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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Osten auch tüchtig vorangekommen, so hemmte sie im Süden der Widerstand der Wettiner ganz beträchtlich.
    Die beiden Männer machten nun einen kleinen Rundgang durch die Burg. Die hölzerne Wehrmauer Köpenicks warknapp fünf Klafter hoch. An ihrer Nordseite, kurz vor der Furt zum westlichen Ufer der Dahme, stand der Wachtturm, dessen Grundfläche mit gerade einmal fünf Quadratschritt nicht eben groß zu nennen war. Unter ihm hatte man das Burgtor eingelassen, das nicht viel breiter war, als die ausgestreckten Hände eines Mannes reichten.
    Pribislaw war stolz auf Köpenick, Jakob von Klosterbruch aber spottete wieder einmal ein wenig über sein kleines Reich.
    »Wir nennen ja hierzulande Erhebungen, die kaum mehr als Maulwurfshügel sind, schon Berge, als hätten wir es mit den Alpen zu tun, und verglichen mit Tiryns und Troja, ist Köpenick ja keine Burg, sondern ein hölzernes Kinderspielzeug.«
    »Nun, immerhin beherrschen wir die ganze Gegend hier mit ihr«, sagte Pribislaw und fügte leise das hinzu, was für ihn sehr schmerzlich war: »Und kein Slawe wagt mehr, sein Haupt zu erheben.«
    Sie gingen den Weg aus grob behauenen Eichenbohlen entlang, der sich an der Innenseite der Wehrmauer hinzog. An der Straße zum Innenhof standen im Kreis hölzerne Blockhäuser mit einer Fläche von gut dreißig Quadratschritt, deren Böden mit Eichendielen ausgelegt waren. Die Dächer waren mit Stroh oder Rohr gedeckt. Zwischen ihnen befanden sich Schmiede, Tischlerei, Töpferei und Schlosserei, die Stallungen, die Speicher und ein Gefängnis mitsamt Folterkammer. In der Mitte des großen Innenhofs hatte man das Blockhaus des Burgherren errichtet, das etwas größer war als die übrigen Gebäude und einen Fußboden aufwies, der mit Steinen ausgelegt war. Daneben erhob sich die steinerne Burgkirche, und ganz in ihrer Nähe hatte man den Brunnen angelegt. Die wettinischen Ritter mit ihren jeweils vier Knappen hatten hier ihr Zuhause, während das slawische Dienstpersonal etwas abseits auf dem nördlichen Teil der langgestreckten Insel in Hütten lebte.
    »Die besten Knechte und Mägde kommen aus Schmöckwitz«,sagte Jakob von Klosterbruch. »Das liegt an Kruto, und der ist mir von allen slawischen Dorfältesten ringsum der liebste.«
    »Ah, ja …« Pribislaw lächelte. »Es ist schön, daß sich nun endlich alle mit dem abgefunden haben, was ist.«
    Der Burgherr kam gar nicht mehr los von Schmöckwitz, das einige Meilen flußauf auf einer Insel in der Dahme lag. »Und einer der Fischer soll eine wunderschöne Tochter haben, Petrissa … Ich werde sehen, daß ich sie als Magd nach Köpenick hole.« Mit welchem Hintergedanken, war ihm unschwer anzusehen.
    Pribislaw versuchte gleichmütig zu bleiben, aber in seinem Gesicht hatte es so verräterisch gezuckt, daß er sich schnell mit der flachen Hand auf die Wange klatschte. »Diese verfluchten Mücken!«
    »Ja, überall, wo Sumpf und Wasser sind, da sind sie auch.« Und an Sumpf und Wasser hatte Köpenick viel zu bieten. Um das obere Ende der Insel flossen schon die Wasser der Spree, wenn auch nicht schnell, denn viele kleine Inseln hemmten ihren Lauf. Zwei weitere Furten gab es hier, und wer in dieser Gegend unterwegs war, hatte keine andere Wahl, als Spree und Dahme im Bereich der Burg zu kreuzen.
    Es war ein lauer Abend, fast schon sommerlich, und die beiden Männer traten nun durch das Burgtor, um zum Ufer der Dahme hinunterzugehen und sich ein wenig abzukühlen. Noch trieben es die Mücken nicht allzu arg.
    Jakob von Klosterbruch war in Gedanken noch immer bei Hartmann von Aue: »Sehr nachdenklich machen mich seine Verse … Wer in höchster Wertschätzung auf dieser Erde lebt … lebet ûf dirre erde, derst der versmâhte vor gote … der steht als der Verschmähte vor Gott. Und wie ist es mit uns, die wir …« Er brach ab, denn drüben am anderen Ufer des Flusses, wo die Furt mit ein paar tief in den Boden gestecktenPfählen gekennzeichnet war, erschien ein stämmiger Mann mit langem, bis auf die Schultern fallendem grauem Haar.
    »Seht nur, das ist ja Kruto!« rief Pribislaw.
    Kruto, der schlecht sehen konnte und Pribislaw und den Wettiner ganz sicher noch nicht entdeckt hatte, winkte zur Burg hinüber, wohl hoffend, daß jemand mit einem Boot herbeigerudert kam, ihn überzusetzen, denn er war zu Fuß und wollte kein Bad nehmen, so warm die Luft auch war.
    Der Burgherr wollte auch gerade den Befehl dazu geben, da warf Kruto plötzlich die Arme hoch, und sein Todesschrei

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