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Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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Vermutung auf, daß diese sieben Gestalten irgendwie mit den sieben Leuchten zu tun haben müßten! Daß es nämlich solche Leuchten geben müßte, davon war ich überzeugt. Der erste Grabräuber war zu Tode gekommen. Der zweite hatte den Inhalt des »serdab« entdeckt. Der erste Versuch lag Jahre zurück, der Zustand der Leiche bewies dies. Wann der zweite Räuber eingedrungen war, konnte ich nicht ahnen. Der Zeitpunkt mochte schon länger zurückliegen, ebensogut aber konnte es erst kürzlich gewesen sein. Wenn jedoch noch weitere Besucher hier eingedrungen waren, war es wahrscheinlich, daß der Raub schon lange zurücklag. Nun, um so schwieriger würde sich meine Suche gestalten. Denn, daß ich eine Suche wagen mußte, stand fest.
    Das liegt nun schon fast drei Jahre zurück. Und die ganze Zeit habe ich wie der Mann in »1001 Nacht« mit der Suche nach alten Lampen zugebracht, nicht um sie gegen neue einzutauschen, sondern gegen bares Geld. Was ich da eigentlich suchte, wagte ich nie offen auszusprechen, ganz zu schweigen von einer genaueren Beschreibung der Leuchten, denn damit hätte ich meine Absicht klar zu erkennen gegeben. Doch hatte ich von Anfang an eine ungefähre Vorstellung, von dem, was ich suchte. Und mit der Zeit wurde diese Vorstellung immer klarer, bis ich schließlich übers Ziel hinausschoß und nach etwas suchte, was vielleicht gar nicht das Richtige war.
    Die dabei erlittenen Enttäuschungen und die Sackgassen in die ich geriet, könnten Bände füllen. Doch ich gab nicht auf. Und schließlich zeigte mir ein alter Händler in Mossul vor nicht ganz zwei Monaten eine Leuchte, wie ich sie suchte. Fast ein ganzes Jahr lang war ich ihr nachgejagt, hatte mancherlei Enttäuschungen erlebt und hatte mich immer wieder an meiner Hoffnung aufgerichtet, daß ich auf der richtigen Fährte wäre.
    Wie ich es fertigbrachte mich zu bezähmen, als ich merkte, daß ich dem Erfolg zumindest nahe war, weiß ich nicht. Zumindest waren mir die orientalischen Handelsgewohnheiten nicht fremd, und der jüdisch-arabisch-portugiesische Händler, mit dem ich es zu tun hatte, traf in mir auf einen ebenbürtigen Partner. Ich verlangte seinen gesamten Bestand zu sehen, ehe ich mich zum Kauf entschloß. Und so schleppte er unter Unmengen von Trödelkram nacheinander sieben verschiedene Leuchten an. Jede einzelne hatte ein bestimmtes Kennzeichen, und jedes dieser Zeichen war eine andere Form des Sinnbilds von Hathor. Ich glaube, daß ich letztlich durch die Großzügigkeit meines Kaufs den Händler aus der Ruhe brachte. Damit er nicht dahinterkäme, was ich eigentlich suchte, räumte ich fast sein gesamtes Lager aus. Schließlich war er den Tränen nahe und behauptete, ich hätte ihn ruiniert, daß er nun ohne Ware dastünde. Hätte er jedoch geahnt, welchen Preis ich letztlich für einen geringen Teil seiner Bestände geboten hätte, für einen Teil, den er am geringsten einschätzte, dann hätte er sich die Haare gerauft.
    Auf dem Heimweg veräußerte ich den Großteil meiner Erwerbungen zu normalen Preisen. Die Sachen zu verschenken oder zu verlieren, wagte ich nicht, nur um ja keinen Argwohn zu erregen. Meine Bürde war viel zu kostbar, als daß ich sie durch eine Dummheit hätte aufs Spiel setzten dürfen. Ich beeilte mich, so gut es bei Reisen in solchen Ländern möglich ist, und kam in London schließlich bloß mit den Leuchten und einigen leicht zu transportierenden Raritäten und Papyrusrollen an, die ich unterwegs erstanden hatte.
    »Mr. Ross, jetzt wissen Sie alles, was ich weiß. Und ich überlasse es Ihrem Feingefühl, wieviel davon Sie Miß Trelawny enthüllen.«
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als eine frische junge Stimme hinter uns sagte: »Was soll mit Miß Trelawny sein? Hier ist sie!«
    Erschrocken drehten wir uns um und wechselten einen vielsagenden Blick. In der Tür stand Miß Trelawny. Wie lange sie schon so dagestanden und wieviel sie gehört hatte, konnten wir nicht ahnen.
     

13. KAPITEL
     
    DAS ERWACHEN AUS DER TRANCE
     
    Die ersten, ganz unerwartet kommenden Worte sind stets dazu angetan, einen zu erschrecken. Hat sich aber der erste Schreck gelegt und gewinnt wieder die Vernunft die Oberhand, dann verraten einem Gehaben und Redeweise des Lauschers sehr viel. So war es auch in diesem Fall. An der Aufrichtigkeit von Margarets nächster Frage konnte ich nicht zweifeln.
    »Mr. Ross, worüber haben Sie beide sich die ganze Zeit über unterhalten? Vermutlich hat Mr. Corbeck Ihnen seine auf

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