Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
Vom Netzwerk:
Stirnrunzeln. »Ich werde vorausgehen unddem Wirt ein paar Münzen zustecken, damit er uns eine eigene Kammer überläßt. Ihr bleibt besser bei mir. Mißtrauische Blicke und neugierige Fragen sind im Augenblick das letzte, was ich gebrauchen kann.« Aus dem Innern des Hauses drangen wie zur Bestätigung ihrer Worte derbes Gelächter und unflätige Beschimpfungen. Die Bauern, Waldarbeiter und Reisenden schienen sich bestens zu amüsieren. Roswitha schnupperte gedankenverloren und überlegte, ob sie vielleicht einen Feiertag vergessen hatte. Der Geruch von Zwiebeln, geräuchertem Fisch und ausgelassenem Fett stieg ihr in die Nase.
    Lurias deutete ein unverbindliches Lächeln an und neigte höflich den Kopf. Er spürte in jedem Knochen, daß der junge Konrad von Rietzmeck ein Geheimnis mit sich herumschleppte. Warum er den Lärm des Schankraumes mied und die Nacht statt dessen in Gesellschaft eines verachteten Juden verbringen wollte, wußte er sich nicht zu erklären. Die scharfen Blicke, die der Bursche ihm zuwarf, gaben ihm aber zu erkennen, daß Konrad nicht gewillt war, ihm, Lurias, weitere Auskünfte zu geben. Also machte er sich daran, seinen staubigen Kaftan abzuklopfen, den Karren zu entladen und die beiden Kisten mit Arzneien und Gewürzen in den dunklen Flur der Herberge zu schaffen.
    Ludger fuhr erschrocken von seinem Strohlager in die Höhe. Verwirrt starrte er in das schwache Licht einer einsamen Tonlampe, die schräg über seinem Kopf an einer rostigen Kette vom Deckenbalken herabhing. Die Geräusche von schweren Stiefeln, von knirschendem Sand und ein dumpfes Gepolter vor der Tür seines Unterschlupfs hatten ihn unsanft aus dem Schlaf gerissen. Benommen kniff er die Augen zusammen, weil das Licht, das auf sein Kissen fiel, ihn blendete und seine Schläfen mit wütenden Stichen traktierte. Noch ehe er wußte, wo er sich befand, fiel ihm der Krug mit gewürztem Wein ein, dener dem Wirt um die Mittagsstunde abgeschwatzt hatte. Ungelenk begann er, mit der Hand den Fußboden abzusuchen. Dabei brummte sein Schädel so heftig, als trügen zwei Ritter einen Schwertkampf auf Leben und Tod in ihm aus.
    Es war zwecklos. Ludger hielt inne, um sich zu sammeln; schon wieder hatte er geträumt, aber es war kein angenehmer Traum gewesen. Sein von zahlreichen Weinflecken beschmutzter Kittel war durchgeschwitzt und zudem an Hals und Armbeuge eingerissen. Außerdem hatte er einen bitteren Geschmack im Mund.
    Das Knirschen auf dem Korridor wurde lauter.
    Ludger fluchte, während er sich noch einmal dem Stroh auf dem Boden widmete. Was, bei allen Heiligen, hatte dieser Lärm zu bedeuten? Nicht einmal in Frieden vollaufen lassen durfte man sich in dem Rattenloch. Und dafür hatte er diesem Lump von Wirt seine letzten Münzen in den Rachen geworfen!
    Schwerfällig ließ Ludger seine verspannten Schultern kreisen, dann stützte er sich mit den Ellenbogen auf das schmutzige Polster und kreuzte die wackeligen Beine wie ein Schneider auf dem Nähtisch. In dieser Stellung verharrte er einige Augenblicke, bis sein Kopf wieder etwas klarer war und die Erinnerung an die letzten, verlorenen Stunden allmählich in sein Hirn zurückkehrte. Zu seinem grenzenlosen Bedauern mußte er feststellen, daß der Wein tatsächlich zur Neige gegangen war; die letzten Tropfen sickerten aus dem Tonbecher, den er selber umgestoßen haben mußte, und färbten den festgestampften Lehmboden dunkelbraun. Ludger stöhnte gequält. Er taugte wahrhaftig zu gar nichts mehr; als Minnesänger und Liebhaber fühlte er sich gescheitert, den Auftrag des finsteren Thaddäus hatte er verpatzt, und selbst in der Rolle des verzweifelten Trunkenbolds gab er eine lächerliche Figur ab.
    Als Ludgers Augen sich an das fahle Licht gewöhnt hattenund er sich in dem Raum umsehen konnte, bemerkte er, daß er die zugige Absteige offensichtlich nicht allein bewohnte. Die Kammer war rechteckig, besaß weiß gekalkte Wände, an denen Lederschläuche, Dreschflegel und ein Halfter hingen. Ein durchdringender Geruch von Schweiß, Pferdemist und faulendem Stroh hing über dem kärglichen Mobiliar. Hinter einer Konstruktion grober Stützpfeiler, die seine Nische vom Rest des Raumes trennten, standen einfache Kastenbetten mit fadenscheinigen Webdecken, auf denen ihm unbekannte Reisende zwei verschnürte Bündel abgelegt hatten. Aus dem größeren von beiden ragte der Griff eines Musikinstruments heraus.
    Neugierig quälte sich Ludger auf die Füße. Er schwankte bei jedem Schritt, doch

Weitere Kostenlose Bücher