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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Liebman
an Sanct Elisabethen Tag anno 17
    Revers des Friedrich von Riedern an
Elkan Liebmann vom 29. November 1417
Es sei, bluthsaugerischer Jud, der sich mit allen verschworn hat. Du weißt genau, daß ich nit zahln kann, dieß alles ist dein Werck, du gieriger Madensack. Im Märzen will ich gen Würtzpurg reitten um mein Hab und Guth einer Judenhur zu lassen. Gottes Strafe wird dich treffen und alle die Deinen, des bin ich gewiß.
Friedrich etc. etc.
den Tag vor Andree 1417
    Vertrag zwischen Friedrich von Riedern und Sara,
der Judenärztin zu Würzburg, die Übernahme aller
Güter des Friedrich von Riedern betreffend,
abgeschlossen und beglaubigt durch das Landgericht
des Herzogtums Franken am 7. März 1418
Wir Reichart von Naspach Domherr zu Wurtzpurg und Lantrichter des Hertzogenthums zu Francken tun kunt allen Leuthen mit diesem Brive daß vor uns am Lantgericht erwollet und erclagt hat und auch mit rechtem Urtheil in Nutz gesetzt ist Sara die Juden Ertztin zu Wurtzpurg uff Friderichen von Riedern zu Luden gesessen uff sin Leib und uff sin Gute und uff alles das er hat im Hertzogenthum zu Francken, Fahrendes und Ligendes, es sey Erbe, Eygen, Lehen oder Zinße, Schulden, Gülte, Zehenden, Häuser, Höfe, Ecker, Wysen und Weingartten, wie das alles geheissen, wo das gelegen ist oder Name hat, besucht und unbesucht, clein und groß, nichts usgenommen. Und Wir setzen die egenannte Sara die Juden Ertztin in Nutz obgeschribener Guter aller mit Crafft und Macht dis Brives. Ir ist auch erteilt, das sie dieselben ire erlangten Guter alle nutzen und nyssen, keren und wenden und damit thun und lassen darff was ir das beste und nutzbarst ist und daß Wir sie auch dartzu schutzen und schirmen sollen. Und wir geben ir daruber zu schirmen und zu helffen als erteilt ist die edeln wolgeborn Graven Friedrich von Henneberg und alle von Henneberg Graven, Linhart von Castell und alle von Castell Graven, Johannes von Wertheim und alle von Wertheim Graven, Hannsen Truchsessen und alle Truchsessen, sowie Albrechten von Egloffstein Hofmeister unsers gnedigen Herrn von Wurtzpurg und alle vom Egloffstein.
Das alles zu einem Gezeugnisse und zur wahren Urkund. So ist des obgeschriben Hertzogenthums zu Francken Lantgerichts Insigel gehangen an diesem Brive, der geben ist nach Cristi Gepurt viertzehenhundert Jare und darnach in dem achtzehenten Jar am nechsten Tag nach Sontag Letare.

Miltenberg, Anfang März 1418
    Es hatte begonnen, zu schneien. Dicke Flocken rieselten sacht und lautlos auf die Weinberge und Wälder, legten sich auf krumme Dächer und auf die Zinnen der Mildenburg, die hoch über der kleinen Stadt thronte. Dort, wo sie auf den Fluss trafen, schluckte sie still das Wasser und trug sie mit sich fort. Gerade noch hatten die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge ihre Blüten vorwitzig der Sonne entgegengereckt, da kehrte der Winter noch einmal zurück.
    Die Holzbohlen der Anlegestelle auf der linken Mainseite waren glitschig vom frisch gefallenen Schnee und der Feuchtigkeit des Hochwassers, das erst vor zwei Tagen wieder gesunken war. Ein kleines Grüppchen tief vermummter Menschen entstieg dem großen Lastkahn, der an der Miltenberger Lände angelegt hatte. Sie trugen dicke Winterumhänge, und ihr Atem verpuffte in kleinen weißdampfenden Wölkchen vor ihren Gesichtern. Ein paar Taglöhner, die beim Entladen des Schiffes halfen, beäugten die Neuankömmlinge misstrauisch.
    »Wer von euch kann mir sagen, wo der Jude Elkan Liebmann wohnt?«, fragte einer der Fremden.
    »In der Judenstadt, mitten im Schwarzviertel«, antwortete ein vierschrötiger Kerl, dem die Nase lief. »Ihr müsst die Hauptstraße entlang, vorbei am Wirtshaus ›Zum Riesen‹ und am Rathaus, über das Schnatterloch mit der Jakobskirche weg und dann nach hundert Schritten rechts hinunter. Es ist nicht weit.«
    »Danke.« Ezzo drückte dem Mann eine Münze in die Hand und wandte sich dann an Sara, Finus und Jochi. »Kommt. Gleich sind wir im Warmen.«
    Sie gingen durch die engen Gassen Miltenbergs, immer den steilen Schlossberg zur Linken, vorbei am »Riesen«, über den Marktplatz und dann den Weg hinunter. »Hier muss es sein«, rief Sara, als sie über der Eingangstür eines der Fachwerkhäuser die segnenden Hände der Kohanim in Stein gemeißelt sah. Sie wusste, dass Elkan Liebmann seine Herkunft von der uralten Priesterschaft des Tempels in Jerusalem herleitete. Da ging auch schon die Tür auf, und der alte Geldverleiher breitete zum Willkomm die

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