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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Sorglosigkeit der Kinder und Bediensteten ließ sie die eigene Anspannung schmerzlich gewahr werden. Die Abneigung Irmgards und das böse Mißtrauen des Mönchs dagegen waren fast körperlich zu spüren und trieben ihr nicht selten den Schweiß auf die Stirn. Eike von Repgow schien von alldem nichts zu bemerken. Roswitha segnete seine blinde Anwesenheit und verfluchte die Stunden, die er in seiner Bibliothek verbrachte. Es waren für sie die Stunden der Gefahr.
    »Kommst du mit in den Keller? Ach bitte«, bettelten Otto und Johann zum wiederholten Male.
    Roswitha entzog sich entschieden den fordernden Kinderhänden. Der dunkle Gutskeller war der letzte Ort, den sie freiwillig aufsuchen würde.
    »Wir kennen da einen Geheimgang«, plapperte Otto, »stimmt’s, Johann?« Stolz blickte er auf seinen großen Bruder.
    »Ja«, stimmte der zu. »Gleich hinter dem großen Weinfaß. Er führt bis vor die Mauer. Wir waren schon mal dort. Und haben Eicheln gesammelt im Wald, für die Schweine. Wollen wir zu den Schweinen gehen?«
    Roswitha schüttelte die beiden ab. Sie hielt sich tagsüber gerne in dem belebten Garten auf, am liebsten direkt unter dem Fenster ihres Gastgebers, das bei dem täglich wärmerwerdenden Wetter häufig offenstand. Darum hörte sie auch die aufgeregten Stimmen, die plötzlich dort oben erklangen. Unwillkürlich hob sie den Kopf, um zu lauschen.
    »Matthias, was tust du hier?« hörte sie Eike von Repgow erstaunt fragen. Die andere Stimme war tief und derb, ein Knecht, vermutete sie, oder ein Bauer aus dem Dorf.
    »Ich bin geritten, so schnell ich konnte, als ich es hörte, Herr. Der Herr Graf hat mir selbst das Pferd gegeben, Herr, als ich drum bat.« Roswitha konnte förmlich sehen, wie der Mann seine lederne Kappe in Händen drehte vor Verlegenheit.
    »Aber was sind das denn für Geschichten, Matthias? Ludger entführt?«
    Roswitha hielt den Atem an.
    »Ja, Herr, so hat es der Bote gesagt, welcher zum Grafen gekommen ist. Um Lösegeld zu fordern, Herr. Es soll ein gar geheimnisvoller Mann gewesen sein, hat der Graf gesagt. Und er hat mit der Faust gegen die Wand geschlagen und gerufen, er will in der Hölle verrotten, wenn da nicht die Brandenburger dahinterstecken.«
    »Nun, nun«, beschwichtigte Eike den aufgebrachten Mann, »das hat der Graf dir sicher nicht aufgetragen, mir zu hinterbringen.«
    »Nein, Herr«, bestätigte Matthias oben im Studiersaal kleinlaut. Dann fügte er schelmisch hinzu: »Aber gesagt hat er es doch. Und noch eine Menge mehr. Er ist nicht schlau geworden aus dem Boten, der Herr Graf, das kann ich Euch sagen.«
    Roswitha wedelte hastig eine summende Biene fort und lauschte angestrengt Matthias’ weiteren Erklärungen. Burg Köpenick also, überlegte sie. Das war ein ganzes Stück im Osten. Nicht zu weit, wenn sie ein Pferd hätte.
    »Fräulein von Eichholz, auf ein Wort.«
    Roswitha verfluchte sich, sie war unaufmerksam gewesen. Nun hielten die Finger Vater Thaddäus’ ihr Handgelenk wieeine Eisenschraube umklammert. Heftig versuchte sie sich loszumachen. Mit raschen Blicken in die Runde schätzte sie ihre Chancen ab, Hilfe zu erlangen. Wo waren die Kinder jetzt und wo die vermaledeiten Mägde? Der Garten lag mit einemmal da wie ausgestorben. Um so lauter klangen die Stimmen aus dem Fenster.
    »Was ist das für wirres Gerede, Matthias? Was für ein Säckchen? Und was für ein Samen der Gewalt?«
    Roswitha starrte Vater Thaddäus an; der starrte zurück. Beide hatten sie ihr Ringen aufgegeben und lauschten.
    »Das hat der Graf sich auch gefragt, Herr. Aber der Bote hat wohl nur geheimnisvoll getan und gemeint, es würde die Geisel, also den jungen Herrn Ludger, recht wertvoll machen, Herr. Es ist manchmal schwer, diese Slawen zu durchschauen.«
    »Äh, schon gut, Matthias, sag mir nur …«, fuhr oben Eike von Repgow fort.
    »Das Säckchen«, zischte Vater Thaddäus. Dann fiel sein Blick auf Roswitha, als erinnerte er sich plötzlich wieder ihrer lästigen Gegenwart.
    Roswitha riß ihren Arm zurück. »Au, laßt mich los!« Aber Thaddäus von Hildesheim tat nichts dergleichen. Er zog die widerstrebende Roswitha an den Händen und, als das nichts mehr half, an den Haaren ins Haus. Über Flure und Treppen ging es, zu Roswithas Erleichterung in ihr eigenes Zimmer. Dort schleuderte er sie auf den Boden und schlug, ehe sie sich wieder erheben konnte, die Tür zu. Roswitha hörte das Knarren des Schlüssels, der umgedreht wurde, warf sich gegen die Tür, doch die ließ sich

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