Die siebte Gemeinde (German Edition)
rücklings auf den Boden. Mit einem erneuten Aufschrei stieß er das Schwert von vorne in Krantos Brust, sodass es im Boden stecken blieb. »Ich bin kein Kind!«
Die verbliebenen zwei Kreuzritter fielen ergeben auf die Knie und hoben ihre Arme. Arusch, der mittlerweile am Zaun angekommen war, sprang mit einem Satz über die Latten und zog Nazares von seinem Opfer weg. Er übergab den aufgeregten, aber stolzen Jungen seiner Mutter, die er als Erstes von den Pfosten losgebunden hatte. Anschließend kniete er sich lächelnd neben Viktorianah.
»Hast du mein Dokument aus dem Beutel genommen?«, fragte er sie.
Viktorianah schaute schüchtern auf den Boden. »Ich konnte nicht anders, ich …« Doch ehe sie aussprechen konnte küsste er sie auf die Wange. »Vielen Dank, damit hast du mir das Leben gerettet.«
KAPITEL 16
Emma blätterte hektisch zwischen den Seiten des Telefonbuchs hin und her.
»Da ist sie«, rief sie und holte ihr Mobiltelefon hervor.
Elias und Gustav saßen regungslos auf ihren Stühlen. Emma wählte die Nummer und lief aufgeregt um den Tisch herum. »Hallo! Ist dort Victoria Tolmaier-Gerdes? Hier spricht Emma Kemmerling …« Emma blieb stehen und stierte auf ihr Telefon. »Aufgelegt! Sie hat einfach aufgelegt.« Sie drückte die Wahlwiederholung. »Besetzt. So ein Mist. Vermutlich hat sie den Hörer beiseite gelegt.« Emma zog ihre Augenbraue nach oben. »Wenn das Mal nicht verdächtig ist?«
In diesem Moment ertönte das Signal, welches eine Kurznachricht ankündigte. Emma starrte auf das Display.
» Kann nicht reden «, las sie Elias und Gustav vor, » müssen uns in der Innenstadt treffen. Melde mich in einer Stunde, wann und wo. Victoria. « Emma schnellte zu ihrem Stuhl und griff sich ihre Tasche. »Worauf warten wir noch? Wir müssen sofort los.«
Elias sprang von seinem Platz auf, der Professor blieb sitzen. »Fahrt ihr nur«, sagte dieser mit einer lässigen Handbewegung. »Mir brummt noch der Schädel. Ich kümmere mich hier um die Übersetzungen. Wenn ich mehr herausgefunden habe, rufe ich euch an.«
Emma und Elias stürzten zu ihrem Wagen und verließen Köln-Hahnwald. Unterwegs fuhren sie an einer Schar Menschen vorbei, die misstrauisch vor ihren Häusern standen und die Fassaden untersuchten.
»Sieht so aus, als wäre nichts Großartiges passiert«, meinte Elias. »Das war wohl zu wenig, um ein Haus umzuwerfen.«
»Ja, hier in Hahnwald vielleicht«, sagte Emma. »Mach doch mal das Radio an.«
Elias drückte auf den Tasten herum, bis er einen brauchbaren Sender gefunden hatte. Dort berichtete der Moderator von einem schwachen Beben, welches Rund um Köln die Erde erschüttert hatte. Meldungen von Sachschäden seien bisher noch keine eingetroffen.
»Wo sollen wir eigentlich hin?«, fragte Elias, als sie auf den Innenstadtring einfuhren.
»Am besten, wir fahren zu dir«, meinte Emma. »Von dort sind wir schnell an den meisten Punkten der Innenstadt.«
»Was wird mit Victoria sein?«, sinnierte Elias. »Vor wem wird sie Angst haben?«
Emma schielte abfällig zu ihm herüber. »Womöglich vor demselben, vor dem wir Angst haben …«, sie tippte sich auf die Brust, »... oder zumindest ich.«
Wiederholt ertönte das Signal einer eingehenden Kurznachricht. Emma schaute mit großen Augen zu Elias, beugte sich in den Fußraum, holte ihre Tasche hervor und kramte nach dem Telefon.
»Victoria«, sagte sie und hielt ihm das Handy zur Verdeutlichung unter die Nase.
»Und, was schreibt sie? Spann mich nicht auf die Folter.«
» Werde beobachtet. Das Treffen muss unbedingt zufällig erfolgen. Kommen Sie mit Blumen zu Patricks Grab. «
Emma drehte sich im Autositz herum und suchte die Gegend ab. »Blumen, wir müssen unbedingt Blumen besorgen. Kennst du ein Geschäft, das sonntags Blumen verkauft?«
Elias zuckte mit den Schultern. »Zur Not eine Tankstelle«, schlug er vor.
Nachdem sie ein Blumengesteck für den doppelten Preis gekauft hatten, stellten sie das Auto im Hinterhof von Elias’ Geschäft ab und eilten über einen Park, der hinter dem Antiquitätenladen begann, auf den Friedhof ›Melaten‹ zu. An einer S-Bahn-Station kamen sie aus der Anlage, überquerten die Aachener Straße und standen wenig später vor dem Eingangstor des Friedhofes. Elias schielte auf die römische Aufschrift neben dem Rundbogen.
»Transi non sine votis mox noster«, murmelte er, schaute noch einmal eindringend zu Emma.
Diese nickte, und sie traten durch das Tor. Die Linden und Platanen, die
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