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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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Irgendein Aftershave.« Sie beugte sich zu Elias und schnüffelte an seinem Hals. »Ihres ist es nicht.«
    »Ich rieche nichts«, meinte Elias. »Ich glaube eher, Sie sollten sich bei ›Wetten dass..?‹ bewerben, so häufig, wie Sie irgendein Parfüm riechen.«
    »Ach, vergessen Sie’s«, winkte Emma ab. »Fahren Sie los! Mein Magen knurrt.«
    In dem gutbürgerlichen Lokal fragte Elias schmatzend: »Und wie finden Sie es?«, während er sich ein weiteres Stück von der Rindsroulade abschnitt, die neben zwei Knödeln und einem Berg Rotkraut auf seinem Teller lag. »Habe ich Ihnen zu viel versprochen?«
    »Ja, ja, ist ganz lecker. Aber in Ekstase würde ich jetzt nicht geraten. Ich sag’s ja immer, es geht nichts über den Sauerbraten meiner Großmutter.«
    Das Restaurant, in dem sie eingekehrt waren, hatte den rustikalen Charme eines alten Landhauses. Es war nicht besonders hell im Innern, da die kleinen Sprossenfenster wenig Licht durchließen, dafür ansprechend im altdeutschen Stil eingerichtet. Die Tische und Stühle aus dunklem Eichenholz, auf denen weinrot-weiß karierte Decken und Kissen lagen, waren durch eine Holzreling abgeteilt, sodass jeder Tisch ein eigenes Abteil für sich war. In der Mitte des Gastraums zierte ein altes Weinfass den Raum, auf dem ein umgebautes Wagenrad mit Glasplatte zur Salatbar umfunktioniert worden war.
    »Sagen Sie?«, fragte Elias, der sich einen kleinen Haufen Rotkraut auf seine Gabel schob. »Ich möchte ja nicht indiskret sein, aber haben Sie eigentlich einen Freund?«
    Emma wäre der letzte Bissen beinahe im Hals stecken geblieben. Sie spürte, wie sie einen roten Kopf bekam.
    »Sie wissen schon«, antwortete sie hustend, »dass, wenn man vor einer Frage sagt, dass man nicht indiskret sein möchte, es dann meist erst recht ist?«
    »Ich weiß«, grinste er. »Ist wohl mehr so ein Höflichkeits-Ding. Ähnlich wie: Es geht mich ja nichts an ...« Verschmitzt schaute er Emma in die Augen. »Und? Haben Sie?«
    »Wie steht es mit Ihnen?«, fragte Emma. »Haben Sie eine Freundin?«
    Elias lachte. »Ich hätte es wissen müssen. Immer eine unangenehme Frage mit einer Gegenfrage beantworten. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man denken, Sie hätten Jura studiert oder wären in der Politik tätig.«
    Emma grinste Elias über das gesamte Gesicht an und schnitt sich in Siegerpose ein Stück von ihrem Sauerbraten ab.
    »Wir haben uns vor zwei Jahren getrennt«, sagte Elias kaum hörbar. »Kirsten wollte keine Kinder, und dieser nicht enden wollende Disput hat uns auseinander getrieben.«
    Emma wurde unsicher und überlegte. Sie hatte zwar schon einiges mit Elias in den letzten Tagen erlebt und kannten sich durch ihren Beruf ungefähr ein Jahr, doch über ihre privaten Beziehungen zu diskutieren bedeutete, die bisher gewahrte Distanz endgültig aufzugeben. Ein Schritt, den sie sich bei ihren Mandanten gut überlegen musste. Allerdings war Elias durch die Ereignisse ein wenig mehr, als nur ein Mandant.
    »Das tut mir leid, Herr Seydel.« Sie entschied, auf das Thema einzugehen. »Aber hat es danach keine andere Frau mehr in Ihrem Leben gegeben? Sie sind doch ein anschaulicher Mann, und Köln ist riesengroß.«
    Elias lächelte schüchtern. »Danke, aber mit 36 Jahren ist das nicht so einfach. Man beginnt mehr und mehr Eigenheiten zu entwickeln und schraubt die Erwartungen an den Partner mit der gestiegenen Lebenserfahrung immer weiter nach oben. Außerdem treibt man sich in meinem Alter nicht jeden Abend in einer Diskothek herum und Zuhause lernt man bekanntlich niemanden kennen.«
    »Wem sagen Sie das?«
    »Daraus schließe ich«, grinste Elias, »dass Sie ebenfalls alleine leben, oder wie soll ich diese Bemerkung deuten?«
    Emma legte ihr Besteck beiseite und lehnte sich zurück. »Herr Seydel, glauben Sie etwa, wenn ich einen Freund hätte, wäre ich so verbissen, wie Sie mich in den letzten Tagen kennengelernt haben?«
    Elias lachte laut auf, bis ihm die Tränen in die Augen schossen. »Ja, genau. Jetzt wo Sie es sagen, hätte ich es mir auch denken können.«
    »Nein, aber mal Spaß beiseite«, sagte Emma ernster. »Wirklich Glück hatte ich bisher nicht mit meinen Auserwählten. Die, die ich in Ordnung fand, sind vor mir geflüchtet, bevor es ans Eingemachte ging. Wahrscheinlich kommen die Männer mit meiner manchmal recht forschen Art nicht zurecht.« Sie deutete auf Elias. »Die meisten von eurer Sorte behaupten zwar, dass sie sich eine starke Frau wünschen, wenn dann

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