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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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verschwinden unter dem Sand. Sie sehen aus wie Kratzspuren.« Mark
    starrte auf Rons Hände, während sein Freund mit einer Lupe hantierte. Seine Handrücken waren blau und schwarz.
    »Denkst du, daß wir es morgen geschafft haben?«
    »Sieht ganz danach aus.« Mark setzte einen Becher Wild Turkey an die Lippen, hielt dann jedoch inne und sah Ron, der im Schneidersitz auf seinem Bett saß und die kaputte Lupe unverwandt zwischen den Fingern drehte, prüfend an.
    »Ron?«
    »Hm?«
    »Ist alles in Ordnung?«
    Schmerz und Entrüstung spiegelten sich in Rons blauen Augen. »Was soll ich dir darauf antworten?«
    »Schau, es tut mir leid. Ich habe halt nichts gesehen.«
    »Eben.«
    »Ach komm, du hast den ganzen Tag über Wein getrunken …«
    Ron sprang von seinem Bett auf.
    »Wo willst du hin?«
    »Ich werde mich vorbereiten. Das nächste Mal, wenn das Ding auf mich losgeht, werde ich ein Foto von ihm machen!«
    Während Mark das Knirschen der Schritte seines Freundes verklingen hörte, hatte er auf einmal das Gefühl, daß sich eine kalte Faust um seinen Magen schloß. Er trank einen kräftigen Schluck Bourbon, der ihm in der Kehle brannte, ihn aber nicht wärmte.
    Mark fühlte sich plötzlich sehr einsam. Er schaute hinüber zu Nancys Fotografie auf dem Nachttisch und fragte sich einen Augenblick lang, wer sie eigentlich war. Dann griff er spontan zu seiner Jacke, nahm Pfeife und Tabak und verließ beinahe fluchtartig das Zelt.
    Etwa dreißig Meter vom Lager entfernt, auf einer Bodenerhebung, die Echnatons Polizei einst als Aussichtspunkt gedient hatte, stand, nur mit einem Morgenrock bekleidet, Alexis Halstead. Mark zog den Reißverschluß seiner Jacke bis zum Hals hoch und näherte sich ihr vorsichtig. Als er auf ein paar Schritte herangekommen war, konnte er erkennen, daß ihre Augen geöffnet waren und ein schwaches Lächeln ihren Mund umspielte, obwohl sie offenkundig schlief.
    »Hallo, Davison.«
    Es war ihre Stimme, und doch klang sie irgendwie anders. Der Nachtwind wehte ihr das lange Haar von der Schulter und preßte das durch
    sichtige Gewand gegen ihren nackten Körper. Mark blickte sie verwundert an und merkte nicht, daß der kalte Wind durch seine Jacke blies und der Schmerz in seinem Kopf wieder einsetzte.
    »Mrs. Halstead?«
    »Ja … und nein.«
    Ihr Anblick verschwamm vor seinen Augen. Eine Sekunde lang nahm er alles doppelt wahr, als ob er schielte – ein stechender Schmerz schoß ihm durch den Hinterkopf … Und Alexis Halstead sah anders aus.
    Es war derselbe Körper, derselbe Morgenrock, und es waren dieselben langen, weißen Gliedmaßen, doch auf dem durchscheinenden Kopf, der wie ein doppelt belichtetes Foto wirkte, trug sie eine schwarze, geflochtene Perücke. Und an ihrem Hals prangte eine schwere, lotosförmige Halskette. Die Sinnestäuschung faszinierte ihn. Wie gebannt beobachtete er, wie sich ihr Anblick verwandelte und die vertraute Gestalt von Alexis Halstead durch ein zartes, unscharfes Ebenbild überblendet wurde.
    »Nur so vermag ich mit Euch zu sprechen, Davison, denn wenn ich alleine komme, glaubt Ihr nicht an mich.«
    »Nofretete …«
    »Euch dünkt, ich sei nicht mehr als ein Traum. Als ich Euch die Wunder meiner Stadt zeigte, wart Ihr verwirrt und ungläubig. Ich muß Euch darum überzeugen, daß es mich wirklich gibt.«
    Alexis lächelte ihn einladend an und streckte ihren milchigweißen Arm nach ihm aus. »Ihr werdet auf sie hören, denn sie beherrscht Euch, Davison. Ich weiß nicht, wie; ich weiß nicht, welche Macht diese Rothaarige über Euch ausübt, doch ich kann es in ihren Nachtgedanken lesen. Diese Frau besitzt Macht über Euch. Sie wird mein Werkzeug sein.«
    Vorsichtig trat er einen Schritt näher und kniff die Augen zusammen. Deutlich erkannte er die vollendeten Gesichtszüge von Alexis Halstead, die indes mit einem zweiten Antlitz verschmolzen waren: dunkle, mandelförmige Augen, schön geschwungene Lippen, zwinkernde Lider, durch die noch immer eine grüne Iris schimmerte.
    »Es wird spät, mein Lieber, wir haben nur noch wenig Zeit. So langwierig waren meine Versuche, Euch mitzuteilen, was getan werden muß. Geht an meiner Seite, Davison.«
    Wie verzaubert lief Mark neben ihr her, staunte über das doppelte Gesicht, über die Veränderung in Alexis’ Stimme und rief sich ihre früheren Schlafwandelphasen ins Gedächtnis zurück. »Ihr meint, diese Frau sei wahnsinnig und in zwei Persönlichkeiten gespalten. Vielleicht werdet Ihr niemals an mich glauben, Davison,

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