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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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obwohl er wusste, dass David mit seinem Asthma kaum eine Chance hätte, in den Polizeidienst aufgenommen zu werden.
    »Du und dein Freund, Simon …«
    »Simon Sanden.«
    »Genau, Simon Sanden. Ihr wolltet also Helena Baarova besuchen«, fragte Ron.
    Davids Blick flackerte für einen Moment. Er hatte die Bilder nicht vergessen, würde sie auch nie vergessen. Vielleicht sollte Myriam ihm erklären, dass man damit leben konnte. Es sei nicht immer einfach, aber … doch David sprach weiter. »Simon und ich, wir waren auf dem Weg zum Skaterpark …«
    »Wo ist das?«
    »Unter der Friedensbrücke.«
    »Okay. Und was wolltet ihr bei Helena Baarova?«
    »Helena hat heute Geburtstag. Ich wollte ihr einfach gratulieren.«
    »Kannte Simon Helena ebenfalls?«
    »Nein, er wollte nur nicht unten auf mich warten, und Helena, sie hat nichts dagegen, wenn ich einen Freund mitbringe. Vielleicht wenn ich früher gekommen wäre …«, er stockte.
    »Nein, sie starb bereits gestern Nacht«, beruhigte ihn Ron. »Du hättest ihr nicht mehr helfen können.«
    David nickte nicht wirklich überzeugt.
    »Was ist mit Helenas Familie? Lebt sie in Frankfurt?«, lenkte Myriam das Gespräch auf Fakten. »Müssen wir jemanden benachrichtigen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat auch zuhause in Prag niemanden mehr, soweit ich weiß. Oder besser … ihre Mutter lebt, glaube ich, in Brünn. Aber sie hatten keinen Kontakt. Sie kam nach Frankfurt, weil sie tanzen wollte, verstehen Sie?«
    Myriam runzelte die Stirn und schaute zu Henri hinüber, der nun wieder aus dem Fenster starrte, wie es seine Angewohnheit war.
    Tief unten zog der Main vorbei. Der Wind hinterließ leichte Wellen auf der trüben Oberfläche, wo sich das dunklere Kielwasser eines Schiffes abzeichnete.
    Myriam richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen. »Schaffst du es, uns alles genau zu erzählen?«
    David nickte.
    »Wie seid ihr zum Beispiel in die Wohnung gekommen? Stand die Tür offen?«
    Die Stimme des Jungen blieb ruhig und gefasst, während er berichtete. Er konnte genau unterscheiden, was wichtig war und was nicht. Allem Anschein nach verfügte er nicht nur über ein gutes Gedächtnis, sondern besaß auch ein Gespür für Details.
    »Es kann nicht später als zehn gewesen sein. Ich habe geklingelt, doch sie öffnete nicht. Ich habe einige Minuten gewartet, obwohl ich einen Schlüssel habe, beziehungsweise mein Vater … und sie den zu unserem Haus, Sie wissen schon, wenn etwas passiert oder jemand von uns unterwegs ist.«
    Myriam nickte automatisch, denn David sprach vor allem an sie gewandt, was ihr schmeichelte.
    »Ich hab’ne Weile gewartet, bis ich aufgeschlossen habe. Dann betrat ich die Wohnung und habe Helena gerufen.« Er stockte kurz, um schließlich mit leiser Stimme fortzufahren: »Sie war weder in der Küche noch im Schlafzimmer oder im Bad. Ihr Bett schien unbenutzt, sodass ich zuerst dachte, sie könne nicht zuhause übernachtet haben, doch … dann habe ich die Tür zum Übungsraum aufgemacht. Und …«
    »Da hast du sie gesehen.«
    »Ja. Sie lag am Boden.« Er holte tief Luft. Myriams Blick blieb an der Infusionsflasche hängen, wo nun der letzte Rest Flüssigkeit in den Schlauch tropfte und sich langsam Richtung Arm bewegte. »Ich habe noch nie … ich meine … noch nie einen Toten gesehen. Vielleicht glauben Sie mir das nicht, aber ich wusste sofort, dass sie tot war. Nicht das Blut … das habe ich erst gar nicht wahrgenommen. Einfach, wie sie dalag.« Seine Zähne begannen aufeinanderzuschlagen, dennoch sprach er weiter, wenn er auch nur noch flüsterte. »Ich bin zu ihr gegangen. Ich habe sie angefasst. Ich wollte einfach sichergehen.« Er schaute Myriam erschrocken an »Das hätte ich nicht tun dürfen, oder?« Nun schrie er. »Ich meine, das war ein Tatort, aber … wenn ich mich geirrt hätte? Wenn sie doch nicht tot gewesen wäre?« Sein Atem wurde schneller. »Ich hätte ihr noch helfen können.«
    »Wir sollten aufhören«, sagte Myriam an Henri gewandt, der den Jungen ebenfalls besorgt beobachtete.
    »Nein«, David schüttelte den Kopf, »es geht schon.«
    »Ist dir etwas aufgefallen?«, fragte Ron. »Erschien dir etwas ungewöhnlich?«
    David runzelte die Stirn. »Alles war ungewöhnlich. Ich habe so etwas noch nie …« Er brach ab.
    »Was hast du dann gemacht?«, fragte Myriam.
    »Ich habe sofort die Polizei gerufen.«
    »Hast du etwas angefasst?«, wollte Ron wissen.
    »Nur Helena.«
    »Wie gut hast du sie gekannt?«, mischte

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