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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Schutzzurück.« Roswitha hob den Kopf und sah ihn an. »Es gibt Momente, da kapituliert das Recht vor der Gewalt.«
    Eike von Repgow nickte grimmig. »Die Gewalt sollte dem Recht dienen, nichts anderes«, sagte er.
    Roswitha lachte traurig, und sie schwiegen einen Moment. »Die Herzogin Agnes«, fuhr sie fort, »hat mich ein wenig unter ihre Fittiche genommen.« Das war nicht gelogen, sparte Bernhard von Aken aus und vermied den Namen des Herzogs, der in den Kreisen des Grafen von Anhalt ein Reizthema sein mochte. »Aber eine Frau alleine ist nicht sicher an einem Hof. Ich floh.« Roswitha machte eine erneute Pause. Nun kam das Entscheidende. »Ludger«, fuhr sie mit erstickter Stimme fort, »Ludger fand mich und er … und ich …« Sie ließ offen, was Ludger für sie getan hatte. »Wir lieben uns«, flüsterte sie.
    Eike von Repgow sagte nichts dazu und überließ sie der Erinnerung an ihre Träume, die nun mit aller Deutlichkeit wieder vor ihr aufstiegen. Ludger und sie, die über blühende Wiesen ritten. Sie in seinen Armen, sein Kuß. Sein Name, von ihr gehaucht. In diesem Moment war es wahr, Roswitha log nicht. Ein letztes Mal überließ sie sich ganz der Schwäche und süßen Melancholie dieser Erkenntnis. Dann war das vorbei.
    Sie richtete sich entschlossen auf. »Er wollte mich zu Euch bringen«, sagte sie mit fester Stimme. »Er hoffte …« Sie überließ es Eike von Repgow, zu erraten, was sein Neffe von ihm erhofft haben mochte. Als er aufstand, umklammerte sie mit beiden Händen seinen Arm. »Helft uns«, flüsterte sie eindringlich. Draußen waren Stimmen zu hören.
    Ihr Gastgeber tätschelte ihren Arm und machte sich los. »Meine Gäste werden ungeduldig, wie es scheint«, stellte er fest. »Könnt Ihr gehen?« Mit zusammengezogenen Brauen schaute er sie an. »Sie werden einige Fragen an Euch haben.«
    Roswitha konnte es sich denken. Schwerfällig stand sie auf. Jeder Knochen im Leib tat ihr weh, der Schorf an ihren Knienspannte, wenn sie ging, und ihr schwindelte. Doch sie nickte und hängte sich an Eike von Repgows Arm. Besser, sie brachte es jetzt hinter sich, solange der Eindruck, den sie auf ihn gemacht hatte, noch frisch war. In ein paar Tagen, ach was, in ein paar Stunden schon mochte er alles, was sie ihm erzählt hatte, und ihre gesamte Person über seinen Studien vollständig vergessen haben.
    Roswitha stützte sich schwer auf ihn und sorgte dafür, daß er ihre Schwäche spürte. »Er sprach stets so liebevoll von Euch«, wisperte sie.
    Eike von Repgow lachte, so plötzlich und herzhaft, daß sie erschrak. Schuldbewußt zuckte sie zusammen, als sie bemerkte, daß er sie belustigt ansah. Hatte sie es übertrieben?
    »Ihr sagtet vorhin, daß das Recht manchmal der Gewalt weicht«, sagte er. Roswitha nickte zaghaft. »Doch Ihr wißt, daß den Schwachen immer eine Stütze bleibt, nicht wahr?«
    Mißtrauisch schaute sie ihn an. »Der starke Arm eines Freundes?« versuchte sie es mit einem Lächeln.
    »Die Wahrheit, Roswitha von Eichholz, die Wahrheit. Sie ist der starke Schirm der Rechtschaffenen.«
    Roswitha starrte ihn an. Meinte er das wirklich ernst? Dann senkte sie die Lider und erwog ihre Antwort. Hatte sie sich denn einer Lüge schuldig gemacht? Sie war, die sie war, und sie liebte Ludger in ihren Träumen, die niemals wahr werden würden. Und sie brauchte die Freundschaft dieses Mannes. Mit neuem Mut schaute sie ihm in die Augen.
    »Vielleicht«, sagte sie, sorgsam ihre Worte wählend, »muß man zuweilen unterscheiden zwischen der Realität und der höheren Wahrheit, nach der wir streben. Und beides hat seine Zeit.«
    Sie blinzelte nicht, als sie das sagte, konnte jedoch von Repgows Miene nicht deuten. Er ging einfach weiter, zog sie mit sich.
    »Ich dachte immer«, erklang seine Stimme dann unerwartet wieder in dem dunklen Korridor, »mein Neffe würde sich ein Püppchen suchen, das zu seinen Liedern schmachten würde. Eine Frau mit Mut und Verstand wie Ihr wäre weit besser für ihn.«
    Roswitha wollte schon aufatmen. Wäre? dachte sie dann verwirrt, warum wäre? Aber sie wagte nicht zu fragen.
    Eine Stunde später hatte sie ihre Geschichte so oft wiederholt, daß ihr davon schwindelte. Ein unbedarfter Betrachter hätte es für ein gemeinsames Abendessen halten können, doch in Wahrheit war es eine Gerichtssitzung oder vielmehr eine hochnotpeinliche Befragung.
    Thaddäus von Hildesheim handhabte sein Fleischmesser nicht weniger energisch als seine Fragen. Irmgard von Anhalt saß

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