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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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heruntergeschleudert worden, im Erdboden verschwunden und deshalb den bauwütigen Ordensrittern entgangen sein. Außerdem fand man noch eine Alabastervase, deren Inschrift auf persisch, babylonisch und ägyptisch den Namen Xerxes, des Großkönigs von Persien, trägt.
    Auch die Rekonstruktion durch den deutschen Archäologen Fritz Krischen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bestätigte die überlieferten Größenverhältnisse. Krischen errechnete eine Gesamthöhe von neunundvierzig Metern, übereinstimmend mit den einhundertvierzig ionischen Fuß, die Plinius dafür angegeben hatte. Dieser Rekonstruktion zufolge erhob sich aus der in den Felsen gemeißelten vierzig mal dreiunddreißig Meter großen Grube zunächst ein stufenförmiger Basisbau. Auf diesem Stufenblock war ein mächtiger Prismenklotz aufgemauert. Der eigentliche Grabtempel thronte zweiundzwanzig Meter hoch über dem Felsgrund – von unten her gesehen fast schon in den Wolken.
    Es war Pausanias, der betonte, die Römer hätten das Grabmal des Maussolos so sehr bestaunt, dass sie von da an alle großen Grabmäler Mausoleen nannten. Noch heute wird ein monumentales Denkmal über einer Gruft als Mausoleum bezeichnet. So lebt Maussolos durch seine Idee fort: Obwohl dieses Weltwunder schon längst untergegangen ist, bleibt es doch als Name und Begriff existent. In London können die archäologischen Funde besichtigt werden, in Halikarnassos selbst sind heute nur noch die Felsspuren der Fundamente zu erkennen.

Kupferstich von Johann Fischer von Erlach
S ECHSTES K APITEL
D ER K OLOSS VON R HODOS

Neben dem ältesten Weltwunder, der 4 500 Jahre alten Großen Pyramide Ägyptens, hat wohl kein anderes antikes Werk die Phantasie der Menschen so sehr beschäftigt wie der Koloss von Rhodos.
    Dass die Pyramiden, in wenigen Flugstunden erreichbar, inzwischen zum Symbol des Tourismus geworden sind, hat ihren Nimbus nicht geschmälert. Trotz der unzähligen Bilder, die man gesehen hat, ist die Wirklichkeit überwältigend. Außerdem hat die Flut der Mutmaßungen und Theorien nicht aufgehört: um die Bedeutung der Pyramidenmaße, um Geheimnisse, die sich vielleicht immer noch unentdeckt im Innern eingeschlossen finden könnten, um den hartnäckig behaupteten, wenn auch längst widerlegten »Fluch« des Pharao.
    Auch über den Koloss von Rhodos kursierten jahrhundertelang die verschiedensten Meinungen und Ansichten, die sich nicht selten widersprachen und einer wissenschaftlichen Überprüfung meist nicht standhielten. Eigentlich gibt es nur Rätsel über ihn, so dass man fest vermuten könnte, es habe ihn nie gegeben. Genaueres weiß man weder über sein Aussehen noch über die Technik seiner Entstehung, selbst über sein Ende lässt sich kein Einvernehmen unter den Gelehrten feststellen. Er verschwand eines Tages und hinterließ der Nachwelt nicht die geringste Spur.
    So ist das Bild des Koloss heute so verschwommen, als würde man direkt in die Sonne schauen. Und tatsächlich war es der Sonnengott selbst, der über diesem kolossalen Standbild und der Stadt, deren Eingang es krönte, Wache hielt.
D ER M YTHOS DES H ELIOS
    Der Koloss war ein Gott – es war Helios, den das Weltwunder darstellte. Rhodos, die rund zwanzig Kilometer von der türkischen Küste entfernte Insel, verdankte ihr Dasein einem verspäteten Schöpfungsakt: Zeus hatte die Erde an die Götter aufgeteilt; der Sonnengott war dabei leer ausgegangen. Helios, der Gott des Lichtes, welcher alles, was auf der Erde geschah, sah und sein strahlendes Gespann jeden Tag über den Himmel lenkte, war wie immer unterwegs gewesen, und so hatte man ihn schlichtweg übersehen. Er beschwerte sich bei Zeus und verlangte entschädigt zu werden. Aus großer Höhe, so erklärte er Zeus, habe er tief unter dem Wasser die Umrisse einer herrlichen Insel liegen gesehen. Wenn Zeus sie an die Meeresoberfläche heraufholen und ihm zuteilen wolle, würde er, Helios, sich damit zufriedengeben. Zeus erfüllte ihm den Wunsch, und Helios übernahm die aus den Fluten des Meeres geborgene Insel als Eigentum. So erzählt es Pindar, der mythengläubige Dichter.
    Der Mythos berichtet auch, dass mit der Insel das Volk der Telchinen aus der Tiefe des Meeres aufgestiegen war, Metallurgen und Zauberer, die mit ihren magischen Künsten die Götter narrten, bis Apollon sie mit seinen Pfeilen bestrafte.
    Helios, der Jüngling mit »strahlenden Augen und goldgelocktem Haar«, Bruder der Mondgöttin und der Morgenröte, ergriff

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