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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Birnbäume wuchsen.
    »Er hatte dich im Auge.«
    »Wer?« stieß Roswitha hervor.
    »Der Alte mit dem schiefen Mund. Er soll achtgeben, daß ich nicht davonlaufe, aber als er dich gesehen hatte, fing er auf … auf wirklich gemeine Art an zu grinsen.« Das Mädchen zuckte die Schultern, sah dabei aber keineswegs gleichgültig aus. »Er ist in eines der Häuser gegangen und hat sich hinter dem Fenster unsichtbar gemacht. Aber ich habe gemerkt, daß er dich beobachtet.«
    »Dann … danke ich dir.«
    Sie starrten einander an und waren plötzlich beide verlegen. Ethlind, dachte Roswitha. In einem Kloster gab es nicht viele Mädchen. Sie hätte schwören mögen, daß es sich bei der jungen Frau um die Tochter des Grobians aus Repgow handelte.
    »Dieser Zupan ist dein Gatte?« fragte Ethlind.
    »Wer? Oh.« Die Gedanken eines Lügners müssen Flügel haben. War es günstiger, ja oder nein zu sagen? Ein Mund, der die Wahrheit sagt … Ach was, alles Dreck.
    »Nein«, sagte Roswitha.
    »Der Abt hat ein paar Männern befohlen, das Weib dieses Mannes zu suchen. Damit er gesprächiger wird. Ich habe … es zufällig gehört.«
    »Ich bin nicht seine Frau. Ich wollte ihn nur etwas fragen.«
    »Ach so.« Ethlind lächelte unsicher. »Jedenfalls hast du Glück gehabt. Hagatheo ist gerade über den Hof gegangen, als ein paar Ritter durchs Tor kamen, das hat ihn aufgehalten.«
    »Du bist mutig, mir zu helfen. Und das, obwohl du mich nicht einmal kennst.«
    Zu ihrer Verwunderung brach Ethlind in Tränen aus. »Jedenfalls bist du eine Frau, und dir spielen sie auch übel mit. Heilige Brüder, denen man vertraut, weil sie im Dienst des Höchsten …« Ethlind schlug die Hand vor den Mund. Einen Moment lang schaute sie sich ängstlich um. »Graf Heinrich hat den Abt blenden lassen«, flüsterte sie. »Aber Gott, so sagen sie hier im Kloster, läßt ihn seitdem durch seine eigenen himmlischen Augen sehen. Oder der Teufel läßt ihn sehen. Einer von den Brüdern hat gesagt, es ist der Teufel. Und das möchte ich viel eher glauben.« Ihr Wispern war kaum noch zu verstehen. »Komm. Hinter der Küche ist eine Abfallgrube – da hat man seine Ruhe.«
    Schwärme von Fliegen stiegen auf, als sie den kleinen, zwischenKüche und Mauer eingezwängten Platz erreichten, der zur Entsorgung der Küchenabfälle diente.
    »Was machst du selbst hier?« Roswitha sah zu, wie Ethlind mit dem Ärmel ihres Kleides die Tränen abwischte. Es dauerte ein Weilchen, bis das Mädchen sich wieder gefangen hatte.
    »Ich … ich will gar nicht hier sein. Ich wäre an jedem anderen Ort auf Erden lieber. Aber sie lassen mich nicht fort. Deshalb steht doch Hagatheo – so heißt der alte Mann – im Hof. Er soll aufpassen, daß ich nicht heimlich entwische.«
    »Warum?«
    »Weil …« Ethlind zögerte. »Ich habe einen kranken Mann hierhergebracht. Ich dachte, sie pflegen ihn gesund. Aber statt dessen …«
    »Ja?«
    Ethlinds Mißtrauen, ihre Furcht, zuviel zu sagen, siegte über ihren Drang, sich mitzuteilen.
    Ein Mund, der die Wahrheit sagt … Roswitha traf eine Entscheidung. »Du heißt Ethlind, nicht wahr?« Nun, das half noch nicht, das Mißtrauen zu verringern. »Und der Mann, den du hierherbrachtest, kommt aus Cathay und trug einen Beutel bei sich. Diesen Beutel wollte er zu einer reichen und wichtigen Person bringen, aber er konnte nicht, weil er überfallen wurde. Richtig?«
    Ethlind stand so steif wie weiland Lots zur Salzsäule erstarrte Frau.
    »Der Mann, zu dem er wollte, hat mich beauftragt, ihn zu finden. Und ihm zu helfen«, fügte Roswitha hinzu, was wieder eine Lüge war, denn Bernhard von Aken war sein Bote vermutlich so gleichgültig wie jeder Mensch, aber nun hieß es, das Vertrauen des Mädchens zu erringen. Und das schien schwer zu sein. Sie schaute noch immer wachsam und abweisend drein.
    »Weißt du etwas von dem Beutel? Weißt du, was er enthielt?«
    Ethlind schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht ist das auch gut so, denn dieses Geheimnis ist gefährlich, und je weniger man davon erfährt, um so besser. Der Zupan, mit dem ich gesprochen habe, hat den Beutel gestohlen. Vermute ich. Und ich würde sehr gern dabeisein, wenn er dem Abt gesteht, wo er seine Diebesbeute versteckt hat. Könntest du mir dabei helfen?«
    »Hilfst du mir hier heraus, wenn ich dir zeige, an welcher Stelle du lauschen kannst?«
    Was glaubte dieses Mädchen? Daß sie Zauberkräfte besaß? »Ja«, sagte Roswitha. Keine wirkliche Lüge, sondern eine Hoffnung auf die

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