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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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trocknen, aber wir können sie räuchern. Was uns an Vieh geblieben ist, müssen wir schlachten und einpökeln. Ohne Heu würden wir die Tiere ja doch nicht über den Winter bringen. Und wir sollten mit ein paar Wagen nach Süden ins Landesinnere fahren, dorthin, wo die Turonländer nicht gewütet haben. Vielleicht können wir wenigstens ein paar Säcke Mehl kaufen. Zweitens sollten wir überlegen, wie wir uns in Zukunft besser vor Angriffen schützen können.«
    Unwillkürlich sahen alle zu Olafs Haus hinüber. Es war das einzige in Elasund, das mit einem Palisadenzaun umgeben war. Das Tor war beschädigt und geschwärzt von den Angriffen der letzten Nacht, doch es hatte standgehalten. So kam es, dass ausgerechnet der reiche Olaf der Einzige war, der keine Verluste an Mensch und Vieh oder sonstigem Besitz zu beklagen hatte.
    Candamir sprach aus, was viele dachten: »Nicht jeder hat so viele Knechte wie du, dass er sie entbehren könnte, um Holz zu schlagen, herzuschaffen und einen Zaun zu errichten.« Es klang schärfer, als er beabsichtigt hatte.
    Olaf bedachte ihn mit einem scheinbar nachsichtigen Lächeln. »Nun, wenn es dir an Arbeitskräften mangelt, muss man sich fragen, wieso du dir letzten Sommer eine neue Sklavin gekauft hast statt einen kräftigen Burschen. Vielleicht wäre es ratsam, wenn du wenigstens ab und zu mal mit dem Kopf denken würdest.«
    Es war ein verhaltenes Gelächter, das sich erhob, doch immerhin klang es natürlich, war das erste Aufflackern von Frohsinn nach dem Albtraum der vergangenen Nacht. Candamir errötete, stimmte aber selbst mit ein.
    Es war beinah Mittag, als er mit den Seinen nach Hause kam. Niemand sprach ein Wort, ein jeder war tief in Gedanken versunken. Die übrigen Sklaven tauschten unbehagliche Blicke, als sie die düstere Stimmung und das brütende Schweigen wahrnahmen, und sie sahen ihre Befürchtungen bestätigt, als Candamir die Peitsche hervorholte, um dem Sachsen die wohlverdienten Prügel zu verabreichen.
    »Candamir …«, begann Hacon zaghaft.
    »Du sei lieber still«, riet der Ältere grimmig. »Sonst kommst du gleich als Nächster an die Reihe. Ich hätte wirklich nicht übel Lust, weißt du. Ohne deine ungehörige Einmischung wäre der verdammte Turonländer jetzt tot und Osmund nicht um seine Rache betrogen worden.«
    Und was hätte die ihm genützt?, wollte Hacon fragen, aber das wagte er nicht.
    Offenbar zufrieden, dass er seinen Bruder zum Schweigen gebracht hatte, packte Candamir den sächsischen Sklaven unnötig hart am Arm und zerrte ihn hinaus, über den kleinen, grasbewachsenen Hof zum Stallgebäude hinüber. Eine Kuh lag mit durchtrennter Kehle und widersinnig nach hinten verdrehtem Kopf mitten im Hof. Rechter Hand ragte die verkohlte Ruine des Speicherhauses auf, aber der Stall, der im Winter Schafe und Pferde beherbergte, stand noch. Er war das letzte Gebäude des Hofes. Von hier aus stiegen die Weiden und Felder zum hügeligen Hinterland an. Vereinzelt wuchsen Tannen oder Kiefern, die den Tieren im Sommer Schatten spendeten und sich jenseits des Flusses zu einem Wald verdichteten.
    »Alsdann«, murmelte Candamir. Es klang ein wenig abwesend.
    Einen Moment betrachtete der Sachse seinen jungen Herrn, der ihn um mehr als einen Kopf überragte, die kräftigen Schultern, die knochige Pranke, die die Peitsche hielt. Die grauen Augen erwiderten seinen Blick kühl, fast ausdruckslos, und der Sachse erkannte mit sinkendem Herzen, wie verstört und zornig Candamir war.
    »Nun, wenn es dein Wille ist, Herr …«, sagte der Sklave seufzend.
    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte Candamir, der sich irrtümlicherweise angesprochen fühlte. »Aber dieses Mal hast du den Bogen wirklich überspannt, meinst du nicht?«
    »Könnte ich glauben, dass meine Meinung dich wirklich interessiert, würde ich noch einmal versuchen, dir zu erklären, warum ich es getan habe. Zu deinem Seelenheil und dem deiner Nachbarn.«
    »Ja, ja. Genug geschwafelt. Zieh den Kittel aus und dreh dich um.«
    Folgsam zog der Sachse sein fadenscheiniges, grau verwaschenes Gewand aus. Er trug weder Hemd noch Wams darunter. Sorgsam faltete er den Kittel und legte ihn auf einen nahen Holzstoß. Dann stützte er sich mit den Händen an der rohen Stallwand ab, stand fröstelnd in der Kälte und biss die Zähne zusammen.
    Als nichts geschah, riskierte er einen Blick über die linke Schulter. »Darf man fragen, worauf du …« Er brach ab.
    Candamir hatte sich halb abgewandt und schaute zu den Weiden

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