Die Siedler Von Botany
antworten mußt.«
»Was ist mit ›ich weiß nicht‹?«
»Du mußt klingen, als wüßtest du alles. Also sag zuerst ›Chouma‹ – ›stül‹ –, als ob du belauscht werden könntest. Dann ›Schkelk‹ …« Kris richtete sich verblüfft auf, denn sie wußte, was es bedeutete.
»›Zuhören‹?«
Zainal lächelte überrascht und nickte. »Sag es so rauh du kannst, denn du redest mit einer sehr dummen Person.«
»Ich habe dieses Wort sehr oft auf Barevi gehört«, sagte Kris traurig, und dann stieß sie das Wort mit angemessener Heftigkeit hervor. Zainal lachte und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
»Sprich alle Worte in diesem Ton aus, und sie werden dir nicht widersprechen. Du klingst fast wie eine Emassi. Nach ›Schkelk‹ wiederholst du die erste Meldung, um sicherzugehen, daß sie dich richtig verstanden haben. Danach sagst du ›Kotik?‹, was soviel heißt, daß sie dir keine weiteren Fragen stellen sollen.«
»Verstanden.«
Er ließ sie ständig wiederholen, bis er zufrieden und ihre Stimme heiser genug war, ohne daß sie sich die Kehle zudrücken mußte. Sie stellte überrascht fest, daß der erste Mond schon hell und hoch am Himmel stand, als er endlich meinte, sie sei gut genug.
Er holte den Kommunikator hervor und hielt ihn hoch. »Jetzt!«
»Jetzt? Du meinst, wir machen es heute nacht?« Sie geriet in Panik. Sie war noch nicht soweit. »Aber Bert und Raisha …«
»Sie sind da. Ich habe gesehen, wie sie hineingefahren sind. Ich bereite sie ebenfalls vor. Daher schicken wir die Meldung jetzt gleich. Noch hast du alles frisch in deinem Kopf. Und in deinem Mund.«
Er drückte auf den Sensorknopf, und für Kris viel zu schnell antwortete eine Stimme. Sie schluckte, sagte ihren einstudierten Text auf und überging eine Frage mit einem harten, rauhen »Schkelk«, wie es ihr erklärt worden war. Zainal nickte und deutete ihr mit einer Geste an, daß die Unterbrechung nichts zu bedeuten hätte. Sie sagte »Chouma« – so bösartig sie konnte – und nahm sofort wieder den gelernten Text auf. Mittlerweile hatte sie soviel Angst, daß ihr abschließendes »Kotik?« genauso heftig und drohend herauskam wie aus dem Mund des schlimmsten cattenischen Gefangenenwärters.
Ein beinahe zaghaftes »Kotik« sowie zwei Silben, die sie nicht verstand, waren die Antwort, und Zainal unterbrach die Verbindung.
»Baby, du warst ganz toll!« Zainal fuhr ihr durchs Haar und drückte sie liebevoll an sich.
»Aber was war das zum Schluß?«
»Dein Name. Du bist – oder warst – Arvonk.«
Kris verzog das Gesicht. »Ein schrecklicher Name.«
»Aber nützlich zu wissen.«
»Sie haben aber furchtbar schnell geantwortet.«
Zainal nickte. »Klar, sie wollen Zainal schnellstens zurückhaben. Sie bleiben dort, bis sie mich kriegen.«
»In einem größeren Schiff?«
»Das Scout-Schiff reicht für dieses Unternehmen völlig aus.«
»Aber sie kriegen dich nicht!« sagte sie und sprang auf.
»Nein, das tun sie nicht«, meinte er, ergriff ihre Hand und lief mit ihr hinunter zu Mitfords Büro.
Mitford mußte aufgepaßt haben, denn die Leute, mit denen er sich unterhielt, wurden sofort hinauskomplimentiert. Überrascht gingen sie an Zainal und Kris vorbei. Bert Put, dessen schmales Gesicht einen gespannten Ausdruck zeigte, und Raisha Simonova eilten durch die Schlucht, die das Lager durchschnitt, um nicht zu spät zu kommen. Gleichzeitig mit Zainal und Kris erreichten sie Mitfords Büro.
»Sind Sie mit der Meldung durchgekommen?« fragte Mitford.
»Sie kommen. Kris hat gesprochen wie eine echte Emassi.« Zainal grinste mit unverhohlenem Stolz, während er für sie die Tür aufhielt.
»Ich mußte es ja auch oft genug aufsagen, ehe es richtig rauskam«, sagte sie unwirsch, und Mitford bot ihr zum Trost sofort eine Tasse Kräutertee an, von dem jeder, der ihn einmal gekostet hatte, voll des Lobes war.
Bert und Raisha setzten sich zaghaft hin. Kris erkannte sofort, daß sie keine Ahnung hatten, weshalb sie zu dem Treffen bestellt worden waren.
»Haben Sie schon mit Ihren Leuten gesprochen, Zainal?« erkundigte Mitford sich.
»Noch nicht. Sie werden tun, was getan werden muß, und das ohne Murren.«
Mitford gab einen undefinierbaren Laut von sich und kratzte sich am Hinterkopf. Er vermied es noch immer, Kris in die Augen zu blicken. Was sie irgendwie friedlich stimmte.
»Kann ich mal etwas zum Schreiben haben?« fragte Zainal, und Mitford reichte ihm schnell ein paar Bögen Papier und einen
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