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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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entfernt. Sie sind … schon fast … da.« Überrascht blickte Mark auf.
    Alexis wirkte jetzt ebenso sinnlich und verführerisch wie am Anfang des Gesprächs. Sie atmete schwer. Mark sah sie verwirrt an. Diese Stimme war nicht mehr die ihre. Das Grün ihrer Augen hatte eine merkwürdige dunkle Tönung angenommen. Sie schaute ihn an, schien ihn jedoch nicht wahrzunehmen.
    »Was meinen Sie damit?« fragte er argwöhnisch.
    »Ich meine, das Grab ist dort im Cañon, und Sie werden es bald finden. Aber Sie … folgen augenblicklich dem falschen Weg … Sie müssen umkehren …«
    Sie schwankte wieder. Da er fürchtete, sie würde stürzen, sprang Mark auf und packte sie an den Armen. »Gehen Sie zu Bett, Mrs. Halstead.«
    »Nein, nein«, widersprach sie atemlos mit halb geschlossenen Augenlidern. »Ich muß reden … Ich muß mit Euch reden. Ihr müßt zuhören. Ich bin nicht diese, sondern jene, und muß Euch Dinge sagen, die Euch verraten werden, wo er liegt …« Er schüttelte sie vorsichtig. »Mrs. Halstead, bitte gehen Sie in Ihr Zelt zurück. Es ist spät. Wir sind alle müde.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich muß mit Euch reden! Warum wollt Ihr bloß nicht zuhören?«
    Mark sah sich verzweifelt nach Hilfe um. Vielleicht würde Jasmina …
    Plötzlich riß Alexis sich los, trat zurück und starrte ihn wütend an. »Was fällt Ihnen ein, mich anzufassen?«
    »Mrs. Halstead …«
    »Unterschätzen Sie mich nicht, Dr. Davison! Ich bin nicht käuflich, um keinen Preis!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zurück ins Camp; ihr leuchtendrotes Haar waberte dabei wie ein Feuerschein um ihren Kopf. Mark starrte ihr verblüfft nach, und gleich darauf spürte er einen kalten Hauch im Nacken.
    Als er sich umdrehte, sah er sich der Frau in Weiß gegenüber.
    Sofort war er wieder bei klarem Verstand, und die Verwirrung über Alexis’ Verhalten war wie weggeblasen. Die engelhafte Erscheinung der Frau nahm ihn völlig gefangen und ließ ihn alles um sich her vergessen.
    Dann hörte er: »Nima tra tu entek?«
    Und er flüsterte: »Ich bin Davison.«
    Später erinnerte sich Mark auch noch an andere Dinge: daß der Wind sich plötzlich gelegt hatte, daß der sternenklare Himmel sich mit Wolken überzogen hatte und daß die Frau unter ihrem durchsichtigen Gewand nackt gewesen war. Doch im Augenblick empfand er nur eine unstillbare Neugierde, wie jeder Wissenschaftler, der mit einem verblüffenden, neuen Phänomen konfrontiert wird.
    Sie sprachen zunächst nur stockend und versuchten, sich auf die gedanklichen Muster der anderen einzustellen. Die altägyptischen Wörter der Frau übersetzten sich für Mark wie von selbst, und sein geflüstertes Englisch schien sich zu verändern, während er sprach, so daß die beiden sich in einer universellen Sprache verständigten.
    »Was seid Ihr?« fragte er.
    »Ich bin Nofretete.«
    »Nein, ich will nicht wissen, wer Ihr seid, sondern was Ihr seid.«
    »Ich bin Nofretete.«
    »Träume ich? Bilde ich mir nur ein, daß ich Euch sehe?«
    Sie schwebte dicht über dem Boden, und in ihrem überirdisch schönen Gesicht spiegelte sich tiefe Trauer wider. »Ich habe geschlafen, doch jetzt bin ich wach.«
    »Gibt es Euch wirklich, seid Ihr lebendig?«
    »Ja …«
    Mark setzte sich wieder auf die Mauer und stützte seine Arme auf die Knie. Sie stand näher bei ihm als je zuvor, so daß er jede Einzelheit ihrer erstaunlich fein geschnittenen, vollkommenen Gesichtszüge erkennen konnte. »Warum seid Ihr hier?« fragte er.
    »Ich habe geschlafen! Seht, ich habe geschlafen, jahrtausendelang …« Sie hob ihre schlanken Arme und streckte ihre Hände zum Himmel. »Ich habe großen Kummer und warte sehnsüchtig! Ich bin einsam! So allein …«
    »Was seid Ihr? Seid Ihr ein Traum? Ein Geist? Wie kommt es, daß wir uns verständigen können?«
    Nofretete ließ die Arme sinken und blickte Mark hilflos an.
    »Ihr sprecht in seltsamen, fremden Worten, und doch verstehe ich sie«, murmelte er.
    »Ihr … Ihr habt sie studiert, Davison. Ihr habt meine Sprache studiert, und sie schlummert noch immer tief in Eurem Innern. Ich habe sie wieder zum Leben erweckt.«
    Er schaute verwundert zu der Gestalt auf. »Sie studiert …« flüsterte er. Da tauchten plötzlich wieder die Schriftzeichen und Bilder von damals vor ihm auf. Er sah die Hieroglyphenreihen, mit denen er sich vor vielen Jahren beschäftigt hatte, und hörte seine eigene Stimme auf einen Kassettenrecorder sprechen, um die Überzeugungskraft seiner

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