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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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Trümmerhaufen vorgefunden. Die Perser hatten ihn kurz zuvor niedergelegt.
    Der junge König befahl den Wiederaufbau, doch als er sieben Jahre später, nach der Rückkehr aus Indien, zum zweiten Mal in Babylon einzog, war der Bauplatz immer noch nicht geräumt. Nur ein halbes Jahr später, noch bevor der Neubau beginnen konnte, war Alexander tot. Die Pläne blieben unausgeführt, und bald wusste niemand mehr zu sagen, wo der Turm überhaupt gestanden hatte. Hatte er überhaupt je existiert? Erst Robert Koldewey, der Archäologe Babylons, konnte seine Fundamente feststellen.
    Die Trümmer, die Alexander wegzuräumen befohlen hatte, waren allerdings gar nicht die Reste des in der Bibel erwähnten Turmes; der war schon dreihundert Jahre früher eingestürzt. Nebukadnezars Vater hatte die Neugründung befohlen: einen neunzig Meter hohen, in sieben Stockwerken sich verjüngenden Turm. Der Spaten des Archäologen stieß auf das Fundament dieses Bauwerkes.
D IE F ESTUNGSMAUER
    Auch wenn die mächtige Festungsmauer Babylons heute nicht mehr zu den Weltwundern gezählt wird, so soll sie doch im Zusammenhang mit den Gärten vorgestellt werden.
    Nebukadnezar war von Bauwut geradezu besessen: Er konnte über die Reichtümer Assyriens, Syriens und Palästinas verfügen und machte Babylon zur ersten wirklichen Weltstadt der Geschichte. In Keilschrift hat er festhalten lassen: »Was kein König vor mir getan hat, tat ich. 4 000 Ellen Landes (das sind etwa zwei Kilometer) seitwärts der Stadt, fern, unnahbar, ließ ich eine gewaltige Mauer, gen Osten zu, Babylon umschließen. Ich grub ihren Graben bis auf das Grundwasser. Den Uferrand baute ich mit Asphaltmörtel und Brandziegeln und fügte ihn mit der Landmauer, die mein Vater errichtet, zusammen … Babylon vollendete ich.«
    Der sämtliche Leistungen penibel verzeichnende Text des Nebukadnezar enthält keine Maße. Warum auch? Das Werk war sozusagen unvergleichlich und für die Ewigkeit erbaut. Was nicht in Vergessenheit geraten sollte, war der ruhmvolle Name des Erbauers.
    Die Festungsmauer Babylons war aus Ziegeln geschichtet und mit gestampftem Lehm gefüllt, nicht aus tonnenschweren Steinquadern gefügt. Wie groß, wie mächtig war sie wirklich? Man kann es bei den antiken Schriftstellern nachlesen: Pausanias, der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte, hat die Wälle von Babylon erst im Zustand des gänzlichen Verfalls gesehen. Doch er nennt sie noch immer gewaltig; man sei versucht sich vorzustellen, dass Dämonen mit übermenschlichen Kräften sie zerstört hätten. Die Impression des Pausanias enthält allerdings keine Größenangabe.
    Herodot jedoch, aus Halikarnassos gebürtig und um 425 v. Chr. gestorben, will die Mauern von Babylon noch aufrecht in voller Pracht gesehen haben. Der vielgereiste, aber nicht immer zuverlässige Beobachter gibt als Länge der Stadtmauer 86 Kilometer an! Das wäre ein Quadrat von über 20 Kilometer Seitenlänge!
    Zweifel waren und sind angebracht. Robert Koldewey, der Babylon Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben hat, stellte fest, dass Herodot um mehr als das Vierfache übertrieben hat, dass die Mauer tatsächlich nur 18 Kilometer lang war. Herodot muss sich verschätzt, verhört oder falsch erinnert haben. Vielleicht sind ihm auch die Zahlen in seinen Notizen durcheinandergeraten. Aber auch 18 Kilometer Mauer sind ein gewaltiges Maß.

    Stadtplan von Babylon zur Zeit Nebukadnezars (Nach E. Unger)
    »Jedenfalls«, schreibt Robert Koldewey, »war die Stadt schon in dem Umfang, wie wir sie jetzt festgelegt haben, die größte des antiken Orients, auch Ninive nicht ausgenommen. Letzteres kam Babylon allerdings nahe. Aber die Zeit, in welcher sich der Ruhm von Babylons Größe über die Welt verbreitete, war diejenige Herodots, und damals hatte Ninive bereits aufgehört zu existieren. Ein Vergleich mit modernen Städten lässt sich so ohne weiteres kaum ziehen. Man muss immer bedenken, dass es sich in der Antike stets um die Stadt als Festung handelt, um den Mauerring, der den Wohnplatz wie ein schützender Gürtel einheitlich umspannte. Unsere modernen Großstädte sind ganz anderer Natur. Sie sind bewohntes Land, offen nach allen Richtungen. Ein vernünftiger Vergleich kann daher nur ummauerte Städte mit Babylon zusammenstellen und gerade an Ausdehnung des ummauerten Wohngebiets steht Babylon für alte und für neue Zeit immer noch an erster Stelle.«
    Die Ausgrabungen ergaben, dass das alte Babylon, die spätere City, am Ostufer des

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