Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
abgesehen, war es trocken geblieben, und am Mittag hatten die Wolken sich verzogen. Der Himmel über dem Waldrand, dem Fluss und dem weiten Grasland war blau. So schön war der Anblick, der sich den Siedlern bot, dass auf Anhieb nicht einmal Siward oder Haflad etwas einfiel, das sie hätten bemängeln können. Auch die Kundschafter sahen das Land heute zum ersten Mal im Sonnenschein und waren entzückter denn je. Über sachte Hügel, die wie Wellen an einem ruhigen Tag auf See aussahen, erstreckte sich das Grasland bis zum Fuß der Berge. In der Ferne, aber doch nahe genug, dass man sie deutlich erkennen konnte, graste friedlich eine Herde Wildpferde. Ruhig und erhaben strömte der Fluss Richtung Meer, und im Uferschilf sang ein Heer von Vögeln.
    Brigitta hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich in aller Ruhe umgeschaut. »Ja«, sagte sie schließlich. »Dies ist der Ort.«
    Die Arbeit begann am nächsten Morgen. Olaf, Siward und einige andere erfahrene Getreidebauern waren sich einig: Das Grasland am Südufer des Flusses war gut genug, um dort Roggen anzubauen, der flach gesät wurde und keine hohen Ansprüche stellte. Es sei nicht einmal nötig, die Erde dafür umzupflügen, versicherten sie. Mit angespitzten Stöcken könne man Saatrillen ziehen, das reiche vollkommen aus. Bei Gerste, Weizen und Hülsenfrüchten sah es hingegen anders aus. Damit müsse man warten, bis Ackerland gerodet sei. Demzufolge war also erst im nächsten Jahr mit Bier zu rechnen, doch gab es so viele wilde Bienen im Wald, dass man auf eine reiche Honigernte hoffen durfte, und Met war ein süßer, süffiger Trost für fehlendes Bier.
    Mit den ersten Bäumen, die die Männer schlugen, bauten sie ein Floß. Dann spannten sie ein langes Tau über den Fluss. Alle opferten dafür, was sie an Walrossleder besaßen, denn es war das stabilste, das es gab. An diesem Tau wurde das Floß befestigt, und schon hatten sie eine provisorische Fähre, mit welcher die Frauen gefahrlos ans andere Ufer gelangen konnten, um dort die Roggenfelder zu bestellen. Eilhards Söhne brachen mit einem zweites Floß flussabwärts auf, um den Weg zur Landungsbucht zu suchen. Die übrigen Männer schlugen Bäume und schafften die Stämme ans Flussufer, wo sie als Bauholz verwendet werden sollten.
    »Baum fällt!«, brüllte Osmund, und Candamir, Nori und Tjorv sprangen in Sicherheit. Es war eine Tanne, die über zehn Klafter maß. Sie fiel mit eleganter Langsamkeit, aber doch mit unerhörter Wucht. Das Nadelkleid zischelte und knisterte, als fahre der Wind hindurch. Als sie lag, machten die Männer sich daran, den Stamm von Ästen und Zweigen zu befreien. Dann packten alle zusammen an, auch Hacon, Haralds Sohn Godwin, Osmunds Knecht und einige weitere Holzfäller, die in der Nähe arbeiteten, und sie trugen den schweren Stamm über die schon zahlreichen Stümpfe hinweg zum Sammelplatz. Noch waren es nur wenige Schritte bis dorthin, aber je weiter sie vorankamen, umso mehr würden sie sich naturgemäß vom Sammelplatz entfernen. Und wie sie die dicken Stämme der Eichen und Buchen bewegen und deren Wurzeln aus
    der Erde holen sollten, wussten sie noch nicht.
    Candamir setzte sich auf einen gefällten Stamm und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Was wir brauchen, sind Zugtiere«, erklärte er. Er sagte es nicht zum ersten Mal.
    Osmund ließ sich neben ihm nieder. »Es gibt so vieles, was wir brauchen«, antwortete er. »Nicht alles ist schnell zu beschaffen, aber Zugtiere werden wir in ein paar Tagen haben. Also hör auf, dich zu beschweren.«
    Candamir nickte seufzend. Osmund hatte Recht; er machte sich zu viele Sorgen, statt die milden, meist sonnigen Frühlingstage hier im Wald zu genießen. Das Eindringen der Menschen, der Lärm ihrer Stimmen und Äxte, nicht zuletzt das Umstürzen der Bäume hatten die Vögel anfangs so erschüttert, dass sie völlig verstummt waren. Doch inzwischen hatten sie sich an das hallende, rhythmische Schlagen gewöhnt und wieder zu zwitschern begonnen. Tags zuvor hatten die Waldarbeiter erneut einen Schwarm weißer Raben gesichtet.
    Candamir gefiel diese Arbeit. Das Duftgemisch aus Frühlingsblüte, Harz und frisch geschlagenem Holz war betörend. Noch Jahre später brachte der Geruch von neuem Holz ihm die Erregung und die Tatkraft dieser ersten Wochen auf Catan in Erinnerung. Das Fällen der Bäume war eine kreuzbrechende Schinderei, aber wie so viele der Männer liebte er es, sich zu verausgaben und somit seine

Weitere Kostenlose Bücher