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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Kostbarkeiten dieser Mühe unterzogen. Wir hatten die Mumie aus dem Sarkophag genommen und sie den Unbilden der Reise wegen in einem anderen Behälter untergebracht. Schon in der ersten Nacht wurden zwei Diebstahls versuche unternommen, und am Morgen fanden wir zwei Mann tot auf.
    In der zweiten Nacht kam ein heftiger Sturm auf, einer jener schrecklichen »Samum« genannten Wüstenstürme, die einem seine eigene Hilflosigkeit erkennen lassen. Der aufgewirbelte Sand machte uns schwer zu schaffen. Etliche unserer Beduinen waren schon vor Ausbruch des Sturms geflohen in der Hoffnung, irgendwo Schutz zu finden. Wir anderen harrten, in unsere Burnusse gehüllt, geduldig aus. Am Morgen, nachdem der Sturm sich gelegt hatte, förderten wir unter den Sandhaufen so viel von unserem Gepäck zutage, wie wir nur konnten. Die Kiste, in der wir die Mumie verpackt hatten, fanden wir aufgebrochen vor, die Mumie selbst blieb unauffindbar. Wir suchten überall und schaufelten den Sand weg, der sich um uns herum aufgehäuft hatte. Vergebens. Nun waren wir ratlos, denn Trelawny hatte sein Herz darangesetzt, die Mumie nach England zu schaffen. Einen ganzen Tag warteten wir ab in der Hoffnung, die geflüchteten Nomaden würden wieder auftauchen. Irgendwoher nahmen wir die törichte Hoffnung, daß sie die Mumie aus dem Karren gestohlen hatten und sie uns wieder zurückbringen würden. In jener Nacht weckte Mr. Trelawny mich kurz vor Morgengrauen und flüstere mir zu:
    »Wir müssen zurück zum Grab im Tal des Magiers. Lassen Sie keine Unsicherheit erkennen, wenn ich am Morgen den Tagesbefehl ausgebe. Falls Sie Fragen bezüglich unseres Zieles stellen, wird es nur Verdacht erregen und unsere Absicht gefährden!«
    »Also gut«, gab ich zurück. »Aber warum sollen wir dorthin?« Seine Antwort bewirkte, daß mich ein Schauer der Erregung überlief, so als hätte er einen bereits vorhandenen Akkord angeschlagen.
    »Dort werden wir die Mumie finden! Davon bin ich felsenfest überzeugt.« Meinen Zweifeln und Gegenargumenten zuvorkommend, setzte er hinzu: »Warten Sie ab! Sie werden schon sehen!« Und damit ließ er sich auf seine Decke zurücksinken.
    Die Araber nahmen es mit Verwunderung auf, als wir den Weg zurückgingen, den wir gekommen waren. Es waren auch etliche darunter, die ihrem Unmut Luft machten. Es kam zu Zwistigkeiten, und es sollten Desertionen folgen. Unsere Begleitung war daher beträchtlich zusammengeschrumpft, als wir wieder nach Osten aufbrachen. Zunächst ließ sich der Scheich keine Neugier anmerken, was unser Ziel betraf. Als es aber klar wurde, daß wir wieder dem Tal des Magiers zustrebten, zeigte er sich höchst besorgt. Und sein Furcht wuchs je mehr wir uns dem Ziel näherten, bis er schließlich, vor dem Eingang ins Tal sich schlichtweg weigerte weiterzugehen. Er sagte, er wolle an dieser Stelle auf unsere Rückkehr warten, wenn wir unbedingt allein gehen wollten. Drei Tage lang wollte er warten. Sollten wir bis dahin nicht zurück sein, würde er aufbrechen. Von diesem Entschluß ließ er auch nicht ab, als wir ihm eine stattliche Summe anboten. Das einzige Zugeständnis machte er, als er uns anbot, er wolle für uns die Leitern ausgraben und sie zum Felsen schaffen. Das tat er denn auch. Und dann begab er sich mit den anderen zurück, um am Taleingang auf unsere Rückkehr zu warten.
    Mr. Trelawny und ich begannen nun mit Seilen und Fackeln von neuem den Aufstieg zur Höhle. Es war nicht zu übersehen, daß in unserer Abwesenheit jemand hiergewesen sein mußte, denn die Steinplatte, die den Eingang schützte, lag flach im Inneren, und vom Felsgipfel hing ein Seil. Im Inneren hing ein Seil in den zur Mumienkammer führenden Schacht. Wir wechselten einen Blick, doch fiel kein einziges Wort. Wir machten unser Seil fest, und wie verabredet ließ sich Trelawny als erster hinab, während ich unmittelbar danach folgte. Erst als wir beide am Grunde des Schachtes standen durchfuhr mich der Gedanke, daß wir womöglich in eine Falle getappt waren und daß sich jemand von der Felsspitze am Seil herunterlassen und unser eigenes Seil durchschneiden könnte, um uns so bei lebendigem Leibe zu begraben. Der Gedanke war grauenhaft, und doch war es zu spät, um etwas zu unternehmen. Also behielt ich diese Überlegung für mich. Wir beide waren mit Fackeln ausgerüstet, so daß wir bei relativ guter Beleuchtung den Gang passierten und die Sarkophagkammer betraten. Als erstes fiel einem die Leere der Kammer auf. Trotz der prächtigen

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