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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Zukunft.
    Ethlind mußte sich auf dem Klostergelände gut auskennen. Sie führte Roswitha diesmal nicht an der Mauer entlang, sondern zu einem Aborthäuschen, aus dem es entsetzlich roch, und von dort in einen langen lichten Saal mit Spannbetten an den Wänden – ein jedes ordentlich mit einem flachsenen Bettuch und einem Federbett bedeckt. Stumm huschten sie durch den Raum. Es ging einige Treppen hinauf und hinab, und mit jedem Augenblick, in dem sie nicht erwischt wurden, wuchs Roswithas Hochachtung vor dem Mut ihrer Führerin.
    Schließlich kamen sie an eine kleine Tür, hinter der eine Treppe lag, und hier ging es eindeutig wieder in den Keller. Roswithas Schritte wurden langsamer und vorsichtig. Es war stockdunkel.
    »Hier hat man sie eingesperrt. Den Zupan in den letzten Kellerraum, wo die Fässer mit dem Met und dem Wein lagern.«
    »Und deinen … den Mann aus Cathay?«
    »Gleich hier.« So lange war Ethlind mutig gewesen, nun brachen sich wieder die Tränen Bahn. »Ich könnte den Riegel zurückschieben, ich könnte zu ihm hinein. Aber das würde nichts helfen. Er ist fast tot. Er hätte nicht einmal die Kraft,sich zu erheben. Sie haben ihn … noch nicht ganz, aber beinahe … umgebracht. Mörder …«, hauchte sie, und das Wort schien auf Asselfüßen über die Wände zu huschen.
    Roswitha streckte die Hand aus und zog das Mädchen, das genauso zitterte wie sie selbst, in die Arme. Es war offensichtlich, daß Ethlind ihr Herz an den Fremden aus Cathay verloren hatte. Und ihr selbst kam Ludger in den Sinn. Sie sah ihn, nicht wie er drüben in Grimschleben bei der Kirche auf sie wartete, sondern wie er vom Ufer der Saale hinaufstieg, das schwarze Haar fiel ihm verwegen in die Stirn, den Mund hatte er zu einem Grinsen verzogen. Die Liebe war gefährlich, noch gefährlicher als Drachensamen.
    Sie räusperte sich. »Du hast recht. Du mußt fort von hier, und zwar schleunigst. Hör zu. Du kehrst jetzt in den Hof zurück, damit der alte Hagatheo nicht mißtrauisch wird und das ganze Kloster zusammentrommelt. Und wenn ich weiß, was ich wissen muß, komm ich zu dir, und wir lassen uns etwas einfallen.«
    Als oben die Tür zugeklappt war, tastete Roswitha die Wände ab. Sie fand eine Art toten Gang, in dem vielleicht in Zeiten reicher Ernte das Getreide gelagert wurde, das nicht mehr in die Vorratsräume paßte. In der hintersten Ecke, die hoffentlich kein Schein einer noch so großen Fackel erreichte, kauerte sie sich nieder. Nun hieß es geduldig sein.
    Der Greif kam bald. Es war sicher kaum eine Stunde vergangen, vermutlich hatte gerade der Vespergottesdienst geendet. Er hatte einen Mönch im Gefolge, aber der Mann atmete so keuchend, daß es sich kaum um Hagatheo handeln konnte, denn der Greis war trotz seines Alters ein geschmeidiger Mann. Aber auch dieser Mönch mußte ein Vertrauter des Abtes sein. Roswitha hörte, wie sie sich leise unterhielten.
    Der Schein einer Lampe tanzte über die unverputztenWände. Mäuse huschten erschrocken von dannen, eine über Roswithas Hüfte. Dann quietschte eine Tür.
    »Er ist tot«, sagte der Begleiter des Greifs. »Oder … nun, vielleicht noch immer nicht ganz. Er ist ein zäher Bursche. Aber das Fieber frißt ihn auf. Ein paar Stunden …«
    »Man könnte ihn ein wenig zwicken, wer weiß, ob ihm das nicht doch noch Wahrheiten entlockt«, sagte der Greif. Es klang so belanglos, als bespräche er, welchen Fisch es zum Fasttag geben sollte.
    »Ich glaube nicht, ehrwürdiger Vater, daß etwas Vernünftiges aus ihm herauszuholen ist. Er stinkt schon nach Tod.«
    »Dann bleibt uns nur noch Dobresit. Er wollte zu diesem Kerl hier, das habe ich mit eigenen Ohren gehört. Er und Tezlaw. Warum, wenn die drei nicht unter einer Decke stecken?«
    »Da ist auch noch die Frau«, meinte sein Begleiter vorsichtig.
    »Die ist läufig und sonst nichts.« Der Abt schien bei diesen Worten selbst unsicher zu sein. »Wir können uns immer noch mit ihr befassen, schließlich achtet Hagatheo darauf, daß sie uns nicht entwischt. Komm, Bruder …«
    Die Tür des Boten wurde wieder verriegelt. Dafür machten die Mönche sich beim Keller des Zupan zu schaffen. Roswitha hörte einen wütenden Laut, dem sofort ein Klageschwall folgte.
    »… bin ein ehrlicher, dem Herrn und allen Heiligen ergebener Mann, Ehrwürden. Welch ein Mißverständnis, welch ein unglückseliger Irrtum. Was … was tut Ihr, Herr?«
    Die Pause, die diesen Worte folgte, wurde jäh unterbrochen, als ein Kind zu weinen begann.

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