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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Sterne bei ihrer Geburt geherrscht hatten. Zu diesem Zweck mußte ihre Hand an der Luft bleiben – »unverhüllt« – und in der Hand mußte sich der Stein der Sieben Sterne befinden, so daß sie, wo immer Luft war, sich bewegen konnte, wie ihr »Ka« sich bewegen konnte! Nach einiger Überlegung kam ich mit Trelawny überein, daß dies nichts anderes bedeutete, als daß ihr Leib sich auf Befehl in einen Astralleib verwandeln konnte und dergestalt imstande war, sich zu bewegen, Partikel für Partikel, um sich sodann wieder zusammenzufügen – wann und wo es gewünscht wurde. Außerdem fanden wir einen schriftlichen Hinweis auf ein Kästchen oder einen Behälter, der alle Götter enthalten sollte, dazu den Willen und den Schlaf, beide durch Symbole personifiziert. Das Kästchen wurde als siebenseitig beschrieben. Es stellte für uns daher keine besondere Überraschung dar, als wir unter den Füßen der Mumie diesen Behälter entdeckten, den Sie gewiß in Mr. Trelawnys Zimmer gesehen haben. Am unteren Teil der Leinenbandagen des linken Fußes war im gleichen Rot wie auf der Stele das Hieroglyphenzeichen für »viel Wasser« und unter dem rechten Fuß das Zeichen für »Erde« gemalt. Wir entschlüsselten diese Symbole dahingehend, daß ihr unsterblicher und nach Belieben bewegbarer Leib Land und Wasser beherrschte und auch Luft und Feuer – letztere wurden durch das Licht des Stern-Juwels und durch Feuerstein und Eisen dargestellt, die außerhalb der Mumien-Umhüllung lagen.
    Als wir den Behälter aus dem Sarkophag hoben, bemerkten wir an seinen Seiten die merkwürdigen Auswüchse, die Sie selbst gesehen haben. Damals konnten wir uns keinen Reim darauf machen. Die wenigen im Sarkophag befindlichen Amulette waren weder was ihren Wert noch was ihre Bedeutung betraf bemerkenswert. Wir gingen davon aus, daß, falls es kostbare Amulette gab, diese wohl innerhalb der Umhüllung liegen mußten oder, was noch wahrscheinlicher war, in dem sonderbaren Behälter unter den Füßen der Mumie. Dieser ließ sich aber nicht öffnen. Zwar sahen wir Anzeichen dafür, daß oberer und unterer Teil getrennt waren, doch waren die beiden Hälften so exakt aneinandergefügt, daß eine Fuge kaum auszumachen war. Wir nahmen an, daß der Verschluß irgendwie von innen her betätigt worden war. Das alles erzähle ich nur, damit sie Dinge verstehen, mit denen sie später vielleicht zu tun haben dürften. Sie müssen sich vorderhand jeglichen Urteils enthalten. Im Zusammenhang mit dieser Mumie haben sich Dinge von solcher Absonderlichkeit ereignet, daß wir lernen müssen umzudenken. Es ist absolut unmöglich, gewisse Vorfälle mit dem normalen Leben und unserem althergebrachten Wissen in Einklang zu bringen.
    Wir hielten uns so lange in der Umgebung des Tals auf, bis wir die Zeichnung und Inschriften von den Wänden, der Decke und vom Boden einigermaßen kopiert hatten. Die Lapislazuli-Stele mit der roten Inschrift nahmen wir mit uns, ebenso den Sarkophag und die Mumie, sodann die Steintruhe mit den Alabastergefäßen, die Tische aus Blutstein, Alabaster, Onys und Karneol, und die Elfenbeinkopfunterlagen, deren Wölbung auf »Stützen« ruhten, um die jeweils ein aus Gold gearbeiteter Uräus geschlungen war. Wir nahmen sämtliche Gegenstände aus der Grabkammer und der Mumiengruft mit. Die hölzernen Boote mit ihren Besatzungen, die Ushaptiu-Figuren und die Symbol-Amulette.
    Nachdem wir abgestiegen waren, holten wir die Leitern ein und vergruben sie in einiger Entfernung im Sand unter einem Felsen, den wir uns gut merkten, damit wir sie nötigenfalls wiederfinden konnten. Sodann machten wir uns mit unserer gewichtigen Last auf den mühsamen Rückweg zum Nil. Keine leichte Aufgabe, den großen Sarkophag durch die Wüste zu schaffen. Wir verfügten über einen primitiven Karren und über ausreichend Leute, die ihn ziehen konnten, doch zog sich der Marsch für unsere Begriffe entsetzlich in die Länge, weil wir es kaum erwarten konnten, unsere Schätze an einem sicheren Ort unterzubringen. Besonders die Nächte waren schlimm, weil wir in der Dunkelheit einen Überfall von umherziehenden Räuberbanden befürchteten. Noch mehr Angst aber hatten wir vor den eigenen Leuten. Schließlich waren es habgierige und skrupellose Gesellen, und wir führten eine beträchtliche Anzahl wertvoller Sachen mit uns. Zwar wußten unsere Begleiter nicht, warum diese Dinge so wertvoll waren, doch nahmen sie als sicher an, daß wir uns nur wegen außergewöhnlicher

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