählte, und mein Herz schlug schneller als das eines Kolibris. Bestimmt würde ich gleich sehr kurzatmig werden vor Stress, aber den gibt es ja in Paris zum Glück nicht. Hier gibt es bloß fatigue.
»Tja, nachdem alles andere unter Kontrolle ist, dank Imogene, müssen wir nur noch die Modenschau vorbereiten«, sagte Spring. »Mercie und ich haben heute Nachmittag ein Gespräch, und ich möchte, dass ihr dabei seid, Mick und Malcolm. Imogene, du arrangierst bitte das Meeting mit Monsieur X. Ruf mich gleich an, wenn alles klar ist, Schätzchen. Ich werde darauf warten.«
In diesem Augenblick fragte ich mich endgültig, ob ich eigentlich wirklich geeignet war, Fashion-Agentin zu werden. Es wurde Zeit, das endlich mal festzustellen.
An: Imogene
Von: Cissy
Thema: HILFE!
Liebe Imogene, wie du weißt, ist bei Imogenius ernsthaft der Wurm drin! Bitte schick mir rasch einen Scheck! Die wütende Meute vor meiner Tür verlangt dringend ihr Geld zurück! Cissy
Kapitel 11
Züge, Golfmobile, Bentleys und Hubschrauber
MMD: (PARIS) 16. Juli
Hallo, Kitties,
die Kätzchen vom letzten Jahr müssen damit rechnen, dass bald Vergeltung geübt wird. Die Krallen sind ausgefahren, und unsere junge Fashionista aus Amerika jagt die fetteste Beute von allen: den geheimnisvollen Monsieur X. Verratet es ja niemandem, aber ich habe gehört, sie sitzt im Nachtzug nach Nizza, um sich mit dem Designer der Zukunft zu treffen.
- O.D.D.
G estern habe ich stundenlang versucht, mit Tante Tamara zu sprechen. Ihre Mailbox klang so, als wäre sie irgendwo zwischen Kap Hatteras und Narita Airport. Es dauerte ewig, bis sie sich am späten Nachmittag schließlich meldete. Als sie sich von dem Schock erholt hatte, dass wir ein geheimes Atelier in ihrem Gebäude entdeckt hatten, empfahl sie mir, mit dem Mann zu sprechen, der stets alles wusste. Damit meinte sie Georges. Sie sagte, er sei wahrscheinlich im Grand-Hotel du Cap-Ferrat an der Côte d’Azur, wo er für gewöhnlich seinen Jahresurlaub verbringe.
Ich schrieb Leslie einen Zettel (ich konnte noch immer nicht glauben, dass er in irgendwelche kriminellen Aktivitäten verwickelt war), packte ein paar Sachen zusammen und fuhr mit Caprice zum Gare de Lyon.
Immer bemüht um französischen Chic, zerzauste ich mir die Haare, machte einen dicken Schmollmund und zog ein rosa Gingham-Kleid an, mit einem Hauch Scarlett- Parfum als Tüpfelchen auf dem i. Es war mir völlig egal, was Imogenius sagte.
Jeder Gedanke an Imogenius löste ohnehin schon eine Panikattacke bei mir aus, und die war nicht mal petite . Ich will es mal so sagen: Nachdem ich Hunderte von wütenden E-Mails erhalten hatte, beschloss ich allen Schadensersatzprozessen dadurch zuvorzukommen, dass ich sämtlichen Abonnenten ihre Gebühren zurückzahlte. Ihr könnt euch vorstellen, wie es danach auf meinem Konto aussah! Schließlich
hatte ich Evie ja auch noch einen erheblichen Vorschuss für den Stoff und die Näherinnen gegeben. Um es kurz zu machen: Ich hatte gerade noch genug, um zwei Rückfahrkarten für den Nachtexpress an die Côte d’Azur zu bezahlen.
»Hör mal«, sagte Caprice, blätterte im Prospekt des Grand-Hotel du Cap-Ferrat und seufzte genüsslich, als der Zug sich in Bewegung setzte. »Sie spüren sofort, wie Ihre melancholische Stimmung verfliegt, wenn Sie sich unserer Thalasso-, Aroma-, Thermal- und Schlammtherapie hingeben. Genießen
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