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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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verkündete, sie seien auf der Insel ihres Göttervaters gelandet. Viele warfen sich zu Boden, um ihm auf Knien zu danken, was bei diesen stolzen, halsstarrigen Menschen nicht üblich ist. Manche küssten gar die sandige Erde. Wahrlich, so muss es gewesen sein, als die Kinder Israels ins Gelobte Land kamen.
    Ohne alle Furcht oder Besonnenheit zogen ein Dutzend Männer in den Wald, wenngleich es schon dunkelte, und wenig später kehrte der, welcher sich Osmund nennt, mit einem jungen Stier an einem Strick zurück. Der Stier war zutraulich und fügsam, denn er hatte wohl nie zuvor Menschen gesehen. Ehe er Argwohn lernen konnte, schlachteten sie ihn, brieten ihn und opferten ihn ihren Göttern, was bei diesem Volk bedeutet, dass sie ihn selbst aßen.
    Wir erkundeten die Höhlen in den Felsen der Bucht mit Fackeln, verscheuchten eine große Schar Fledermäuse, fanden die Felsenkammern ansonsten jedoch unbewohnt und geeignet, uns Obdach zu bieten. Zwei Tage und Nächte rasteten wir in dieser Bucht. Allmählich überwinden die Menschen die Schrecken der Reise und das ehrfürchtige Staunen, in welches dieser Ort sie versetzt hat, wenngleich sie nichts tun, ohne zuvor den Rat der Hexe einzuholen. Am gestrigen Morgen lief der
    Meerespfeil in die Bucht ein, eins jener beiden Schiffe, die als verloren galten. Er ist schwer beschädigt, aber bis auf ein halbes Dutzend haben alle an Bord überlebt. Auch in dieser nicht mehr erwarteten Rettung sehen die Leute ein Zeichen des Wohlwollens ihrer Götter. Doch von dem zweiten verschollenen Schiff fehlt weiterhin jede Spur. Mit der Schicksalsergebenheit, die diesen Menschen zu Eigen ist, haben sie es aufgegeben. Der Verlust vertrauter Freunde bekümmert sie, scheint ihrer Freude indes keinen Abbruch zu tun. Sie sind wie trunken von diesem Land …
    »Austin, was machst du da?«
    Schuldbewusst ließ der Sachse die Feder los, sodass ein hässlicher Klecks Tinte auf das gelbe Pergament tropfte. Dann atmete er auf. »Ach, du bist es, Herrin. Ich schreibe eine Chronik.«
    »Du tust was?«, fragte Siglind verständnislos.
    Er wies auf die Bibel in seinem Schoß, und sie kniete sich neben ihn, strich sich die Haare hinters Ohr und beugte sich neugierig über das Buch. Die letzten Pergamentseiten waren leer. Austin hatte schon lange vorgehabt, dort aufzuschreiben, was er bei diesem Volk erlebte, doch er war nie dazu gekommen, zumal er immer befürchten musste, dass Candamir ihm die Bibel wegnahm und sie verbrannte, wenn er ihn damit erwischte. Doch der Aufbruch in die neue Heimat hatte den Sachsen bewogen, das Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen, und schon letzten Winter hatte er in aller Heimlichkeit ein wenig Schlehentinte hergestellt. Sie war inzwischen natürlich eingetrocknet, und er hatte sie mit Wasser statt Wein aufrühren müssen, sodass die Schrift irgendwann verblassen würde, aber unter den gegebenen Umständen ging es eben nicht besser.
    »Ist das das heilige Buch deines Gottes?«, fragte Siglind neugierig.
    »Ja.«
    »Und du darfst einfach irgendwelche Runen hineinmalen?«
    Er lächelte. »Nein, eigentlich nicht.« Er erklärte ihr, was er tat und warum.
    Sie nickte, doch die begonnene Chronik, die Austin mit solcher Erregung erfüllte, interessierte sie offenbar bei weitem nicht so sehr wie die Bibel selbst. »Alles, was darin steht, kommt von deinem Gott?«, wollte sie wissen.
    »So ist es.«
    »Aber nur seine Priester können diese Runen lesen, nicht wahr?«
    »Nun, jeder kann es lernen. Es ist kein Mysterium. Aber in der Regel verstehen sich nur Geistliche darauf, du hast Recht.«
    »Lies mir etwas vor«, bat sie.
    »Du würdest es nicht verstehen, Herrin. Es ist Lateinisch.«
    »Die Sprache deines Gottes?«
    Er überlegte einen Augenblick. »Gott kennt alle Sprachen, denn er hat sie alle gemacht. Es ist die Sprache seiner Priester.«
    »Verstehe.« Zögernd hob sie die Rechte. »Darf ich … darf ich dein Buch einmal berühren?«
    »Gewiss.« Bereitwillig hielt er ihr die Bibel hin, und sie legte behutsam die Hand darauf. Lange. Als das dicke Buch ihm schließlich zu schwer wurde, legte er es zwischen ihnen auf den trockenen Fels. Er hatte sich vor den Eingang der Höhle gesetzt, die Candamir und sein Haushalt vorerst bezogen hatten, denn es war schon fast dunkel, und hier brannte immer ein Feuer, um die
    Fledermäuse und sonstiges Getier fern zu halten. Es war ein guter Platz. Man konnte weit über Wald, Strand und Meer blicken, und die Abendbrise wehte einem sanft um

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