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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Oberlenningen und der Peter Bertsch aus Schlattstall sind mit ihren Männern heute vormittag zu uns gestoßen. Die Göppinger erwarten wir am frühen Abend. Späher haben uns zudem mitgeteilt, die Aichelburg stehe in Flammen.«
    »Das nennst du eine gute Nachricht?« fragte Feuerbacher entgeistert nach.
    »Was soll’s? Ist’s den Männern etwa zu verdenken, daß sie ein paar Burgen und Schlösser brennen sehen wollen?« entgegnete Jerg.
    »Du meine Güte, hab’ ich’s denn nur mit Schwachköpfen zu tun? Ihr wollt das Land in Schutt und Asche legen? Ohne mich! Ich hab’ mich nicht dazu überreden lassen, euren Hauptmann zu spielen, um zuzusehen, wie ihr schlimmer vorgeht als das übelste Adelspack!«
    Die anderen schauten sich verstimmt an. Einigen von ihnen wäre es ganz recht gewesen, Feuerbacher nur noch von hinten zu sehen. Aber in großen Teilen des Heers galt Feuerbacher als der Anführer und Wunderer nur als zweiter Mann, wenngleich dieser das etwas anders sah. Doch auch Wunderer wußte: Würde man es sich mit Feuerbacher verscherzen, konnte man davon ausgehen, daß sich mit ihm Hunderte von Bauern verabschiedeten. Damit nicht genug: Sollten sie wirklich von Angesicht zu Angesicht dem Ferdinandgegenübertreten, so rechnete man auf Feuerbacher, um das Anliegen der Bauern ehrenhaft vorzutragen. Immerhin hatte er in seiner Heimatstadt Großbottwar zur Ortsehrbarkeit gezählt und wußte als angesehener Wirt um die Redensarten der feinen Herren.
    Umständlich kramte Dettler in seiner Tasche, bis er eine zerknitterte Papierrolle hervorzog. »Hört euch an, was ich aufgesetzt habe.« Sein Blick bezog auch die anderen Männer mit ein. »Urteilt selbst, ob mein Schreiben als Feldordnung dienen kann:
»Wir, die Bauernhauptleute, fordern unsere
Männer zu folgendem Tun und Lassen auf:
Sie sollen gehorsam sein gegenüber der Obrigkeit
und am Sakrament teilnehmen.
Alte Leute und Kinder sind zu schützen,
ebenso ist im Lager der Frieden zu bewahren.
Verboten sind die Gotteslästerung, das Zutrinken,
das Zusammenrotten wie die Meuterei, ebenso
das Plündern auf eigene Faust.
Wer von der Truppe wegzieht, wird mit dem Strick
bestraft und am nächsten Baum aufgehängt, auf daß
er andere Wankelmütige abschrecke.
Kein Mann soll sein Fähnlein verlassen, sondern
bei seinen Brüdern bleiben, auf daß die einzelnen
Bauernhaufen ihre Stärke bewahren. Mutig und
entschlossen soll ein jeder dem Feind ins Auge
blicken, Feigheit und Wankelmut sind ebenso unsere
Feinde wie die fürstlichen Soldaten!
Diese Artikel gelten von Donnerstag nach
Quasimodogeniti an.
Gezeichnet: Die Bauernhauptleute.«
    Er schaute von seiner zerknüllten Papierrolle auf. »Nun, wie findet ihr das?«
    Beeindruckt nickten Feuerbacher, Dettler und Weiland mit dem Kopf.
    »Gut«, antwortete Jerg, »schreib noch dazu: Wer in der Zwischenzeit an Langeweile stirbt, wird von seinen Kameraden mit allen Ehren unter die Erde gebracht.«
    »Dein Humor war auch schon sinniger!« Dettler schüttelte den Kopf. »Da bemühe ich mich redlich, wichtige Regeln in Worte zu fassen, um aus diesem Sauhaufen ein Soldatenheer zu machen – und du redest von Langeweile!«
    »Vor lauter Debattieren vergeßt ihr, worum es hier geht! Doch wohl darum, der Obrigkeit endlich heimzuzahlen, was wir jahrzehntelang erlitten haben. Wann habt ihr euch die Nöte der Männer angehört? Ihre Gedanken, ihre Wünsche?« Herausfordernd blickte er in die Runde.
    Feuerbacher stand auf und entfernte sich von der Gruppe.
    Voller Abscheu blickte Jerg ihm nach. Feigling, schoß es ihm durch den Kopf. »Ich kann euch sagen, was die Männer wollen: kämpfen! Das wollen sie! Einstehen für das, was wir Gottes Gerechtigkeit nennen. Das Paradies auf Erden errichten.«
    »Nun, dazu werden sie schneller Gelegenheit haben, als du denkst«, erwiderte Feuerbacher, der mit einer Gruppe Fremder im Schlepptau wieder zurückgekehrt war. »Das hier ist Theus Gerber. Er und sein Stuttgarter Haufen sind hierher geflüchtet, nachdem die Soldaten des Herzogs unter der Führung des Bauernjörg ihnen auf der Spur waren.«
    »Der Bauernjörg? Wo habt ihr ihn und seine Männer das letzte Mal gesehen?« Wunderers Miene hellte sich in dem Maße auf, in dem sich die von Matern Feuerbacher verdunkelte.
    »Zwischen Herrenberg und Böblingen sollen sie gerade lagern. Und sich in Richtung Stuttgart bewegen.«
    Jerg, der weder wußte, wo Herrenberg noch wo Böblingen lagen und der auch den Truchseß von Waldburg bisher nur vom

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